Kapitel 31

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Amun nickte zur Tür und sagte: "Gehen wir in mein Büro, dort können wir ungestört reden." Ich sah ihn verwirrt an, deutete um mich und fragte: "Hier etwa nicht?" Außer uns war niemand anwesend, da konnte keiner stören oder lauschen.

"Komm einfach mit." Das sagte er in einem Befehlston, weshalb ich genervt antwortete: "Du bist weder mein König noch mein Boss, also kannst du mir keine Befehle erteilen."

Er rieb sich den Nasenrücken und holte einmal tief Luft. Offensichtlich hatte ich den Job ihn zu ärgern in Perfektion drauf.

"Davina, kommt bitte mit." Seine Stimme klang dabei viel zu nett, weshalb es einen bitteren Nachgeschmack hatte. Allerdings blieb ich ruhig und nickte. Ein weiterer Aufstand wäre reine Zeitverschwendung. Kurz und knapp antwortete er darauf: "Danke."

Amun drehte sich um und ging los. Wie ein braves Hündchen folgte ich ihm.

Um in seiner Rolle als Gentleman zu glänzen hielt er mir die Tür auf. Nach einem Seufzen eilte ich dankend an ihm vorbei.

Ich ging ein paar Schritte weiter, aber blieb anschließend stehen, denn ich hatte keine Ahnung, wo sein Büro überhaupt war.

Amun hatte gleich mit mir aufgeschlossen und so gingen wir nebeneinander her.

Mir persönlich wäre ein Schweigen zwischen uns recht gewesen, nur hatte Amun eine andere Meinung. "Es freut mich, dass du dich an die Regeln hältst. Ich hatte Sorgen, dass du Probleme bereiten würdest."

Ich fragte gespielt entsetzt: "Was? Dabei schwebt stets ein Heiligenschein über meinem Kopf, der weist auf meine Freundlichkeit und brave Art hin." Es war ein leises Lachen zu hören, welches mein Herz höher schlagen ließ.

"Davina, man vermisst dich wirklich." Mit größter Mühe versuchte ich diese Worte zu ignorieren, ansonsten bildete mein dummes Herz sich zu viel darauf ein.

Ich räusperte mich und sah einfach geradeaus. Amun hingegen verfolgte scheinbar einen neuen Plan, zumindest streiften sich unsere Hände. Natürlich könnte es Zufall sein, aber ich dachte eher an Absicht.

Um auf Nummer sicher zu gehen, verschränkte ich meine Arme. Die Botschaft dürfte damit klar angekommen sein. Amun seufzte, was mir bestätigte, das mein Gedanke korrekt war.

Kurz darauf kamen wir an unserem Ziel an und wieder hielt mir Amun die Tür auf. "Danke, trotzdem bist du eine Bestie."

Ich kam nicht dazu mir den Raum genauer anzusehen, da ich in der nächsten Sekunde mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür stand und Amun direkt vor mir war.

Ich blinzelte ein paar Mal und sah ihn geschockt an. Mit einer Hand nahm er mein Kinn und hob es leicht an, damit ich ihm weiterhin in die Augen sehen musste.

Ich war wie hypnotisiert von diesem Anblick, was ich zu überspielen versuchte. Allerdings war das unfassbar schwer.

"Dich könnte man genauso als Monster  bezeichnen. Ihr Jäger habt genug Werwölfe auf dem Gewissen."

Wir lieferten uns ein Blickduell und beide blieben wir währenddessen still. Offensichtlich waren wir beide sehr stur und gaben ungern nach.

Schließlich fiel mir doch etwas ein und das sprach ich aus: "Ihr habt meine Familie ermordet." Amun trat einen Schritt zurück was mich ungemein erleichterte. Endlich war ein bisschen Abstand zwischen uns.

"Unter anderem wollte ich deshalb mit dir reden." Das war ein sehr sensibles Thema für mich. Amun bewegte sich auf sehr dünnem Eis.

Er wandte sich ab und ging zu seinem Schreibtisch hinüber. Ich hätte mich ja umgesehen, aber ich blieb auf ihn fokussiert und folgte ihm bis vor den Schreibtisch. Amun hingegen ging hinter ihn, wo sein üblicher Platz war.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt