Kapitel 11

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Amun zog mich wenigstens langsam weiter, etwas anderes hätten meine Beine nicht geschafft. Taran hörte ich hinter uns irgendetwas murmeln. Er fand es schade, dass das nichts mit dem Töten wurde. Für den Moment würden wir beide weiterhin leben. 

Eins musste ich anmerken, der König war eine angenehme Stütze, nur würde ich ihm das niemals ins Gesicht sagen. Ich hasste es, von jemanden abhängig zu sein und irgendwie war ich das aktuell.

Um diesen Gedanken abzuschütteln, fokussierte ich mich auf meine Umgebung. Es war wirklich der klassische Kerker. Überall waren Steinwände und die Kälte war zum Greifen nahe. Tageslicht war ein Fremdwort. Das künstliche Licht der Lampen spendete die einzige Helligkeit.

Jeder der Wachen, an dem wir vorbeikamen, sah mich erstaunt oder angewidert an. Ich warf ihnen vernichtende Blicke zu, weshalb sie sich meist abwandten. Hier waren einige postiert, die dieses Drecksloch gut bewachten.

Schließlich kamen wir zu einer Treppe. Besten Dank auch, das konnte ich gut gebrauchen in meinem Zustand. 

Wie sollte ich das schaffen?

Ich überspielte meine innere Gefühlswelt und setzte meinen ersten Fuß auf die Stufe. Ich sah auf den Boden und beobachtete dabei meine Beine. Vielleicht klappte es eher, wenn ich sie im Auge behielt.

Bei der dritten Stufe stolperte ich und ohne Amun wäre ich hingefallen. Er meinte: "Lass dich bitte tragen." Kurz überlegte ich rumzuzicken, aber eigentlich wäre das dumm. Offensichtlich kam ich nicht zurecht, außerdem war es kein Befehl gewesen. Das hatte er in einer normalen Tonlage ausgesprochen.

"Ich hoffe du bist nicht bissig." Im nächsten Moment hob er mich hoch und ich ließ es tatsächlich zu. Amun setzte seinen Weg fort und trug mich problemlos auf seinen Armen. 

Ich sah stur geradeaus, bloß nicht in seine Augen sehen. Diese perfekten wunderschönen goldenen Augen.

Nein, falsche Gedanken.

So durfte ich nicht über einen Werwolf denken, keine Sekunde lang.

Dennoch war sein Geruch herrlich, was ich zu ignorieren versuchte. Dieser Duft war göttlich, so etwas hatte ich noch nie gerochen.

Keine Ahnung, was hier gespielt wurde. Vermutlich wollten sie damit etwas über meinen Clan erfahren, aber da würde ich niemals mitspielen.

Das obere Ende erreicht, sagte Amun: „Eine Jägerin, dann auch noch eine zukünftige Anführerin. Das ist wirklich sehr interessant." Er klang sehr nachdenklich und ich sah verbissen nach vorne und versuchte mich auf die Umgebung zu konzentrieren.

Im Erdgeschoss war alles wunderschön, es sah aus wie ein Palast. Gut, er war ein König, die lebten meist in einem. Ich entdeckte zwar nur einen Gang, aber der war sehr lange. Dieses Haus war vermutlich riesig.

Keine Ahnung, ob ich das je herausfinden würde. Vielleicht war alles ein Trick und ich wurde gerade in eine Folterkammer gebracht. Nur klang das irgendwie wie der pure Unsinn, aber mein Hirn hatte mir mit diesem Gedanken gedient.

Ich brachte kein Wort mehr über die Lippen. Der Mann schüchterte mich ein und ich konnte nichts dagegen machen. Dann war da diese Anziehungskraft, es machte mich wahnsinnig.

Taran meldete sich zu Wort: „Wie ich sie bis jetzt kennen lernen durfte, hat sie eine ordentliche Gehirnwäsche erhalten." Da brannte mir eine Sicherung durch.

Gehirnwäsche? Was redete er für einen Schwachsinn?

Ich fragte wütend: „Gehirnwäsche?!"

Ich entwand mich grob den Armen von Amun. So gern ich seine Nähe hatte und ich vermisste es schon. Eigentlich war es ein Wunder, dass er das überhaupt zugelassen hatte. Für ihn dürfte es kein Problem sein mich davon abzuhalten.

Ich schubste Amun weg und wollte auf Taran losgehen. Jedoch hielt mein sogenannter Mate mich an den Armen fest und ich wurde zurückgezogen. Taran hob eine Augenbraue und musterte mich unbeeindruckt.

Da kam mir meine Familie in die Gedanken. Sie waren alle tot und warum?

Ich sah Taran an und schrie: „Du willst mir sagen, dass ihr keine Monster seid!? Ihr habt meine Familie getötet!" Ich versuchte mich von dem Griff von Amun zu lösen, aber hatte keine Chance. Dennoch gab ich nicht auf und wollte Taran mit meinen Füßen treten, der wich dem aus. Ich hatte auch keine Beinfreiheit.

Ich fuhr wütend fort: „Du bist ein Monster, seid ihr alle! Ihr greift unschuldige Menschen an!" Ich wollte Taran gerade töten, eigentlich alle beide. Mate hin oder her, das war nicht mein Problem. Ich ließ einen Wutschrei los und versuchte mich weiterhin von Amun zu befreien.

Auf einmal hörte ich vom König ein leises: „Tut mir leid." Danach spürte ich einen Stich in meinem Oberarm, womit man mich noch wütender machte. Gleich würde ich bewusstlos werden.

Hatten die diese Spritzen immer parat? Das war bedenklich.

Schon wurde es dunkel und ich war weggetreten.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt