32. Bits

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Bits


„Also... ich glaub, wir nehmen besser nur den zweitbesten Döner", sagte Felix, kurz nachdem sie losgefahren waren.

„Damit noch Steigerungspotential besteht oder wie?", fragte Marie.

Er grinste. „Is auch ein Argument, ja."

Marie musterte ihn kurz von der Seite. Aber offenbar war er nicht gewillt, eine weitere Erklärung zu geben. Eine Weile schwiegen sie. Marie wünschte sich, er würde das Radio anmachen, irgendwas um die Stille zu füllen. Sie schaute aus dem Seitenfenster. „Drei", sagte sie schließlich.

„Was?"

Marie wandte sich ihm zu und sah in ein verwirrtes Gesicht, ehe Felix wieder nach vorne schaute. „Wir sind gerade an drei Dönerbuden vorbeigefahren. Zusätzlich zwei China-Restaurants, zwei Vietnamesen, drei Burgerläden und ganzen fünf Etablissements, die irgendwie italienisch wirken wollen. Ach ja, und das Absurdeste: eine schwäbische Spätzleküche. Ich sag mal so: Ich erwarte selbst vom zweitbesten Dönerladen so einiges, angesichts der Tatsache, dass wir fußläufig geschätzt fünf Dutzend Fressbuden erreicht hätten und dein Hunger so riesig ist."

Er grinste breit. „Na ja, zu Hause schmeckt es doch am besten. Is doch so'n Spruch, oder? Ich hab die Läden in meinem... Wohngebiet eben bisher am ausführlichsten getestet. Und ich bin manchmal etwas wählerisch beim Essen, also..."

„Aha." Marie nickte. „Na gut. Ähm... du wohnst aber nicht mehr in Neukölln, oder? Du meintest eben, wir fahren nach Kreuzberg?"

„Mhm."

Marie überlegte. Am liebsten hätte sie die Karte aus ihrer Tasche geholt, aber dann hätte Felix sie vermutlich ausgelacht. Kreuzberg. Sie meinte sich zu erinnern, dass das südlich lag, Richtung Neukölln. Von der Comedy-Kneipe aus dürfte das so ziemlich die entgegengesetzte Richtung zu ihrem Hotel sein. Sie schaute unauffällig auf die Uhr am Armaturenbrett. Fuck, Marie. Mach dir jetzt nicht schon wieder Gedanken über den Heimweg. Schau einfach, was passiert. Ihr Magen knurrte leise. Sie schaute wieder hinaus. Bunte Lichter in der dunklen Stadt.

Felix hielt an einer Ampel. Neben ihnen bremste ein BMW heftig ab. Die Bässe dröhnten zu ihnen herüber. Die Ampel sprang auf Grün, Felix fuhr langsam los und machte die Musik an.

Bitch, ich passe nicht mal in ein Sportwagen rein
Trink ma ein, zwei Champagner-Flaschen auf mich
Danach...

Felix machte die Musik wieder aus. Marie sah ihn an. Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn und räusperte sich.

„Ähm... wegen mir musst du das nicht ausschalten." Ihr hatte der Beat gefallen.

„Ne, passt schon. Also, passt jetzt irgendwie nicht. Hab das vorher gehört, kickt mich vor nem Auftritt so'n bisschen. Aber...gibt ja noch was anderes." Er machte die Anlage wieder an, aber Marie sah im Display, dass nun nicht mehr eine Playlist lief, sondern ein Radiosender.

I'd fly above the trees
Over the seas in all degrees
To anywhere I please, oh...

„Lenny Kravitz: Fly away", sagte Felix schnell, während er mit der Linken aufs Lenkrad trommelte und grinste.

„Ähm... ja?" Marie sah ihn an.

„Ich üb schon mal." Er stellte die Musik etwas leiser. „Mach ab und zu bei so ner Show mit. World Wide Wohnzimmer. Da gibt es so'n Spiel: Erkennst du den Song? Wenn die nicht betrügen, gewinne ich auch... na ja, meistens."

„Ach so. Okay. By the way: Lenny Kravitz rockt."

„Hört sich so an, ja."

„Hm." Marie runzelte die Stirn. „Ist das diese Sendung mit den komischen Zwillingen?"

Strange attraction (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt