51. Distanz

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Distanz

Marie überprüfte gerade, ob sie im Schlafzimmer das Fenster geschlossen hatte, als es klingelte. Okay. Pünktlich, stellte sie mit einem Blick auf ihre Uhr fest. Auf die Minute. Sie ging in den Flur und öffnete die Wohnungstür.

„Hi." Felix grinste breit.

„Hi", erwiderte Marie mit einem kurzen Lächeln, ehe sie einen Schritt zurückmachte, damit er eintreten konnte.

Felix schloss die Tür hinter sich und irgendwas in seinem Blick ließ Marie ahnen, was er eventuell vorhaben könnte. Sie verschränkte die Arme und schaute zur Seite, denn sie hörte bereits, wie Lucia sich aus dem Wohnzimmer näherte.

„Ah, hallo!", begrüßte Lucia Felix und hielt ihm die Hand hin. Es sah ein wenig so aus, als fordere sie einen Handkuss ein, aber das lag einfach an ihrer grundsätzlich selbstbewussten Haltung.

„Hallo." Er gab ihr die Hand. „Ich bin Felix."

„Lucia." Sie nickte.

Marie beobachtete die Begrüßung, fast froh, dass sie die Vorstellung nicht übernehmen musste. Sie sah, wie Felix ihre Freundin musterte. Kein Wunder, bei Lucia schauten die meisten lieber zweimal hin, das war Marie gewohnt. Und Lucia auch. Für gewöhnlich genoss sie die Aufmerksamkeit, wenn dahinter nichts anderes als freundliches Interesse und Wertschätzung ihrer Attraktivität zu vermuten war.

„Alles gepackt?", fragte Felix und schaute Marie an.

„Mhm." Sie nickte.

„Na dann können wa ja gleich los."

„Ja." Marie ging ins Schlafzimmer und schnappte sich ihren Rucksack, nachdem sie noch einmal überprüft hatte, dass sämtliche Schnallen weggesteckt waren und die Schutzhülle, die sie sich für den Flug zugelegt hatte, fest saß. Ein letzter Blick durch den Raum. Zurück im Flur schaute sie noch einmal schnell in die anderen Zimmer. Dann nahm sie ihre Tasche von der Garderobe und legte sich die Jacke über den Arm.

Felix nahm Lucias Koffer und ging voraus in den Flur. Lucia schaute Marie breit lächelnd an und nickte. Was auch immer sie ihr damit sagen wollte, Marie hatte gerade anderes im Kopf. „Geh doch schon mal", sagte sie. „Muss gerade noch mal schauen..."

„Ja, ja, schon klar." Lucia grinste und verdrehte die Augen, folgte aber Maries Vorschlag.

Marie warf noch einmal einen Blick in alle Zimmer, auf alle Fenster, auf den Herd. Das Licht im Bad war aus. Gut. Sie zog die Wohnungstür hinter sich zu, schloss zweimal ab und eilte die Treppe hinunter.

Von der Haustür aus sah sie Felix und Lucia vor dem geöffneten Kofferraum des Mercedes auf der anderen Straßenseite stehen. Marie ging durch den kleinen Vorgarten, schloss das schmiedeeiserne Tor hinter sich und überquerte die Straße. Lucia sah sie kommen, lächelte und ging um das Auto herum, um sich auf die Rückbank zu setzen.

Felix nahm Marie den Rucksack ab und legte ihn neben den Koffer. „Alles klar?", fragte er, irgendwie eine Spur argwöhnisch.

„Bin nervös", gab Marie zu. „Reisefieber."

„Ach so, ja." Er nickte. „Hab leider keinen Joint dabei."

Sie schüttelte den Kopf. „Geht schon. Freu mich ja auch." Auf den Urlaub und darüber, dass er da war. Sie lächelte.

Auf der Fahrt schwieg Marie die meiste Zeit. Lucia hingegen war wie immer von einem energiegeladenen Tatendrang und überlegte laut, wie sie die nächsten Tage verbringen würden. „Warst du schon mal in Schweden?", wandte sie sich schließlich an Felix.

„Ja, mal auf so ner Busreise als Jugendlicher. Is ewig her. War aber schön da."

„Mhm", machte Lucia zustimmend. „Schweden ist vielleicht nicht immer gut zum Party machen. Aber wenn man mal ausspannen will... Hach ja..."

Strange attraction (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt