58. Beobachtungen

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Beobachtungen


„Hi!" Felix hatte die Tür geöffnet und grinste breit.

„Hallo", sagte Lucia gut gelaunt.

„Hi." Marie lächelte.

Felix nickte, machte einen Schritt zurück und dabei eine einladende Geste mit der Hand. Während Lucia direkt eintrat, nutzte Marie die Gelegenheit, ihn kurz zu mustern. Er trug weite Shorts und ein wild gemustertes Hemd in dezenten Farben. Der Sommer war eindeutig da. Marie betrat die Wohnung, und Felix und sie sahen sich an, während er die Tür schloss. „Jut", sagte er.

„Mhm", machte sie zustimmend, auch wenn sie selbst nicht genau wusste, was sie sich damit sagen wollten. Aber irgendwie war es trotzdem klar.

Im Wohnzimmer stießen sie auf Julian, der gerade von der Dachterrasse reinkam. Lucia, die voranging, grüßte ihn mit einem „Hallo!"

„Hi." Julian lächelte leicht. „Julian. Der Bruder."

Lucia lachte. „Lucia. Die IT-Göttin. Also, nur falls es darum geht, sich mit seinem Superheldennamen vorzustellen. Ansonsten bin ich mit keinem hier verwandt."

„Hi", sagte Marie, der Lucias extrovertierte Art gerade etwas unangenehm war, an Julian gewandt.

„Yo, ham wa dit erledigt." Felix zog sein Handy aus der Hosentasche. „Also ich habe echt Hunger. Können dann gleich bestellen, wa?"

Lucia und Julian stimmten zu.

„Wo denn?", fragte Marie.

„Weiß nicht, guck grad in der App."

„Kennst du die Pizzeria auf der anderen Seite vom Park?"

„Ne. Wie heißt die denn?" Er scrollte durch die Liste.

Da Federico, glaube ich. Die sind nicht in der App, soweit ich weiß. Musst auf der Homepage schauen und dann anrufen."

„Oder wahlweise ne Brieftaube schicken oder wie?"

„Ne, die lassen die aus Hygienegründen neuerdings nicht mehr in die Küche."

„Hm." Felix nickte. „Aber schmeckt?"

„Ja. Bestell da ab und an was und hol's dann auf dem Weg von der Arbeit ab. Die liefern aber auch."

„Weiß nicht. Haben die da auch Pizza mit Rote Beete und Ziegenkäse und so fancy stuff? Julian ist da in letzter Zeit ziemlich wählerisch."

„Haha", machte Julian und er und Felix wechselten einen Blick. „Das sagt der Richtige."

„Okay, okay", sagte Marie, die vermutete, dass das nur eine lieb gemeinte Kabbelei unter Geschwistern war. „Ich glaube, die haben da eher so ne normale Auswahl. Klassisch italienisch."

„Na, klingt doch gut", meinte Julian.

„Solange Tomaten und Mozzarella drauf sind, bin ich zufrieden", sagte Lucia.

„Okay." Felix nickte. „Da Federico kriegt ne Chance."


„Ne, Recife ist da nicht besser als Rio oder São Paulo. Da gibt es jeden Tag irgendwelche Überfälle, überdurchschnittlich viele Morde im Jahr und alles. Und ist halt auch krass, ja? Man lebt da in so geschützten Communities quasi, aber dann gibt es eben auch die Favelas. Am Anfang dachte ich, ich kann das nicht. Fühlte sich irgendwie falsch an. Aber wir waren ja dafür da, um eben Infrastruktur aufzubauen. Chancengleichheit schaffen, auch an Schulen und so was als NGO."

Strange attraction (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt