Kapitel 5

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Die lange Autofahrt mit meinem Onkel war sehr still verlaufen. Irgendwann hatte es mir gereicht, weshalb ich geschlafen hatte. Wenn er nichts mit mir redete, meldete ich mich im Land der Träume an.

Kurz bevor wir angekommen waren, hatte ich ihn wieder mit meiner Anwesenheit beehrt. Dennoch hatte die Müdigkeit von mir Besitz ergriffen, denn in einem Auto war es kein erholsamer Schlaf, aber immer noch besser als die ganze Zeit durchzufahren.

Mein Onkel konnte ein verdammter Sexist sein, weshalb natürlich er fahren musste. Mir überließ er ungern das Steuer. Tja, seine eigene Schuld, denn ich hätte es ihm angeboten als wir gestartet hatten.

Wir stiegen gerade aus dem Wagen aus und Gerald machte sich daran die Reisetaschen aus dem Kofferraum zu holen. Währenddessen ging ich auf das Haus zu, dann konnte ich vorab klingeln.

Als ich die Haustür erreicht hatte, hob ich meine Hand, um den Knopf zu drücken. Allerdings wurde ich davon abgehalten, denn Amelie, die Frau von Timothy, öffnete die Tür als hätte sie dahinter auf uns gewartet. Dabei konnte man bei einer stundenlangen Fahrt nie genau beurteilen, wann man ankam.

Sie lächelte mich breit an und sagte: "Davina, wie schön das ihr hier seid." Ich salutierte und antwortete: "Ihr ruft und wir kommen. So einfach sind wir gestrickt." Amelie zog mich in ihre Arme und ich erwiderte die Umarmung.

Sie war eine liebe Frau und ich kam gut mit ihr klar. Allerdings hatte diese Frau zwei Gesichter. Auf dem Schlachtfeld war sie eine eiskalte Kämpferin und eine der besten, die ich kannte.

Wir lösten uns voneinander als Gerald hinter uns sagte: "Hallo Amelie." Sie lächelte zu ihm und ich quetschte mich an ihr vorbei ins Haus. Zu oft war ich hier noch nicht gewesen, aber oft genug um mich auszukennen.

Ich zog mir meine Schuhe aus und mein Onkel fing eine Unterhaltung mit Amelie an. Das war reine Zeitverschwendung, immerhin hatten wir einen Grund, warum wir bei ihnen waren. Meine Neugier wollte endlich befriedigt werden.

Ich ließ die beiden reden und machte mich auf den Weg zu Timothys Büro. Es war den Gang entlang nach hinten die dritte Tür rechts. Da diese offen stand, klopfte ich am Türrahmen. Timothys Blick schnellte hoch, da er an ein paar Unterlagen gearbeitet hatte.

Er sah sehr ernst aus, aber sagte freundlich: "Hallo Davina. Danke, dass ihr gekommen seid." Ich tat es mit einer Handbewegung ab und betrat sein Büro. Er stellte schon die nächste Frage: "Wie war die Fahrt?" Dieser verdammte Smalltalk immer. "Alles gut gegangen."

Timothy deutete auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch und das Angebot nahm ich gerne an. Ich ließ mich darauf fallen und Timothy fragte: "Ist der Rest der Truppe schon zu den Wohnblöcken gefahren?"

Die gab es in jedem Territorium und waren dafür gedacht, falls jemand Hilfe benötigte. So hatten wir Jäger stets eine nette Unterkunft. Außer die Anführer, die übernachteten meist im Haus des jeweiligen Anführers.

"Ja, sie kennen das Prozedere." Ich klatschte in die Hände und fragte: "Was ist passiert, Timothy?" Er seufzte und in diesem Moment kam mein Onkel herein. Die beiden begrüßten sich und das freundlich, wie alte Freunde, die sie waren. Natürlich entging mir der kurze böse Blick meines Onkels nicht. Das war die stille Ermahnung, da ich bereits hier saß.

Gerald setzte sich auf den Stuhl neben mich und ich sagte ungeduldig: "Bitte, weihe uns ein. Ich brenne den ganzen Tag darauf." Er nickte und ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Die Leute wussten zu schätzen, wie sehr ich in meinem Job aufblühte.

Anschließend kam ein tiefes Seufzen, welches nie gut war. „Wir haben ein großes Problem, eher sehr groß." Meine Miene war sehr ernst geworden und mein Onkel neben mir wurde unruhig.

Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich ihn für einen schlechten Anführer hielt?

"Der König der Bestien war hier." Mein Herz setzte einen Schlag aus und die Kinnlade fiel mir beinahe auf den Boden. Seine vorherige Aussage war die pure Untertreibung, denn das war ein gigantisches Problem.

Jetzt war glasklar, warum Timothy uns gerufen hatte. Der König war grausam und kaltblütig. Damit würde nicht mal unser Clan alleine fertig werden.

Mein Onkel schwieg, weshalb ich einsprang und fragte: „Weißt du warum? Das ist unüblich."

Der König der Bestien mischte sich nur bei großen Schlachten ein oder bei den wichtigen darunter. Timothy musste ihn verärgert haben, zumindest fiel mir keine bessere Erklärung dafür ein.

„Einer meiner Männer hat die Schlacht überlebt. Wir haben natürlich sofort angegriffen als er und seine Werwölfe in meinem Territorium eintrafen. Jameson hat eine Nachricht überbringen sollen."

Wow, wie gnädig von dem Monster. Einer der Kämpfer durfte weiterhin leben, aber nur da er ein Bote war.

Gerald war weiterhin sprachlos, womit er seine Inkompetenz verdeutlichte. Ich schüttelte den Kopf und fragte: "Was ist die Botschaft?"

Timothys Aufmerksamkeit gehörte ganz mir als er antwortete: „Amun sucht seine Mate. Scheinbar ist sie kein Werwolf, also sucht er diese Frau in unseren Territorien. Heute war er in dem Bezirk mit den meisten menschlichen Einwohnern."

Das war interessant und spielte uns gut in die Karten. Mir fiel dazu der ideale Plan ein, wie wir das für uns nützen könnten. Ich fing an: „Wenn sie ein Mensch ist, dann ist sie wesentlich leichter zu töten." Ich sah zu meinem Onkel, um zu wissen, ob die Made etwas beitragen wollte. Den Schock schien er verarbeitet zu haben und nickte deshalb. Ich fuhr fort: „Falls er sie hier findet, können wir sie töten, bevor er sie mitnimmt. Im Grunde müssen wir Amun nur im Auge behalten." Timothys Blick entnahm ich, dass er dem zustimmte.

Er widmete sich meinem Onkel und sagte: „Gerald, deine Nichte wird eine gute Anführerin, sie strahlt es schon aus." Das Kompliment freute mich sehr und ließ mich lächeln.

Gerald legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ja, sie ist mein größter Stolz." Ich musste mir verkneifen ihn verständnislos zu mustern. Wenn wir alleine wären, würden diese Worte niemals über seine Lippen finden. Dieser verlogene Bastard, der vor anderen auf heilig tat.

Timothy stand auf und sagte: "Dann arbeiten wir einen genaueren Plan aus, wie wir das angehen wollen. Wir müssen sehr vorsichtig sein und dürfen auf keinen Fall unüberlegt handeln."

Jedem von uns war klar, dass wir Amun vermutlich bald gegenüberstehen würden. Das dürfte sehr gefährlich werden.

Ich sah von meinem Onkel zu Timothy. "Wir sollten uns kooperativ zeigen. Dadurch gibt es weniger Tote und wir kommen vielleicht näher an Amun ran, ohne das er uns sofort umlegt." Gerald sah mich genervt an und antwortete: "Davina, lass das uns regeln."

Er behandelte mich weiterhin wie ein Kind, welches keine Ahnung von seinem Job hatte. Innerlich verdrehte ich meine Augen, aber äußerlich ließ ich mir das kein bisschen anmerken.

Timothy räusperte sich, aber ich war damit beschäftigt meinem Onkel einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. "Also ich finde ihre Idee sehr gut." Danke, wenigstens einer mit Hirn.

Timothy spannte den Gedanken weiter: "Es wäre perfekt, wenn wir seine Mate in meinem Territorium töten könnten. Das würde ihn zerstören, der grausamste Werwolf wäre vernichtet, das kann er nicht überleben."

Es war bekannt, dass der König nie ohne seine Mate überlebensfähig war, sobald er sie einmal kannte.

Die Frau tat mir jetzt schon leid, auch wenn sie es überlebte, mit diesem Monster wollte man auf keinen Fall enden. In dem Fall wäre Selbstmord die beste Option.

Da Amun mit der Suche nie aufhören würde, solange er diese Frau nicht gefunden hatte, dürfte das eine anstrengende Zeit für uns Jäger werden. Falls er die Clans der Reihe nach abarbeiten musste, bis die Verdammte dabei war.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt