Kapitel 36

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Die nächsten Tage bekam ich Amun nie zu Gesicht. Und ja, ich vermisste ihn und das sehr. Ich dachte den ganzen Tag an ihn. Er ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. 

Wenn ich an den Kuss dachte, dann vermisste ich ihn noch mehr. Etwas in mir schrie nach ihm und wollte unbedingt zu ihm. So dringend, dass ich beinahe starb.

Aber ein anderer Teil, wollte ihm so fernbleiben, wie nur möglich. Mein Inneres war in einem ständigen Widerspruch und Kampf. 

Ansonsten war mir endlos langweilig. Ich hatte nichts zu tun und war eine Gefangene. Gwen war zwar meist bei mir und gab ihr bestes. Aber mir war sehr langweilig. 

Jeden Tag war ich in den Garten gegangen, natürlich immer in Begleitung von Gwen. Alleine durfte ich nie durch den Palast. Das konnte ich verstehen, Amun war nicht dumm. 

Da ich in den Garten durfte, konnte ich so Energie tanken. Mir waren schon ein paar Fortschritte gelungen, wie ich mit meinem neugewonnenen Element umgehen konnte.

Es war eine kleine Freude, dass ich das ziemlich schnell lernte. Immerhin hatte ich niemanden der mir helfen oder Tipps geben konnte. Ich musste mir selbst eingestehen, dass ich stolz auf mich war.

Meine Lieblinge waren die Stiefmütterchen und aktuell kniete ich vor ihnen. Ich streichelte einer sanft über die Blüte und sagte: "Wie immer seht ihr wunderschön aus." Ich bekam eine positive Rückmeldung und die freute mich.

Gwen neben mir meinte: "Da muss ich Davina Recht geben." Mittlerweile sprach sie selbst mit den Pflanzen, obwohl sie keine Antwort bekam, eher verstand sie diese nicht oder nahm sie kaum wahr.

Mit einem Lächeln sah ich zu ihr und erklärte: "Sie freuen sich darüber und genießen unsere Gesellschaft."

Gwen widmete sich einer Blume und fuhr über ein Blatt. Im Grunde verhielten wir uns wie Verrückte für die Werwölfe. Die fragten sich bestimmt was wir hier ständig machten. Laberten mit den Blumen und streichelten sie auch noch.

"Guten Tag die Damen." Vor Schreck zuckte ich zusammen und Gwen hatte einen kleinen Aufschrei von sich gegeben. Beide sahen wir hinüber und mein Blick wechselte sehr schnell zu genervt.

Taran lächelte zuerst Gwen breit an und anschließend sah er zu mir, was seinen Gesichtsausdruck in das Gegenteil verwandelte.

"Königin, ich hoffe..." Ich stand auf und unterbrach ihn wütend: "Nenn mich nicht so!" Er ärgerte mich viel zu gerne.

Taran lächelte mich nun falsch an und sagte: "Kräuterhexe, so leid es mir tut, aber ich soll dich auf dein Zimmer bringen, da Gwendolyn auch noch anderes in ihrem Job zu tun hat."

Das war schade, denn sie war die einzige Person, die mich bei Verstand hielt. Damit sie kein schlechtes Gewissen hatte oder Bedenken, widmete ich mich ihr. "Dann sehen wir uns spätestens morgen wieder."

Sie nickte und umarmte mich schnell. Leise flüsterte sie: "Reiß Taran nicht den Schädel ab, ihr zwei schafft sicher wenigstens einmal eine normale Unterhaltung."

Nein, eher nicht. Diese Frau hatte so abwegige Vorstellungen wie sonst niemand.

Gwen löste sich von mir, winkte mir leicht zu und eilte schon davon. Dahin war sie, meine einzige Hoffnung, welche mich dem Wahnsinn fernhielt.

Ich wandte mich an Taran und deutete um mich. "Wie wäre es mit einem Kaffeekränzchen mit den Pflanzen? Wäre das nicht eine tolle Idee?"

Dieser maßlos genervte Gesichtsausdruck war diese Aussage hundertmal wert gewesen.

"Nein." Es klang bestimmend, weshalb ich lachen musste. Da ich sowieso nicht scharf auf seine Gesellschaft war, ging ich los in Richtung Schloss. Bevor ich mit ihm Zeit verbrachte, war ich lieber alleine auf meinem Zimmer und verrottete.

Taran schloss problemlos mit mir auf und fragte: "Wie waren deine letzten Tage?" Diese Frage war verstörend, denn sie hatte nett geklungen.

Kurz brauchte ich, aber antwortete schließlich: "Ganz gut, wie du siehst atme ich weiterhin. Und deine?"

"Zum Glück und sie waren sehr arbeitsreich. Das Ungeziefer nervt viel zu gerne." Damit dürfte er die Jäger meinen, weshalb ich nicht darauf einging. Am Ende käme ein Streit raus und genaue Infos würde ich nie erhalten.

Was mit Amun war fraß mich innerlich beinahe auf und ich musste einfach fragen. Vermutlich würde ich ansonsten doch noch sterben.

"Was ist mit dem König? Wann kommt er nach Hause?"

Irgendwann musste er in diesem verdammten Schloss sein. Es war grausam, wenn er sich weiterhin sonst wo aufhielt und was auch immer machte.

Mein Blick wanderte zu ihm hinüber und gelassen antwortete Taran: "Wir sind seit gestern Nachmittag zurück. Es geht ihm gut und er ist längst zu Hause."

Ich blieb stehen und mir brannte eine Sicherung durch, denn das war gemein. Er war im selben Haus wie ich und das seit gestern, dennoch empfand Amun es als unnötig mich zu besuchen.

War das sein Ernst?

War das wirklich sein Ernst?!

War das wirklich, wirklich, wirklich sein Ernst?!

Amun musste mich verarschen und am besten riss ich ihm sofort den Schädel ab. Das war doch kein Verhalten.

Ich ging weiter und fragte wütend: "Und er hielt es für unnötig mich zu begrüßen?" Ein simples Hallo hätte er wohl hinbekommen.

Taran folgte mir, unterdrückte ein Lachen und meinte: "Laut Gwendolyn hast du ihn kein bisschen vermisst. Scheinbar warst du sehr deutlich."

Natürlich hatte der König Gwen befohlen ihn am laufenden zu halten und logischerweise musste sie das tun. Anlügen konnte sie ihn schlecht, ansonsten bekam sie Probleme. Ich würde ihr kein bisschen böse sein, aber ihm zu tausend Prozent.

Allerdings hatte Taran recht, denn das hatte ich gesagt und hatte es versucht überzeugend rüberzubringen. Unter anderem um mir diesen Mist selbst einzureden.

Mir kam ein neuer Einfall, wie ich das abtun konnte und den sprach ich aus: "Mir ist langweilig. Ich möchte endlich eine Beschäftigung bekommen, ansonsten drehe ich durch. Dieser Mann sperrt mich ein und gibt mir nichts zu tun! Das muss geklärt werden!" Gegen Ende war ich lauter geworden, da es mich unfassbar verärgerte.

Es war eine bodenlose Frechheit was diese Bestie mir antat.

Ich beschleunigte meinen Schritt und rief: "Bring mich sofort zu ihm!" Amun würde ich meine Meinung an den Kopf werfen und das glasklar.

Was fiel ihm ein?

Nein, so ging er sicherlich nicht mit mir um. Ich hatte Besseres verdient und das teilte ich ihm sehr gerne mit. Anschließend änderte er im idealen Fall sein Verhalten.

Nun lachte Taran wirklich, was mich kein bisschen beruhigte. Aber meine Wut sparte ich für Amun auf, der sollte die volle Ladung erhalten.

"Sehr gerne, Königin."

Ich biss meine Zähne zusammen, um ihm keine dumme Antwort zu geben.

Allerdings fuhr er fort: "Er ist sicher hocherfreut dich in diesem Zustand anzutreffen. Die gute Laune verschenkst du als wäre es das Leichteste auf der Welt."

Ich blieb stehen, drehte mich zu Taran um und funkelte ihn an. "Dieser Mann behandelt mich als wäre ich Luft. Das lasse ich auf keinen Fall auf mir sitzen."

Er hob eine Augenbraue und musterte mich skeptisch. "Also hast du ihn doch vermisst."

Ich war aufgebracht die Hände in die Höhe und rief: "Natürlich nicht! Mir ist nur langweilig! Ich will eine Beschäftigung!"

Schnellen Schrittes eilte ich weiter und kam bei den paar Stufen an, welche zum Schloss hoch führten.

Wenn ich genauer darüber nachdachte war es tatsächlich dumm, wenn ich das wütend machte. So erkannte Amun wie es eigentlich in mir aussah. Die paar Minuten zu seinem Büro sollte ich versuchen mich zu beruhigen. Vielleicht sollte ich es doch an Taran auslassen, wobei der alles Amun erzählen würde.

Auf diesem verdammten Grundstück war wirklich jeder gegen mich.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt