Kapitel 72

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Unser Ziel hatten wir mit dieser Geschwindigkeit bald erreicht. Vielleicht lag es auch daran, dass mir die Art der Fortbewegung gefiel. Damit verging die Zeit sehr schnell.

Der Wind während dem Laufen hatte ein unglaublich befreiendes Gefühl und das weiche Fell machte es nochmal besser.

Keine Ahnung, was Amun davon hielt, aber ich war begeistert.

Taran hatten wir längst abgehängt, aber der kam uns sicherlich bald nach. Er dürfte keine Probleme haben das zu bewerkstelligen.

Amun legte sich gerade auf den Boden und ich machte mich gleich daran von ihm zu klettern. Bald wäre er von meiner Last befreit. Wobei dieses Ungetüm mich vermutlich kaum bemerkte. So schwer war ich dann auch wieder nicht.

Unsere Umgebung konnte ich mir erst richtig ansehen, als ich wieder auf beiden Beinen auf dem Boden stand.

Wir befanden uns am Rande von einem Zeltlager und ich konnte bereits einige Leute ausmachen. Jeder hatte etwas zu tun, jedoch bemerkte man uns natürlich dennoch. Die Ankunft des Königs war einem schwer zu entgehen. Amun hatte einfach die Ausstrahlung.

Ich ging ein paar Schritte nach vorne, um einen besseren Überblick zu haben.

Schon von hier aus waren viele Zelte zu sehen. Das Ganze war umringt von dem Wald und somit versteckt. Es wäre auch der pure Wahnsinn, wenn man das zu offensichtlich aufstellen würde.

Uns wurde bereits anerkennend zugenickt, was ich erwiderte, um dem Rudel genauso Respekt zu zeigen. Dennoch machte mich das nervös, weshalb ich mich zu meinem Mate umdrehte.

Allerdings durfte ich feststellen, dass er dort nicht mehr war, was leichtes Entsetzen in mir auslöste.

Ließ er mich ernsthaft alleine?

Genau in diesem Moment?

War das sein voller Ernst?

Dass dies eine unglaubliche stressige Situation für mich war konnte sich jeder Trottel denken. Da war Beistand dringend nötig, vor allem der von ihm.

Um nicht wie der vollkommene Angsthase zu wirken, überspielte ich das und sah wieder nach vorne. Dann haute er eben ab und ließ mich mit diesem Chaos alleine.

Wundervoll.

Obwohl ich alleine war, bekam ich immer noch freundliche Blicke, in denen genauso Respekt lag. Obwohl ich eben war, wer ich war, zeigten die Leute diese Reaktion mir gegenüber.

Werwölfe waren wirklich eine Faszination für sich.

Wenn ich Trottel mein Hirn nur ein bisschen benutzt hätte, wäre mir klar gewesen, dass Amun sich nur zurück verwandeln wollte. Das machte sogar großen Sinn, denn als Wolf war es unpassend in diesem Lager.

Diese Erkenntnis traf mich, als er sich in menschlicher Form neben mich stellte. Ich sah hoch zu ihm und mir fiel sofort die kleine Veränderung seiner Augenfarbe auf. Meine Vermutung wurde bestätigt, da er in einer leicht anderen Stimme als sonst sagte: "Wie du siehst wirst du als Königin anerkannt. Jeder ist positiv gestimmt und freut sich, dass wir unser Bündnis vervollständigt haben. Damit wird es offiziell, dass du unsere Königin bist."

Ja, das war meine größte Sorge gewesen, die nun zunichte gemacht wurde. Es war wirklich vollkommen unberechtigt gewesen, wenn man diese Reaktionen bemerkte.

Mein Blick wurde erwidert und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen antwortete ich: "Hallo Amar."

Wenn man von seiner Existenz wusste, konnte man genau wissen, wann man es mit ihm zu tun hatte. Diese Ehre hatte ich schon eine Weile nicht mehr, wobei unser Kennenlernen eher weniger erfreulich war. Amar hatte damals eine gute Show geboten.

Tja, mittlerweile musste er mir keine Angst mehr machen.

Er musste genauso lächeln und meinte: "Hallo Davina. Das hast du gut erkannt. Nur Amun ist eher weniger erfreut darüber. Trotzdem habe ich mir die Freiheit genommen mich mit dir zu unterhalten. Es ist viel zu lange her, dass wir das getan haben."

Armer Amun, dem einfach die Herrschaft über seinem Körper entrissen wurde. Das musste ein seltsames Gefühl sein, was ich mir kaum vorstellen konnte. An der Stelle war ich mal wieder dankbar eine Jägerin zu sein.

"Es sei dir gegönnt. Außerdem ist es verständlich, dass du dich melden willst. Du kannst nicht ewig nur im Kopf deine Kommentare abgeben."

Aber es war nur nett, sofern er freundlich blieb. In einem anderen Fall hätte ich ein weniger erfreuliches Problem.

Das Mateband war vervollständigt, was die Chancen gering hielt, dass es aus dem Ruder lief. Ich sollte optimistisch bleiben.

Amar antwortete: "Danke für dein Verständnis. Wir sollten unser Zelt aufsuchen und jemand muss uns auf den neuesten Stand bringen. Danach sprechen wir mit dem restlichen Rudel, um ihnen den Plan zu verkünden."

Ich nickte, denn das klang logisch. Aktuell konnten wir ihnen kaum etwas sagen. Da sollte eine Begrüßung ausreichen, bis alles geklärt war.

Amar nahm meine Hand und zog mich sanft mit sich. Das tat er mit einer Selbstverständlichkeit, die ihm tatsächlich zustand. Zumindest waren wir auf die Art eines Werwolfs bis in die Ewigkeit aneinander gebunden.

Diesmal war er wesentlich entspannter und absolut keine Wut war in seinen Augen zu finden gewesen. Wenn er so war, konnte man es sich gut vorstellen mit ihm Freundschaft zu schließen.

Aber jetzt konzentrierte ich mich zuerst auf unsere Umgebung, die hatte gerade Vorrang.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt