Kapitel 23

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Der gestrige Kuss war unglaublich gewesen. Dieses Gefühl und diese Funken, die waren etwas was man erneut fühlen wollte, was ich mir niemals erlauben durfte.

Ich hatte die Kontrolle über mich selbst verloren. Das durfte mir kein weiteres Mal passieren.

Amun war nun klar, dass ich ihn genauso wollte. Wobei ich ihn eigentlich verabscheute. Nein, ich hatte selbst keine Ahnung mehr.

Ich hatte ewig zum Einschlafen gebraucht, denn meine eigenen Gedanken machten mich verrückt.

Heute ging es mir kaum besser. Ich wollte schreien und schreien oder meinen Schädel gegen die nächste Wand knallen. Zu meinem Selbsthass war Wut auf mich selbst hinzugekommen.

Wie hatte ich das zulassen können? Wie? Warum hatte ich das getan? Warum hatte ich dieses Monster geküsst?

Ich war heute früh wach geworden und tigerte im Zimmer auf und ab. Irgendwie musste ich mir etwas einfallen lassen. So konnte es nicht weiter gehen, dafür musste ich eine Lösung finden.

„Guten Morgen, Davina." Erschrocken fuhr ich zusammen, denn ich hatte gar nicht gehört, dass Gwen herein gekommen war. Meine Gedanken hatten mich vollkommen vereinnahmt.

Mein Blick schnellte zu ihr und es dauerte einen Moment bis ich antwortete: „Guten Morgen." Sie schenkte mir ein Lächeln und ich versuchte mich an einem. Keine Ahnung, ob man es mir abkaufte, aber den Versuch war es wert.

Gwen meinte: "Ich habe heute eine Überraschung für dich. Also bereiten wir dich vor und dann geht es los."

Eine Überraschung?

Meine Neugier hatte sie damit geweckt, weshalb ich fragte: "Und was genau?" Sie fing zu lachen an, was von mir ein Seufzen einbrachte. Es war klar gewesen, dass sie mir das natürlich verschwieg.

Allerdings wollte ich dieses Zimmer unter keinen Umständen verlassen, solange Amun hier war. Zukünftig wollte ich ihn meiden als hätte er die Pest.

Deshalb fragte ich: "Ist der König zu Hause?" Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und sah mich böse an. "Davina, du willst nicht ernsthaft bei dem schönen Wetter in deinem Zimmer bleiben? Der Garten ist wunderschön und die Sonne gibt einem gute Laune."

Im Grunde hatte sie mir damit verraten, was die Überraschung war. Und das war eine sehr gute Idee, wenn man nie nach draußen ging, schnappte man irgendwann über. Außerdem waren dort Pflanzen, so könnte ich meine neu entdeckten Fähigkeiten testen.

"Gwen, da bin ich dabei." Sie nickte und deutete zum Schrank. "Dann zieh dich um, aber zuerst gibt es Frühstück, danach geht es in den Garten."

Darum musste sie mich kein zweites Mal bitten. Ich ging gleich los und antwortete dabei: "Geht klar."

Zu meiner Überraschung folgte sie mir, scheinbar wollte sie die Beratung spielen, dabei gingen wir nachher nur in den Garten. Ein sonderbares Styling brauchte ich dafür nicht.

Sie meinte: "Es ist draußen wirklich warm. Wie wäre es mit einem Sommerkleid? Dann haben wir Partnerlook."

Ich betrat gerade den begehbaren Kleiderschrank und drehte mich anschließend zu ihr um. Ich musterte Gwen und sie trug ein kurzes rosa Kleid mit Blümchen darauf. Das schrie tatsächlich nach Sommer.

Mit einem Seufzen sah ich einmal die Runde und hatte keine Ahnung für was ich mich entscheiden sollte. Es gab sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten.

Röcke und Kleider hatte ich in meinem Leben selten getragen, da ich ständig trainierte oder in Bereitschaft war. Mein Job hätte so ein Outfit nicht wirklich zugelassen. Es wäre unpassend gewesen.

Gwen hatte längst ein Kleid in der Hand und hielt es in meine Richtung. "Das wäre dem meinen ähnlich. Es ist rosa und hat ein Blumenmuster."

Wollte sie das wir wie Zwillinge aussahen?

Im Grunde konnte ich schlecht nein sagen, ansonsten dachte sie noch mir missfiel ihr Outfit. Ich wollte höflich bleiben und sie wirkte vollkommen begeistert, was es noch schwerer machte abzulehnen.

Ich setzte ein Lächeln auf und nickte. "In Ordnung, dann setzen wir heute auf Partnerlook." Ihr Lächeln wurde breiter und ich nahm ihr das Kleid ab.

Ohne einen weiteren Kommentar verließ sie den Raum und ich machte mich daran, mich umzuziehen.

Das Kleid war oben eng und unten leicht fallend. Der Stoff war angenehm und soweit war ich zufrieden mit der Wahl.

Ein großer Spiegel hing an der Wand und in dem konnte ich mich selbst betrachten. Das Kleidungsstück war hübsch, aber ein ungewohnter Anblick. Im Grunde trug ich fast nur schwarz, da war dieser Look ganz etwas anderes.

Ich fuhr über den Stoff und der war unglaublich weich. Für einen heißen Tag war diese Wahl auf jeden Fall die richtige.

Meine Haare flocht ich schnell zu einem Zopf und ein Haarband hatte ich um mein Handgelenk, weshalb das schnell erledigt war. Die Frisur war einfach, aber mehr musste nicht sein.

Als ich aus dem Schrank kam, musterte Gwen mich und sagte schließlich: "Perfekt." Ich drehte mich einmal die Runde und antwortete danach: "Wir sind bereit für den Garten und die Sonne draußen."

Gwen lachte und bot mir ihren Arm an, bei dem ich mich gleich unterhakte. Wir gingen los und dabei erklärte sie: "Aber, wie gesagt gibt es zuerst Frühstück. Du musst Hunger haben." Das hatte ich tatsächlich, allerdings hätte ich es auch ohne überlebt. Ich freute mich zu sehr darauf an der frischen Luft zu sein.

Wir verließen das Zimmer und mit ihr an meiner Seite fühlte ich mich sicher. Gwen mag ein Mensch sein, aber dennoch war sie eine gute seelische Unterstützung. Ich ging zwar nicht davon aus, dass wir auf Amun trafen, aber es war angenehm, wenn man mit jemanden unterwegs war.

Während wir den Gang entlang gingen meinte sie: „Du siehst unglaublich aus." „Danke und du genauso." Beide mussten wir darüber lachen und es war tatsächlich witzig, dass wir ein ähnliches Outfit trugen.

Gwen hatte es geschafft mir gute Laune einzubringen. Für den Moment konnte ich den gestrigen Kuss vergessen. Da hatte sie eine ordentliche Leistung erbracht.

Den restlichen Weg legten wir schweigend zurück, bis wir vor dem Esszimmer ankamen.

Gwen öffnete die Tür und sagte dabei: "Die Überraschung erwartet dich bereits." Es dauerte einen Moment bis ich ihre Worte kapiert hatte.

Nein, das hatte sie nicht getan.

Nein.

Dieses Biest.

Ich warf ihr meinen Killerblick zu, welcher hoffentlich Schmerzen auslöste. Dennoch zwinkerte sie mir zu und ich wollte sie dafür schlagen. Das war ein fieser Trick gewesen, aber eigentlich hätte ich es mir denken können.

Ehe ich mich versah, schob sie mich in den Raum. "Ich wünsche euch beiden einen schönen Tag."

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt