Kapitel 61

3.7K 227 57
                                    

Das Siedeln mit Gwen verging sehr schnell. Wir hatten genug zu tun und nebenbei quatschten wir die ganze Zeit. Es war alles normal zwischen uns und es gab keinen Groll, was mich erleichterte.

Am späten Nachmittag kam die Pause im Garten und die Neugier brannte in mir, aber erst jetzt hatten wir Zeit richtig zu reden, ohne abgelenkt zu werden, weshalb ich auf diesen Zeitpunkt gewartet hatte.

Wir saßen im Rasen und Gwen hatte ihr Gesicht der Sonne entgegen gestreckt, welche allerdings bald untergehen würde.

Ich wandte mich ganz an sie und fragte: "Wie ist Taran so als Mate?"

Irgendwie konnte ich mir schwer vorstellen, dass er nett sein konnte. So wie ich ihn kannte war ihm Freundlichkeit ein Fremdwort. Aber man sollte nicht urteilen und versuchen eine Person auch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Taran und ich hatten einfach einen unfassbar schlechten Start.

Gwen fing breit zu lächeln an und antwortete: "Er ist ein wunderbarer Mann und Mate. Ich hätte keinen besseren Mann finden können." Sie seufzte glücklich und fuhr fort: "Damals war ich sehr überrascht, dass ich überhaupt einen Mate habe. Dann ausgerechnet der Beta, das war wirklich eine verrückte Zeit."

Mit ihrem Lächeln steckte sie mich an, denn das war schön zu hören, dass sie gut behandelt wurde.

"Taran hat mich von Anfang an auf Händen getragen und war sehr charmant. Ich bin ihm sofort verfallen."

Ich fasste mir ans Herz und sagte: "Das ist ja süß, trotzdem kann ich es mir schwer vorstellen. Ich kenne da ganz eine andere Person."

Sie musste lachen, sah nun zu mir und meinte: "Als er mir von dir erzählte, sagte er was für ein Biest du bist. Taran war richtig genervt von dir, aber nicht wütend. Er ist es auch gewohnt, dass Jäger eher negativ gestimmt sind, wenn es um Werwölfe geht."

Es wunderte mich, aber ich würde das so stehen lassen. Wenn er nicht wütend gewesen war, dann war das eigentlich etwas Gutes.

"Danach kam auf, dass du Amuns Mate bist. Er hatte deshalb einen halben Nervenzusammenbruch."

Die Vorstellung war zu witzig, da hätte jeder zu lachen angefangen, wie es mir passierte.

Sie schlug mir leicht auf den Oberarm, riss sich zusammen und erklärte: "Das war wirklich so und er war ziemlich entsetzt, als Amun mich fragte, ob ich dir beim Eingewöhnen helfen möchte. Aber ich habe gleich zugestimmt und habe es von Anfang an gerne gemacht."

Ich lächelte sie an und nickte. "Und das freut mich, danke dafür, Gwen."

"Nein, ich habe es wirklich gerne getan und ich finde, dass wir uns sofort verstanden haben."

"Oh ja."

Sie hob ihre Hand und ich schlug ein, denn das war eine echte Freundschaft.

Bevor wir weiterreden konnten, ging einer der Rasensprinkler an, was Gwen vor Schreck zusammen zucken ließ, aber ich sah genervt zu dem Teil hinüber.

Das war eine ungute Überraschung.

Sie sprang auf und entfernte sich aus dem Radius der Sprinkelanlage. Ich hingegen ging es langsam an und stand auf. Allerdings hob ich eine Hand, um wenigstens mein Gesicht irgendwie vor dem Wasser zu schützen.

Nebenbei sagte ich: "Man hätte uns gerne vorwarnen können, aber nein, wir werden gleich gegossen, wie die Pflanzen. Die Gärtner scheinen auf niemanden Rücksicht zu nehmen, außer sie haben uns nicht gesehen, dann sei ihnen verziehen."

Der Wasserstrahl war nicht mehr zu spüren, aber ich ging unbeirrt weiter. Vermutlich hatte das Teil unterschiedliche Sprührichtungen, weshalb ich nun verschont blieb.

Bei Gwen angekommen, sah ich sie erst wieder an und sie wirkte ziemlich irritiert, was ein paar Fragen aufwarf.

Hatte die simples Wasser derart verstört?

Ich hob fragend eine Augenbraue und sie deutete hinter mich, als sie sagte: "Die Luft fehlt noch, dann haben wir sie alle durch."

Ich drehte mich um, aber konnte nichts Ungewöhnliches erkennen. Es war alles wie immer und gab keine Veränderung. Der Sprinkler lief weiterhin und ansonsten war niemand zu sehen.

Gwen erklärte: "Das Wasser hat einen Bogen um dich gemacht, was nicht normal ist. Scheinbar hast du es unterbewusst gelenkt."

Ich riss erschrocken meine Augen auf, denn damit würde alles nur noch verrückter werden.

Den Beweis musste ich selbst sehen, weshalb ich meine Hand hob und den Test startete. Ich hatte kaum eine Ahnung von diesem Element, also war es wirklich ein reiner Versuch. Ich müsste erst herausfinden, wie genau das funktionierte, falls Gwen Recht hatte.

Ich bewegte meine Hand nach rechts mit Fokus auf den Wasserstrahl und tatsächlich folgte es meiner Anweisung. Im Grunde war das wie mit meinem Feuer, das hörte genauso auf meine Befehle.

So irre dieses neue Element war, aber ich musste lächeln, denn das war schon cool.

Feuer und Wasser.

Solch große Gegenteile in einem Elementträger vereint. Das dürfte lustig werden.

Ich machte eine Handbewegung in die andere Richtung und das klappte, denn das Wasser reagierte darauf.

Das war unglaublich faszinierend. Nun könnte ich den anderen mit einem weiteren Element auf die Nerven gehen.

In mir keimte das Verlangen auf diese großen Neuigkeiten sofort Amun zu berichten. Ich war gespannt was er davon halten würde.

Gwen trat neben mich und meinte: "Element Luft kommt noch und das sehr sicher. Sobald euer Band stärker ist, wird das letzte Element sich entfalten können."

Das brachte mich zur Schlussfolgerung, dass unser Band offensichtlich wieder viel stärker geworden war. Immerhin beherrschte ich ein neues Element.

"Noch ist das in den Anfängen. Die wahre Entwicklung kommt mit der Vervollständigung des Bündnisses, wenn das mal kein weiterer Grund ist, um es zu tun."

Ich sah zu ihr und fragte: "Soll ich ihn bespringen oder was willst du von mir?"

Sie hob und senkte ihre Augenbrauen während sie antwortete: "Oh ja. Bitte mit scharfer Unterwäsche."

Ich schüttelte den Kopf, verschränkte meine Arme und fragte: "Für was? Die wäre viel zu schnell weg oder würde zerissen werden. Das hätte keinen Sinn oder wäre Verschwendung."

Sie schubste mich leicht an und meinte: "Ach komm, mit dem Zerreissen übertreibst du." Wenn sie nur wüsste, aber das konnte ich ihr erzählen.

Mein todernster Blick sollte den Hinweis geben, aber zur Sicherheit erzählte ich: "Das hat er gestern getan und das ohne Reue."

Es dauerte einen Moment, aber schließlich begann sie hemmungslos zu lachen und damit steckte sie mich an.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt