Kapitel 22

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Damit hatte er mich schockiert. Nie hatte ich mit so etwas gerechnet. Das war eine Herausforderung, der anderen Art.

Wie war er überhaupt auf diese hirnrissige Idee gekommen?

Plötzlich ging die Tür hinter uns auf und Amun donnerte deshalb: „Raus!" Unwillkürlich zuckte ich zusammen bei dieser Lautstärke. Vor dem Typen musste man praktisch Angst haben, da wäre es ein Wunder, wenn ich ruhig geblieben wäre. Die Tür ging wieder zu, also hatte der Besucher dieselbe Empfindung und haute ab.

An mich gewandt und mit einer ruhigeren Stimme fragte er: „Also?"

Ich war noch viel zu geschockt von seiner Idee, dass ich ihn küssen sollte. Das war verrückt. Die Bedenkzeit musste er mir geben.

An sich wäre ich verrückt das zu tun. Außerdem warum sollte ich überhaupt? Es war logisch und offensichtlich, dass ich bei diesem Mist nicht mitmachte.

Ich räusperte mich und fragte entsetzt: „Bist du bescheuert? Warum sollte ich dich küssen?" So hatte sicher noch nie jemand mit ihm geredet, aber ich machte mir gerade nichts aus Formalitäten.

Amuns Lippen umspielte ein Lächeln als er antwortete: „Damit hättest du mir bewiesen, dass du mich hasst, sofern du absolut nichts dabei fühlst. Oder traust du dich nicht, weil du dir selbst nicht traust?"

Das war ein guter Trick von ihm, eher ein sehr guter Schachzug. Vermutlich ging Amun davon aus, dass er damit am Ende bestätigt hatte, dass mich das nicht kalt ließ.

Ich traute mir ehrlich gesagt selbst kaum. Ich spürte das Band, keine Ahnung, was da los wäre, wenn wir uns küssen würden. Im idealen Fall sollte ich es nicht herausfordern.

Amun musterte mich und fragte: „Was ist, Davina? Angst doch tiefere Gefühle für mich zu haben?" Mit dieser Aussage provozierte er mich, allerdings versuchte ich gelassen zu bleiben.

"Das ist selten dumm. Wenn man für jemanden keine Gefühle hat, will man ihn unter keinen Umständen küssen. Das wäre seltsam und widerlich." An sich war das ein sehr gutes Argument und würde der Wahrheit entsprechen.

"Aber danach wärst du mich los, sofern du nichts fühlst." Theoretisch wäre das ein guter Deal, um ihm zu entfliehen. Dennoch murmelte ich: „Arschloch."

Aber Amun hatte mich herausgefordert und ich würde den Schwanz nie einziehen. Ich sollte diesem verdammten Werwolf das Gegenteil beweisen. So unwiderstehlich wie er dachte, war diese Bestie bei weitem nicht. Der König bildete sich viel zu viel auf sich selbst ein.

Am besten sollte ich keine weitere Sekunde darüber nachdenken und es eiskalt durchziehen. Umso schneller ich das hinter mir hatte, desto besser.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und legte meine Hände auf seine Brust, um das Gleichgewicht zu halten.

Was musste er auch so groß sein?

Bevor ich doch noch einen Rückzieher machte, zog ich es durch. Ich drückte meine Lippen auf die seinen und damit hatte ich kein bisschen gerechnet.

Dieses unglaubliche Gefühl als unsere Lippen aufeinander trafen. Die Funken waren zu spüren und dieses Prickeln, von dem Glücksgefühl wollte ich gar nicht erst anfangen.

Zuerst zeigte er keine Reaktion, Amun war wohl zu geschockt. Es war zwar sein Vorschlag gewesen, aber er hatte wohl kein bisschen damit gerechnet, dass ich es machen würde.

Ich wollte mich schnell wieder losreißen, denn bei diesem Gefühl vertraute ich mir selbst eher weniger. Es graute mir davor, was passieren würde, wenn wir diesen Kuss vertieften.

Unsere Lippen hatten sich gerade voneinander gelöst, da legte er seine Hand in meinen Nacken und drückte mich an sich. Sofort trafen sie wieder aufeinander und er küsste mich, was ich automatisch erwiderte.

Ich wollte diesen Kuss, ich wollte ihn. Dieses Feuer zwischen uns, es war unglaublich und berauschend. Da ich den Kuss erwiderte ließ er von meinem Nacken ab und zog mich an meiner Hüfte enger an sich, weshalb ich meine Hände um seinen Hals legte und ihm so noch mehr entgegenkam.

Dieser Kuss war perfekt, so etwas hatte ich noch nie gefühlt.

Ehe ich mich versah, hob er mich hoch und automatisch schlang ich meine Beine um ihn.

Dank seiner Schnelligkeit war mein Rücken in der nächsten Sekunde gegen die Wand gedrückt. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und ich genoss es.

Mein Hirn war wie ausgeschalten und es gab nur noch ihn und mich. Da war sonst nichts mehr.

Ich drückte mich enger an ihn und deshalb kam von ihm ein leises Knurren. Das bestätigte mir, dass es ihm genauso gefiel.

Plötzlich hörte ich die Tür aufgehen, weshalb ich mich abrupt von ihm löste. Das hatte mich aus meiner Trance in die Realität geholt.

Herein kam Taran und er erstarrte als er uns in dieser Pose sah. Ihm dürfte klar sein, dass wir uns geküsst hatten, denn das war offensichtlich.

Sofort drückte ich Amun von mir und der setzte mich deshalb ab.

Das hätte mir nie passieren dürfen. Das war genau das, was ich verhindern sollte. Diese Bestie musste ich zukünftig auf Abstand halten.

Amun warf Taran einen vernichtenden Blick zu, welcher mit einem Knurren unterstrichen wurde.

Taran zögerte keine Sekunde und verließ den Raum. Er machte hinter sich die Tür zu und damit waren wir alleine. Scheinbar hatte Taran keine Worte für dieses Szenario und wollte dem wütenden König fernbleiben.

Ich sah ihm noch nach, aber da drehte Amun sanft mein Gesicht zu sich. Unwillkürlich fingen seine Augen, die meinen ein.

Ich war noch vollkommen entsetzt von meiner Handlung. Das war nicht ich, das konnte nicht ich gewesen sein.

Amun streichelte mir über die Wange, was diese Funken auslöste. Leise sagte er: „Das hat sich nicht so angefühlt als würdest du mich hassen."

Verdammt, das war mir auch klar. Ich war mit dem Rücken an die Wand gelehnt, weshalb ich im Grunde eingesperrt war, aber dafür hatte ich eine geeignete Lösung. Sofort setzte ich einen eiskalten Gesichtsausdruck auf und schubste ihn grob von mir.

Ich ging in Richtung Tür und rief dabei: „Dann solltest du mal an deiner Feinfühligkeit arbeiten!" Ich sagte es sehr wütend und stürmte aus dem Raum.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt