Kapitel 19

4.7K 246 34
                                    

Nach dem Frühstück hatte Gwen mich auf mein Zimmer begleitet. Ich hatte die elegante Ausrede genommen, dass ich mich ausruhen wollte. Dabei wollte ich eigentlich meine neueste Theorie testen.

Deshalb wartete ich ab, dass Gwen das Zimmer verließ und widmete mich der kleinen Palme, die im Zimmer stand. Sie war in einer Ecke und in einem Keramiktopf gebettet.

Ich kniete mich davor nieder und konzentrierte mich darauf. Da ich einige Elementträger der Erde kannte, wusste ich wenigstens ein paar Dinge darüber.

Nach dem ich meine Augen geschlossen hatte, holte ich tief Luft und legte meine Hand auf den dünnen Stamm. Vielleicht fühlte ich etwas.

Ja, da war es.

Ich spürte diese Pflanze. Dieses Gefühl war schwer zu beschreiben, aber ich konnte sie fühlen, sofern ich mich darauf konzentrierte.

Es ging ihr gut und sie hatte keine Beschwerden. Die Palme bekam weder zu viel noch zu wenig Wasser. Auch ansonsten war sie zufrieden.

Ich öffnete meine Augen und sagte leise: "Hallo mein Freund." Zumindest fühlte es sich nach einer Freundschaft oder einer gewissen Verbundenheit an. Sie sendete mir positive Energie, also war das eine nette Antwort. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Aber dadurch verstand ich den Wahn zu Pflanzen, welchen die Elementträger der Erde hatten. Dieses Gefühl war tatsächlich unbeschreiblich und wundervoll.

Ich zog meine Hand zurück und legte meinen Kopf schräg.

Warum? Wieso erst so spät?

Normalerweise hätte ich das viel früher wissen müssen. Ein Element beherrschte man seit Kindertagen. Bei mir musste sich das erst vor kurzem entwickeln haben, was unüblich war.

Das Einzige was halbwegs Sinn machen würde wäre dieses Matezeugs. Das war eine große Veränderung und vielleicht hatte das Einfluss darauf.

Aber war das wirklich so mächtig oder möglich?

Ein weiteres Element war eine große Sache. Es wollte irgendwie nicht in meinem Kopf, allerdings hatte ich es hautnah miterlebt. Offensichtlich hatte ich die Erde nun an meiner Seite.

Wie verrückt war das bitte?

Das Feuer war im Grunde die Zerstörung. Erde brachte Leben und Heilung ein. Das waren vollkommene Gegenteile.

Aber warum zur Hölle sollte das etwas mit der Tatsache zu tun haben, dass Amun mein Mate war?

Ich stand auf und ging mit einem Seufzen zu meinem Bett hinüber. Keine Ahnung, was ich davon halten sollte.

Ich legte mich auf mein Bett und sah an die Decke. Leider standen dort oben keine Antworten, aber ich konnte in Ruhe über alles nachdenken. Vielleicht fiel mir eine logische Erklärung ein.

Das Hauptproblem war, dass ich niemanden zu Rate ziehen konnte. Niemanden in meinem Umfeld durfte ich vertrauen, wobei mir keiner helfen könnte. Die Werwölfe oder Menschen unter ihnen, hatten kaum eine Ahnung über uns Jäger. Da waren beide Parteien, teilweise gleich planlos.

Ein tiefes Seufzen verschaffte genauso wenig Klarheit. Dennoch war es den Versuch wert gewesen.

Diese neue Entdeckung musste praktisch etwas mit dem Mateband auf sich haben.

~~~

Erst am Abend kam Gwen vorbei und das mit dem Abendessen. Zum Glück durfte ich jenes auf meinem Zimmer essen. Ich musste zwangsläufig keinem Werwolf über den Weg laufen.

Nach dem Essen war sie geblieben, weshalb wir quatschen konnten. Beide saßen wir nebeneinander auf meinem Bett und hatten es uns gemütlich gemacht.

Gwen erzählt gerade: "Der König kommt bereits morgen nach Hause. Es ist nur eine eintages Reise."

Was sollte mich das interessieren?

Aber leider musste ich mir eingestehen, dass es das tatsächlich tat.

Dennoch überspielte ich es und hob eine Augenbraue. Leicht genervt fragte ich: "Und?" Sie zuckte mit den Schultern und meinte: "Damit du Bescheid weißt."

Da ich darüber nicht länger reden wollte, fragte ich: "Wie lange lebst du eigentlich schon bei den Werwölfen?" Bei dem Ausmaß ihrer Manipulation vermutlich ein Leben lang.

Sie fing zu lächeln an, als wäre diese Gegend wundervoll. Oder als lebte sie gerne in dieser Umgebung. "Ich bin hier aufgewachsen. Falls du dich fragst, ja, meine Eltern sind Menschen." Das wäre auch meine nächste Frage gewesen. Nur weil sie ein Mensch war, mussten das beide Elternteile nicht sein.

Dieses Thema brachte mich auf eine weitere Frage. "Ich bin zwar der lebende Beweis, aber trotzdem möchte ich es erneut hören. Also gibt es mehrere Jäger unter den Werwölfen als Mate?" Mit einem Nicken und begeistert antwortete sie: "Ja, genau."

Ich persönlich konnte mir schwer vorstellen, dass sie freiwillig bei ihnen waren. Vermutlich wurden sie gefangen gehalten und gezwungen einen braven Mate zu spielen. Das würde ganz nach den Werwölfen klingen.

Gwen fragte verwirrt: "Wusstet ihr das wirklich nicht?" Mein Kopfschütteln dürfte ihr Antwort genug sein. Das bewies meine Theorie, dass die Bestien ihre Mates entführten. Immerhin waren Jäger unter ihnen, aber nie hatte sich einer von seiner Familie verabschiedet. Sie mussten praktisch entführt worden sein, ansonsten hätte man sich abgemeldet. Infolgedessen wüssten wir, dass Jäger Mates sein konnten.

Theoretisch könnte ich einen großen Plan starten alle aus der Knechtschaft zu befreien. Allerdings war das vollkommen unrealistisch. Immerhin zweifelte ich stark daran mich selbst aus dieser Irrenanstalt befreien zu können.

Oh.

Eine Ablehnung.

Mir war bekannt, dass es die gab. Nur musste ich herausfinden, wie das ablaufen sollte. Wenn ich den Versuch wagte, würde ich vermutlich mein restliches Leben lang geknebelt werden. Dennoch war es eine Überlegung wert. Diesen Plan sollte ich mir gut zurecht legen.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt