94. Abenteuer

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Abenteuer

„Geil, oder?" Felix stemmte beide Hände zufrieden in die Hüften, nachdem er gemeinsam mit Marie das Loungesofa mit wenigen Handgriffen in ein Bett verwandelt hatte.

„Ähm... ja, schon", gab Marie zu, auch wenn ihr irgendwas an dem Anblick gerade komisch vorkam.

„Ich hol noch die Decken, Moment..."

Marie schaute ihm hinterher. Er wirkte ehrlich begeistert. Und sie war es ja irgendwie auch. Es sah ohne Zweifel gemütlich aus. Felix kam zurück und zusammen verteilten sie die Decken und Kissen. „Könnte auch noch jemand Drittes mitschlafen", merkte Marie an.

„Ne. Ich brauch Platz", erklärte Felix.

„Du willst wirklich hier draußen schlafen?" Marie sah ihn an.

„Äh..." Er runzelte die Stirn. „Ne. Wir wollen hier draußen schlafen. Warst doch vorhin noch begeistert, oder?"

„Ja, bin ich auch. Ich meine nur... das ist irgendwie so... woah!" Sie schüttelte sich.

„Hast doch mal davon geredet. Draußen schlafen, meine ich", erinnerte er sie.

„Ja, ich weiß. Aber wusste nicht, dass du das auch magst und... also, wir hätten ja auch einfach die Matratzen raustragen können. Aber so ein Teil hier? Das ist... echt viel... Aufwand."

„Ich fand die Idee einfach so gut, dass ich die umsetzen wollte. Und sorry, aber... für Isomatten und Schlafsäcke bin ick zu alt und verdiene zu viel." Er lachte. „Hab dit Teil jesehen und jedacht: Yo, dit sieht doch geil aus. Wollte eh noch irgendwas zum Chillen haben."

„Mhm." Marie atmete durch.

„Ey, was?" Er sah sie an, so als erwarte er irgendetwas, was ihm nicht gefiel. „Dit war doch deine Idee im Grunde."

„Ja, aber ich hatte keine Ahnung, dass du sie so... umsetzt. So ganz real."

„Wie gesagt: Fand die Vorstellung nice. Und... ey, es ist heute heiß, also... ideal, oder?"

Sie merkte, dass er unzufrieden war. Und es war ihr klar, dass sie der Grund war. Ihr Zögern, auch wenn sie im ersten Moment begeistert gewesen war. Was, verfickt noch mal, stimmt nicht mit dir, Marie? Sie schloss kurz die Augen. Zu groß, zu viel, zu...sehr. Nein, durchatmen. Das ist nichts. Nur ein netter Abend. Sie öffnete die Augen und sah zu Felix, lächelte ihn an. „Bin... einfach überwältigt, schätze ich mal. Das ist total... also wirklich eine gute Idee."

„Ick hab meine Momente." Felix lachte, offenbar erleichtert. „So, und jetzt komm! Hinsetzen. Oder legen. Wie auch immer."

„Mückenspray benutzt?"

„Check." Felix grinste. „Dann mach ick mal das Licht aus, wa? Damit die Motten och wegbleiben."

„Ja, ist sicher besser." Marie setzte sich hin und sah Felix zu, wie er das Licht im Wohnzimmer löschte und die Tür anlehnte. Kurz kam es Marie sehr düster vor, aber natürlich würden sich ihre Augen bald an die Dunkelheit gewöhnen, die ohnehin nur relativ war. Da war der Widerschein von Straßenlaternen, erleuchteten Fenstern, Flugzeugen. Und wenn sie Glück hatten auch von ein paar Sternen. Sie zog sich auf die Matratze und schob die Decke zur Seite, die sie noch nicht benötigen würde. In ihrem Nacken kribbelte es. Das Gefühl breitet sich aus bis zu ihren Ellenbogen und ihren Rücken hinunter. Fast als wäre ihr zu kalt. Aber das war es nicht. Es war einfach diese irgendwie fremde Situation.

Felix kam endlich zu ihr. „Ab und zu braucht man so'n Abenteuer, wa?"

Abenteuer, ja, das war das Gefühl. Auch wenn es irgendwie lächerlich war, eine Nacht auf einer Dachterrasse so zu bezeichnen. „Dachte, davon hast du genug, so auf Tour."

Strange attraction (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt