Kapitel 69

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Taran wartete bereits vor Amuns Büro auf uns und sein Gesichtsausdruck war sehr ernst. Aber bei der Sirene vorhin war es klar gewesen, dass es kein Spaß war und wir es mit einem großen Problem zu tun hatten. 

Noch während wir auf ihn zugingen, fragte Amun: "Was ist passiert?" Die Anspannung hörte man aus seiner Stimme und in mir fühlte ich diese genauso. 

Es musste praktisch etwas mit den Jägern zu tun haben, denn ansonsten gab es keine Feinde und von einem Aufstand unter seinem Volk ging ich nicht aus. Wobei es durchaus vorstellbar war, wenn man bedachte, wer die Mate von ihrem König war. 

Taran nickte zur Tür und antwortete: "Reden wir in deinem Büro weiter."

Ich beschleunigte meinen Gang und verfluchte nebenbei dieses riesige Haus mit den langen Gängen. Da fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an, bis man bei dem gewünschten Raum war.

Dann kam mein gedankliches Chaos dazu, dass es vielleicht doch einen Aufstand unter dem Volk von Amun gab. Vielleicht hatten sie angefangen gegen mich vorzugehen, weil eine Jägerin als Königin als wahrer Alptraum angesehen wurde. Leider könnte man das niemanden verübeln. Die Fronten waren seit Jahrhunderten verhärtet und der Kampf hatte nie ein Ende gefunden. 

Amun murmelte: "Die Jäger können eine wahre Plage sein."

Das war eine kleine Erleichterung, denn offensichtlich ging er kein bisschen davon aus, dass die Werwölfe etwas gegen mich hatten. Für ihn waren nur die Jäger eine Option. 

Seitlich sah er zu mir, weshalb ich das genauso tat und gleich seine goldenen Augen fand. Sein Gesichtsausdruck war entschuldigend und er merkte an: "Du gehörst natürlich zu den Ausnahmen und bist wundervoll."

Stimmt, mit seiner vorherigen Aussage hatte er eigentlich die Jäger beleidigt und zu dieser Gattung gehörte ich. Aber damit hatte ich mich nicht angesprochen gefühlt, da mir klar war, dass er mich sehr wohl liebte. Das Mateband mag ihn praktisch dazu zwingen, aber Liebe war Liebe. Ich sollte weniger pingelig sein und einfach zufrieden mit dem Endergebnis sein. 

Und mir war klar, dass er das nie böse meinen würde. Schon mal davon abgesehen, dass er auch Recht hatte.

Taran räusperte sich und sagte: "Ja, es ist auffallend, dass ihr zwei euch sehr gut versteht, wenn ihr jetzt offiziell Mates seid." 

Oh, die Werwölfe bemerkten das logischerweise, wenn jemand das Bündnis vervollständigt hatte. Vor allem, wenn es um ihre Königin ging. Vermutlich konnte man es riechen oder wie auch immer diese Wesen das erkannten.

Es war durchaus etwas unangenehm, wenn man bedachte, dass man damit jedem ins Gesicht schrie, dass man Sex hatte. Privatsphäre schien für Werwölfe sehr klein geschrieben zu werden.

Allerdings war das sehr schnell vergessen, da war bei Taran ankamen und wir eigentlich ganz andere Probleme hatten und das sehr große. 

Amun hatte den Schlüssel bereits in der Hand und sperrte die Tür auf. Er antwortete nebenbei: "Das hast du richtig erkannt. Übrigens möchte unsere Königin am Kampf beteiligt sein und uns helfen."

"Das hört man gerne, ich wollte schon immer einen Feuerteufel auf unserer Seite haben, ansonsten ist mir das zu heiß. Es tut mir leid, falls minimaler Humor gerade unangebracht ist, aber der Kommentar musste sein." 

Mein Mate öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt, weshalb ich mit einem Nicken als Dank an ihm vorbeiging. An Taran adressiert gab ich die Antwort: "Dabei hat es das letzte Mal so viel Spaß gemacht gegen dich zu kämpfen." 

"Ich finde auch, vor allem weil du verloren hast."

Ich hätte nur zu gerne etwas zurück gefeuert, aber enthielt mich einer weiteren Aussage, denn meine Neugier war zu groß. So stellte ich gleich die Frage: "Was ist jetzt passiert?" Nach ein paar Schritten blieb ich stehen und drehte mich zu den beiden Männern um. 

Amun war bereits auf dem Weg zu seinem Platz und sein Beta schloss hinter sich die Tür, damit wir endlich ungestört waren. 

"Zuallererst möchte ich euch beiden gratulieren zur Vervollständigung des Matebandes und bin froh, dass wir endlich eine Königin haben." Interessanterweise hörte ich keinen Sarkasmus aus seiner Stimme, weshalb ich ihn ganz genau musterte. Wenn man bedachte wie es bis vor kurzem zwischen uns war, war diese Aussage zum anzweifeln.

"Taran, das freut jeden und jetzt komm zum Punkt, denn wir müssen handeln." Da hatte er recht und ich wollte selbst endlich auf dem neuesten Stand sein.

Mein Mate saß bereits hinter seinem Schreibtisch und Taran nahm auf dem Stuhl davor Platz. Um nicht dumm rumzustehen, machte ich mich auf den Weg zu Amun, denn mich neben ihn zu stellen fühlte sich richtig an. Außerdem war ich gerne in seiner Nähe. 

"Naja, nicht ganz. Die Freude bleibt auf der Seite unseres Rudels, die andere Partei dürfte weniger begeistert sein, dass eine ihrer zukünftigen Anführerinnen, nun die Königin der Werwölfe ist." 

Sarkastisch antwortete ich: "Nein, was du nicht sagst und ich habe gedacht, dass sie eine Party schmeißen, weil es alle derart mit Euphorie erfüllt." Da ich neben Amun ankam, konnte ich Taran gleich einen maßlos genervten Gesichtsausdruck zuwerfen, welcher erwidert wurde. 

Meine Hand legte ich auf die Rückenlehne von Amuns Sessel und damit hatte ich das perfekte Plätzchen gefunden. Direkt neben dem Boss, der unter anderem mein Mate war. 

In einem mahnenden Befehlston sagte Amun: "Die Fakten, Taran."

Wie gewünscht legte er nun endlich los: "Die Jäger haben einen Angriff gestartet, der abgewendet wurde. Allerdings sind noch viele in der nahen Umgebung und wir gehen davon aus, dass im Wald noch mehr lauern. Es könnte jeden Moment zum nächsten Angriff kommen. Da es immer mehr Jäger werden, gehen wir diesmal von einer großen Schlacht aus." 

Nein, das klang nicht gut. 

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt