Die Nacht hatte ich wach gelegen und hatte über Amuns Worte nachgedacht. Theoretisch könnten wir tatsächlich für Frieden sorgen, außer ich redete mir das selbst ein, weil ich diesen Mann wollte. Beides war eine Möglichkeit.
Ich stand gerade vor der Tür und wartete auf Gwen, über unser gestriges Gespräch hatte ich genauso nachgedacht und hatte mich damit abgefunden. Sie konnte nichts dafür und hatte eben einen Mate. Ich war derselbe Fall, wobei es den Unterschied gab, dass ich kein Fan von den Werwölfen war. Trotzdem wollte ich die Freundschaft mit ihr unter keinen Umständen verlieren, dafür hatte ich sie mittlerweile zu gerne.
Sobald es klopfte, riss ich die Tür auf, denn das wollte ich geklärt haben und keine weitere Sekunde warten.
Gwen sah mich geschockt an und war sogar zusammen gezuckt. Gut, scheinbar hatte ich übertrieben, denn das hatte ich nicht in ihr hervorrufen wollen.
Ich sah sie entschuldigend an und sagte: "Tut mir leid, aber ich konnte kaum erwarten, dass wir endlich reden. Gestern sind wir schlecht auseinander gegangen und das wollte ich klären." Da fing sie zu lächeln, denn sie schien zu verstehen, dass ich guter Dinge war. Die Erleichterung konnte erkennen, also hatte sie sich ernsthafte Sorgen gemacht, dass die Freundschaft beendet sein könnte.
Ich hielt ihr die Tür auf und Gwen betrat mein Zimmer. Hinter ihr schloss ich diese und deutete auf mein Bett hinüber. "Setzen wir uns doch, dann können wir quatschen."
Irgendwie war ich nervös, aber sie schien nicht sauer zu sein. Wenn man bedachte, dass ich sofort abgeblockt hatte, könnte man verärgert sein. Ich hatte sie nach unserem Gespräch praktisch aus dem Zimmer geworfen.
Sie meinte: "Sehr gerne und danke, dass du mir diese Chance gibst." Ich tat es mit einer Handbewegung. "Nein, ich sollte dir danken, dass du mir nichts böse nimmst. Du hast nämlich Recht, dass ich dich dafür verurteilt hätte und du keine Chance bekommen hättest."
Im Grunde war das Rassismus und der war nicht in Ordnung. Ich sollte sie niemals dafür verurteilen, denn am Ende konnte sie nichts dafür einen Mate zu haben. Eigentlich war es das allgemein, wenn ich automatisch jeden Werwolf verabscheute.
Wir setzten uns beide nebeneinander auf mein Bett und ich fuhr fort: "Und ich bin auch kein bisschen enttäuscht, dass du kein Wort darüber verloren hast, denn es ist verständlich. Am Anfang hätte ich vollkommen falsch reagiert."
Sie nickte und deutete auf meine Hand, auf welcher mein Tattoo war. "Ihr Jäger könnt ganz schön stur sein." Ich boxte ihr leicht gegen den Oberarm und sah sie gespielt böse an. "Wir sind auch nur Menschen, gut, etwas stärker als ihr. Trotzdem machen wir alle Fehler."
Niemand war allwissend und irgendwann baute jeder Mist oder traf mal eine schlechte Entscheidung.
Gwen nahm beide meiner Hände und drückte sie leicht. Ihr hoffnungsvoller Blick machte mich unruhig, denn der konnte nur Schlechtes bedeuten. Zumindest machte er mir Angst, was nun folgen würde. Da kam sicherlich eine Frage und die hatte etwas mit Werwölfen zu tun. Dieser Gesichtsausdruck teilte einem das vorab mit.
"Davina, könntest du dem Ganzen bitte eine Chance geben? Es ist wirklich ein gutes Rudel mit sehr netten Mitgliedern. Klar man kommt nie mit jedem klar, trotzdem sind freundliche Gesichter darunter und ich werde es wohl wissen, wenn ich schon immer in dieser Gegend lebe."
Alleine das Gespräch mit Amun gestern hatte mich weich gemacht. Es hatte einfach logisch geklungen und Gwen gab dem Ganzen den letzten Schubser und am Ende des Tages war ich eine nette Person. Außerdem konnte ich keine ewige Zicke sein und sollte mich mit meinem Leben in diesem Palast abfinden, sofern ich nicht vollkommen verhasst sein wollte.
Ich seufzte, überlegte kurz, aber nickte schließlich. "Ja, das wäre fair." Damit sprang ich über meinen eigenen Schatten, aber handelte richtig. Diesen Arschtritt musste ich mir selbst geben.
Dieses breite Grinsen könnte niemanden entgehen, ihre Wangen mussten Schmerzen. "Perfekt. Bevor du es dir anders überlegst sollten wir den Versuch wagen. Ich stelle dir jemanden vor. Ich weiß auch schon wen, ihr zwei werdet euch gut verstehen. Das habe ich mir nämlich schon ein paar Mal gedacht."
Ich durfte gespannt sein und ließ mich darauf ein. Ich bekam es sicherlich hin zu jemanden nett zu sein oder keine Vorurteile zu haben. Also sofern die andere Partei mir gegenüber genauso freundlich war.
Gwen stand auf und zog mich mit sich. Scheinbar hatte sie Bedenken, dass ich mir das in der nächsten Sekunde anders überlegte und den Werwölfen den Krieg erklärte.
Mit Schwung riss sie mich mit sich, weshalb ich lachen musste. Ihr Enthusiasmus war süß und ich hatte kein Problem damit.
Keine Ahnung, was genau sie geplant hatte, ein bisschen Angst machte es mir schon. Aber Neues tat das viel zu gerne. Es machte einen unruhig und unfassbar nervös. Ein Gewohnheitstier zu sein konnte seine Nachteile haben.
Während wir mein Zimmer verließen, sagte sie: "Ihr zwei habt denselben Humor, was ein guter Anfang ist und auch so, ich denke, dass ihr zwei gut klarkommt." Vermutlich war es eine unfassbar nette Person, die vor Freude strahlte und keiner Fliege etwas zuleide tat. Das musste praktisch der Fall sein, immerhin wäre es der erste Werwolf, welchen ich freiwillig persönlich kennenlernte.
Da ich ohne Proteste mit Gwen mitging, ließ sie meine Hand los und zerrte mich nicht mehr weiter.
Sie erklärte: "Rubin arbeitet in der Küche und hat schon ein paar Mahlzeiten für dich zubereitet. Also zumindest ihre Arbeit kennst du bereits."
Ok, das war eine interessante Info, dann hätten wir geklärt, was sie arbeitete.
Dennoch eins warf eine Frage auf und die stellte ich: "Rubin? Das ist ein ungewöhnlicher Name. Heißt nicht irgendein Stein so?" Sie sah zu mir und nickte. "Ja, ein Edelstein und der ist rot. Sobald du ihre Augen siehst, weißt du warum ihre Eltern diesen Namen als passend empfunden haben."
Also hatte sie rote Augen, was vermutlich seltsam aussah. Ich konnte mich nun darauf vorbereiten diese Augenfarbe bald zu erblicken. Die Werwölfe hatten teilweise Farben, das glaubte einem keiner.
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The Werewolf King & The Huntress | ✔️
Loup-garouEine Welt in Aufruhr und Zerstörung. Die Werwölfe hatten Verdammnis über unseren Planeten gebracht. Sie waren blutrünstige und gnadenlose Monster. Aber dafür gab es uns, die Jäger. Wir waren das Gleichgewicht der Natur gegen die Werwölfe. Das Haup...