Kapitel 41

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Am Abend hämmerte jemand gegen meine Tür und das konnte praktisch nur eine Person sein.

Gwen würde nie derart wütend anklopfen, das wäre wesentlich sanfter. Vor allem nach unserem letzten Gespräch wäre sie um Freundlichkeit bemüht.

Amun hatte auch ein anderes Klopfen oder würde es gar nicht erst tun.

Meine Vermutung war Taran, die ich sicher gleich bestätigt bekam. Es musste praktisch er sein.

Ich ging hinüber und mit Schwung riss ich die Tür auf. Ich funkelte Taran an und fragte gereizt: "Was ist?"

Vielleicht ging er wieder, wenn er meine schlechte Laune mitbekam. Dabei wollte er mich sicherlich zum Abendessen vorladen.

Taran sah mich genervt an und hob eine Augenbraue. "Ich soll dich ins Esszimmer begleiten. Da wir einander extrem vermisst haben, wurde mir diese Aufgabe zugeteilt."

Ich schenkte ihm ein falsches Lächeln und antwortete: "Wie schön und nein danke."

Am liebsten hätte ich ihm die Tür vor der Nase zugeknallt, aber das hatte er vorausgesehen, weshalb er seine Hand schnell auf sie legte.

"Du kommst jetzt sofort mit. Du hast den ganzen Tag nichts gegessen und Amun erwartet dich. Du kannst dich querstellen so viel du willst, aber wenn es sein muss schleife ich dich nach unten."

Klar, Amun wollte mir keine Sekunde aus dem Weg gehen. Schon gar nicht nach dem gestrigen Erlebnis. Allerdings wollte ich ihn deshalb meiden

Wir hatten eindeutig unterschiedliche Meinungen. Das würde sich vermutlich nie ändern.

Ich seufzte und gab nach, bevor er mich ernsthaft mit sich schliff. Meine Würde wollte ich behalten, also stolzierte ich mit hocherhobenen Haupt aus meinem Zimmer.

Taran murmelte: "Und ich hatte schon gedacht, dass ich dich betäuben und mitnehmen muss."

Was für ein Arschloch er doch war.

Ich ging den Gang entlang und Taran schloss kurz darauf mit mir auf. "Warum macht der König das nicht selbst?"

War der Herr zu fein dafür?

Es wirkte so oder er wollte die Spannung mit jedem Schritt, welchen ich machte, steigen lassen.

"Er gönnt dir die seelische Vorbereitung auf euer Treffen. Gwendolyn schied als Option aus und da wir zwei auf einer Wellenlänge sind, durfte ich das machen."

Was auch sonst?

Natürlich schickte man mir dann diesen Trottel, wobei ich ihn immer noch lieber als Amun sah. Ich sollte mehr Dankbarkeit an den Tag legen.

Er fuhr fort: "Danke für die Kooperation, Kräuterhexe."

Der Spitzname hatte was, zumindest empfand ich es als keine Beleidigung. Dennoch war die Beziehung zwischen Taran und mir fragwürdig. Ich verarschte ihn sehr gerne, trotzdem konnte ich ihn kaum leiden.

"Immer wieder gerne, orangeäugiger Gollum."

Von ihm war ein Knurren zu hören, weshalb ich lächeln musste. Damit hatte ich etwas Neues gefunden, womit ich ihn ärgern konnte. Bis in alle Ewigkeit, falls der König mich nie gehen ließ.

Wir erreichten die Treppe, welche wir schweigend hinunter gingen.

Erst jetzt traf mich die Realisation, dass ich Amun bald gegenüber stehen würde. Diesem Wahnsinn musste ich mich stellen. Tarans nervtötende Anwesenheit und das verbale Duell hatten mich kurz abgelenkt.

Vor der richtigen Tür angekommen, sah ich auf zu Taran und sagte: "Danke, diesen Weg hätte ich niemals alleine gefunden und es war wundervoll dich wiederzusehen. Ich hoffe, dass du mich nächstes Mal nicht so lange auf dich warten lässt. Meine Sehnsucht hätte mich beinahe umgebracht."

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt