Kapitel 45

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Am Abend saß ich auf meinem Bett und betete, dass ich hier bleiben konnte. Allerdings hegte ich die Vermutung, dass man mich zum Abendessen abholen würde. Deshalb stieg meine Nervosität mit jeder Minute an und ich behielt stets die Tür im Blick.

Eigentlich war das selten dämlich und damit machte ich mich selbst wahnsinnig. Am Ende würde niemand kommen, dann war diese Aktion vollkommen sinnlos und eine unnötige Folter für mich selbst.

Mit einem Seufzen stand ich von meinem Bett auf. Ich könnte eine lange Dusche nehmen, das entspannte einen meist und ich wäre beschäftigt.

Ich kam genau zwei Schritte weit, da klopfte es an der Tür und im nächsten Moment ging sie auf. Mein Herz blieb stehen, denn das konnte nur Amun sein. Ansonsten hatte jeder genug Anstand, um brav zu warten.

Ganz langsam drehte ich meinen Kopf in Richtung Tür und hörte schon seine Stimme: "Guten Abend, Davina." Ich räusperte mich, aber war unfähig einen Ton von mir zu geben. Allerdings schaffte ich es zu blinzeln und das sollte man mir gut anrechnen.

Er kam auf mich zu und ich wäre ja zurückgewichen, nur blieben meine Beine stehen. Sie weigerten sich konsequent meine Befehle zu befolgen.

Außerdem hatten mich Amuns Augen in ihren Bann gezogen, ich war praktisch gezwungen ihn anzusehen und heute waren sie dunkler als sonst. Es war kein strahlendes Gold, sondern düsterer.

Mein Herzschlag war ganz hektisch und ich musste schwer schlucken. Vorhin hatte ich das wesentlich besser gelöst, nun tat ich im Grunde nichts.

Vor mir angekommen, musste ich mein Gesicht nach oben wenden und er musterte mich. "Ich habe dich sehr vermisst, meine Königin."

Im Normalfall hätte ich ihm den Schädel abgerissen und eigentlich war ich sauer, aber das rückte in den Hintergrund. Alleine sein Geruch konnte einen benebeln.

Er nahm mein Kinn in seine Hand, vermutlich um sicher zu gehen, dass ich ihn weiterhin ansah. Mit seinem Daumen streichelte er darüber und dieses Gefühl war wunderschön.

Amun flüsterte: "Ich liebe diese Funken, davon bekommt man nie genug."

War seine Stimme heute irgendwie anders? Sie klang tiefer als sonst, es war minimal, dennoch war ich überzeugt davon.

Gut, vielleicht war ich in den letzten Tagen auch irre geworden, dank seiner Abwesenheit.

Moment.

Ich versuchte mir die Wut aufzuzwingen, ansonsten kam ich nie von ihm los. Ich würde ihn vermutlich noch eher küssen oder bespringen, was ich niemals sollte.

Ich räusperte mich und schaffte es zu sagen: "Amun, bitte halte ein bisschen Abstand ein."

"Falsch."

Hä?

Mit einem Nein wäre die Antwort wesentlich logischer. Aber ja, man konnte durchaus falsch sagen, wenn man nicht zurückweichen wollte.

In einem ganz leisen Ton antwortete ich: "Bitte, Amun." Vielleicht kam er so meinem Wunsch nach, den Versuch war es auf jeden Fall wert.

"Und wieder derselbe Fehler, meine Schönheit."

Ich zog meine Augenbrauen zusammen und langsam meldete sich die Wut freiwillig. "Das ist nicht witzig. Ich hätte gerne, dass du einen Schritt zurück trittst."

Er streichelte mir erneut über mein Kinn und das war eine kleine Ablenkung. Es gefiel mir viel zu gut, wenn er mich berührte.

"Aber du hast gemeint, dass du möchtest, dass Amun Abstand einhält und der bin ich nicht."

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt