104. Gegensätze

973 42 13
                                    

Freundliche Erinnerung: Ab zum Ticketkauf!

Bei mir wird das leider nix diesen Herbst, aber ich drück jeder von euch, die sich in die Warteschlange einreiht, die Daumen. Und ich freu mich für euch mit, wenn's geklappt hat!

Gegensätze

But I'm a creep
I'm a weirdo
What the hell am I doin' here?
I don't belong here...

Marie wiegte ihren Kopf im Rhythmus und formte mit ihren Lippen die Worte, die sie lautlos mitsang, während sie die Schüssel abwusch und auf die Abtropffläche legte. Sie trocknete sich die Hände ab und schreckte zusammen, als sich plötzlich zwei Arme um ihre Taille legten. Ihr Herz fing wieder an zu schlagen und sie drehte sich zu Felix um, der sie sofort losließ. Sie nahm die Kopfhörer raus.

„Sorry." Er grinste. „Wollte dich nicht erschrecken."

„War nur wegen der Musik. Hab dich nicht gehört."

„Sacknähte?"

„Nicht ganz."

Er schaute sich um und nahm eine Bluetoothbox vom Küchenregal. Von denen besaß er, wie Marie aufgefallen war, definitiv mehr als die haushaltsübliche Menge. Er stellte die Box auf die Theke, neben Maries Smartphone. „Kannste auch nutzen."

„Wollte eure Aufnahme nicht stören."

„Glaub nicht, dass man dit jehört hätte." Er nahm ihr Smartphone und hielt es Marie hin. „Koppel das mal."

Sie zögerte zunächst, folgte dann aber seinen Anweisungen.

I want you to notice
When I'm not around
So fuckin' special
I wish I was special...

„Wow." Felix lachte kopfschüttelnd, als die ersten Takte aus der Boombox gekommen waren. „Dit nenn ick ma Depri-Mucke."

„Na ja, sehr... emotional jedenfalls, ja", gab Marie zu.

„Das zieht einen ja richtig runter, wenn man gerade mies drauf ist."

„Hab ein Gegenprogramm gebraucht. Nach... eurer Mallorca-Nummer."

„Haste also jehört."

„Mhm."

„Und?"

Marie kniff die Lippen zusammen. „Moment." Sie scrollte auf ihrem Smartphone herum und wechselte zu Felix' und Tommis Lied.

„Ah ja. Gleich viel besser, oder?" Er grinste breit.

Marie schaute ihn an, während das Lied sie beschallte. Sie bemühte sich, flach zu atmen.

Grillsaucen kommen nach links
Der Joghurt in die Mitte zum Wein
Doch das Wichtigste ist allerdings
Auf Malle kommt die Gurke unten rein...

„Und?", fragte er erwartungsvoll.

„Pscht!" Marie sah ihn tadelnd an und legte einen Zeigefinger auf ihre Lippen. Konzentriert hörte sie weiter zu, den Blick unfokussiert in die Ferne gerichtet, nickte dabei langsam, hob ab und an eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. Als die letzten Töne verklungen waren, stoppte sie sicherheitshalber die automatische Wiedergabe und atmete tief durch.

„Und?", wiederholte Felix seine Frage.

Sie rückte ihre Brille zurecht, ehe sie Felix ansah. „Du findest Radiohead deprimierend, ja? Ich finde euren so genannten Hit deprimierend. Ehrlich: Man kann so wunderbare Poesie mit der deutschen Sprache gestalten. Und dann... kommt die Gurke unten rein." Sie seufzte, schüttelte den Kopf und fasste sich an die Stirn. „Traurig, wirklich traurig." Es zuckte um ihre Mundwinkel.

Strange attraction (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt