Kapitel 16

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Ich war noch eine weitere Woche im Krankenflügel gewesen, welcher sich im Palast befand. Zwar in einem hinteren Teil, aber dort war einer. Dieses Gebäude hatte ich nie verlassen, seit ich mich im Kerker aufgehalten hatte.

Ein Arzt hatte mir erklärt, dass ich zuerst drei Wochen im Koma lag. Dem Tod war ich knapp entronnen. So kurz davor gescheitert, dadurch wurde mein Hass größer. Beinahe hätte ich es geschafft, aber hatte leider überlebt.

Nach den drei Wochen war ich kurz wach gewesen, daran erinnerte ich mich. Amun hatte damals mit mir gesprochen, bevor ich erneut weggetreten war.

Anschließend war ich zwei weitere Tage bewusstlos gewesen.

Dann noch eine weitere Woche im Krankenflügel zur Erholung. Ich hatte wirklich lange gebraucht, um gesund zu werden.

Der Aufenthalt war sehr langweilig. Gwen hatte mich immer wieder besucht, nur hatte sie hier wenig zu tun. Es gab genug Schwestern und Ärzte, die mich versorgten.

Mittlerweile hatte ich mich mit ihr angefreundet. Wir waren auf einer Wellenlänge und hatten uns auf Anhieb verstanden. Das war ein kleiner Trost in dieser Lage.

Die Ärzte und Schwestern waren alles Menschen gewesen. Das war sicher die Absicht von Amun, damit ich niemanden Schaden zufügte.

Amun hatte ich in dieser Woche kein einziges Mal gesehen. Scheinbar hatte er kapiert, dass ich meine Ruhe haben wollte. Gut für ihn, aber mir war klar, dass ich ihn irgendwann wiedersehen würde. Letzten Endes war ich immer noch seine Mate.

Etwas in mir vermisste ihn und wollte Amun unbedingt sehen. Es war zum Schreien, ich wollte das kein bisschen. Ich wollte nicht diesen Mann wollen, aber tat es. Dennoch gab ich mein bestes diesen Drang zu unterdrücken und dieses Empfinden zu verdrängen. 

Heute wurde ich entlassen und Gwen würde mich auf mein Zimmer begleiten. Sie hatte mir bereits erzählt, dass es jenes war, in welchem ich schon einmal erwacht war, nach der Betäubung von Amun. Damit hatte ich kein Problem, denn es war ein schönes Zimmer.

Ich versuchte mich mit meiner aktuellen Situation abzufinden, also versuchte ich alles positiv zu betrachten. Das fiel mir durchaus schwer, jedoch wagte ich den Versuch.

Gwen bot mir ihren Arm an und ich hakte mich unter. Gemeinsam verließen wir das Zimmer und ich verabschiedete mich noch von den Mitarbeitern, an denen wir vorbeikamen. Sie hatten sich alle Mühe gegeben und waren stets höflich. Zumindest die Menschen unter den Werwölfen schienen nett zu sein.

Als wir den Krankenflügel verließen, kam ich aus dem Staunen gar nicht raus. Dieser Palast musste riesig sein und war wunderschön. Gwen war wie eine Freundin für mich, weshalb ich mein Erstaunen nicht verbarg.

Gemeinsam gingen wir einen Gang entlang und es war unheimlich, wie viel Geld jemand haben musste, um dieses Gebäude zu besitzen.

Alles sah neu und modern aus. Meiner Ansicht nach passte das zu keinem Werwolf. Dafür sah alles zu edel aus.

Unzählige Bilder hingen an den Wänden. Irgendwie war das mit der Kunst so ein Ding der Reichen. Es mag schön aussehen, aber meist war es einfach übertrieben.

Gwen grinste mich breit an und fragte: „Das ist atemberaubend, oder?" Ich schüttelte ungläubig den Kopf und antwortete: „Das ist unglaublich. So etwas habe ich noch nie gesehen."

Wir gingen eine Treppe hoch und ich betrachtete nochmal kurz das hinter uns. Dort hing ernsthaft ein Kronleuchter an der Decke. Es war ein großes Teil mit mehreren Kristallen. Das dürfte der Eingangsbereich sein, welchen er erleuchtete.

Hm.

Ich wandte mich nach vorne um mich auf die Stufen zu konzentrieren, ansonsten fiel ich noch auf den Boden, was ich als letztes gebrauchen konnte.

Aber diese große Holztür schien der Ausgang zu sein aus diesem Ungetüm von Gebäude. Den Weg bis dorthin würde ich mir gut merken. Ich ließ mir den Optimismus nicht nehmen, irgendwann fliehen zu können.

Nach einem Räuspern sagte ich zu Gwen: „Mir war unklar, dass diese Monster schöne Häuser haben oder einen umwerfenden Palast." Diese Beschreibung traf es viel besser. Ein Haus konnte man das wohl kaum nennen.

Empört antwortete Gwen: "Werwölfe sind keine Monster." Dann fing diese Diskussion schon wieder an. Da hatten wir eine große Meinungsverschiedenheit.

Aber das verzieh ich ihr, ansonsten verstanden wir uns gut. Und mir war bewusst, dass die Frau eine Gehirnwäsche bekommen hatte. Dafür würde ich sie nie verurteilen. Am Ende war sie ein Mensch, die waren viel leichter zu manipulieren.

Als Antwort gab ich ein Seufzen von mir. Die Diskussion verschob ich auf später, wenn ich den Nerv dafür hatte. Theoretisch musste ich sie auf meine Seite bringen. Danach könnte Gwen mir bei einer Flucht helfen.

Als wir das andere Ende der Treppe erreicht hatten, war ich erleichtert. Sie hatten mich sehr verausgabt, was mir sagte wie weit ich von fit entfernt war. Man glaubte kaum, wie fertig es einen Elementträger machte, wenn sein Element unterdrückt war.

Gwen schien das aufzufallen, denn sie erklärte: "Wir sind bald auf deinem Zimmer." Ich nickte nur und war dankbar für ihren Halt.

Danach waren es nur noch ein paar Meter, bis wir endlich vor einer weißen Holztür standen.

Danke, ich hatte den Weg geschafft.

Gwen öffnete uns die Tür und so konnten wir den Raum betreten. Das Zimmer war exakt so, wie ich es in Erinnerung hatte. Allerdings war der Fieberwahn und diese unfassbaren Schmerzen keine guten.

Wir gingen zum Bett hinüber und bevor ich mich setzte, schlug Gwen mir die Decke zurück. Ich sah zu ihr und sagte: "Das ist wirklich sehr nett, aber..." Sie sah mich tadelnd an, weshalb ich still wurde. "Davina, das ist meine Aufgabe und ich mache das gerne. Außerdem bist du noch krank."

Ich setzte mich und das mit einem Seufzen. "Danke." Ich schenkte ihr ein leichtes Lächeln und sie tat es mit einer Handbewegung ab.

„Du solltest dich ausruhen. Die Ärzte meinten, dass du heute nicht mehr viel unternehmen sollst." Ich nickte und hatte kein Problem damit. Die Müdigkeit spürte ich tief in mir, ein bisschen Ruhe konnte ich in meinem Zustand gebrauchen.

Gwen deutete auf das Nachtkästchen und sagte: "Wenn du diesen Knopf drückst, dann kommt in kürzer Zeit jemand vorbei. Also wenn du was brauchst oder etwas ist, dann musst du ihn nur drücken."

Ich sah hinüber und tatsächlich lag dort ein kleines Gerät mit einem schwarzen Knopf darauf. Wie schön, man sperrte mich nicht einfach ein, sondern gab mir eine Möglichkeit mich zu melden.

"In Ordnung und danke."

Sie fuhr fort: "Irgendjemand ist immer hier, also du musst dir keine Sorgen machen. Niemand wird dich ignorieren und zur Stelle sein, falls du etwas brauchst." Ich nickte und war erstaunt. Man wollte mir wohl einen angenehmen Aufenthalt ermöglichen.

Ich legte mich unter die Decke und währenddessen sagte Gwen: "Morgen in der Früh komme ich wieder. Aber jetzt lasse ich dich schlafen." Das war eine der besten Ideen überhaupt. In einem freundlichen Ton antwortete ich: "Gute Nacht und schlaf gut, Gwen."

"Danke, du auch." Nach einem letzten Lächeln wandte sie sich ab und machte sich daran das Zimmer zu verlassen.

Natürlich schloss sie hinter sich ab. Seit meinem Ausbruch, wurde die Tür stets versperrt, das war in meinem Krankenzimmer dasselbe gewesen.

Tja, das hatte ich mir selbst zuzuschreiben.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt