Kapitel 8

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Vollkommen benommen erwachte ich und brauchte kurz, um zur Orientierung zu kommen. Mein Kopf war Pampe und ich hatte starke Schmerzen, die ich aktuell kaum zuordnen konnte.

Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber das fiel mir schwer. Es war zwar dunkel, aber irgendwie brannte es dennoch. Ich musste ein paar Mal blinzeln, bis ich fähig war meinen Kopf zu heben und mich umzusehen.

Das Bild gefiel mir nicht.

Ich war in einem Kerker und das angekettet. Ich war auf meinen Knien und wollte aufstehen, was ein sinnloser Versuch war. Die Ketten raschelten und das Geräusch war sehr laut. Meine Handgelenke waren genauso befestigt an einer Kette die von der Decke hing. Meine armen Knie schmerzten, wer weiß wie lange ich in dieser Position war.

Ich verzog mein Gesicht, da der Schmerz in mir groß war. Die pure Säure war in meinen Adern. Das erinnerte mich an die Spritze mit dem Jägerkraut und den Kampf.

Das brachte mich zur Realisation, dass ich praktisch tot war. Für mich gab es kein Entkommen mehr. 

Ich sah mich weiter um, da ich irgendeine Ablenkung brauchte und wissen wollte, was um mich los war. Es waren zwei Wächter vor meinem Kerker und einer sah belustigt zu mir. „Keine Sorge, ich habe Taran Bescheid gegeben, dass du wach bist." 

Na toll.

Wer auch immer Taran war, der war sicher kein freundlicher Zeitgenosse. Wenigstens nicht Amun, das war ein kleiner Trost in diesem Horror.

Ich versuchte mich zusammenzureißen und setzte eine eiskalte Maske auf. Meine Schmerzen musste ich überspielen. Diese Genugtuung wollte ich diesen Bestien auf keinen Fall geben. Ich mag innere Höllenqualen erleben, aber die musste ich verstecken. 

Keine Ahnung, wie lange ich wartete, aber schließlich kam jemand. Das war daran zu erkennen, dass man Schritte hörte.

Kurz darauf sagte jemand: „Na endlich. Ganze drei Tage warst du weg. Wir haben es etwas übertrieben mit dem Betäubungsmittel, aber du bist auch ein echtes Biest, Davina." 

Drei verdammte Tage also. Das dürfte meinen Zustand erklären. Es war kaum auszuhalten.

In mein Sichtfeld kam der Mann mit den dunkelorangen Augen. Ich hielt ihn noch immer für die rechte Hand, aber genau beurteilen, konnte ich es nicht. 

Er öffnete die Tür, was ein abscheuliches Quietschen auslöste. Interessanterweise ließ er sie offen stehen und kam einen Schritt näher zu mir.

Ich antwortete nichts und hatte weiterhin meine steinerne Maske auf. Egal was sie mit mir machten, meinen Clan würde ich niemals verraten. 

Erst jetzt fiel mir auf, dass er meinen Namen genannt hatte und mein Blick schoss wieder zu ihm. Taran hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Er wusste was mir aufgefallen war, denn er sagte: „Jemand hat nach dir gerufen, also dein Name ist uns bereits bekannt." 

Mir gefror das Blut in meinen Adern. Ich zermarterte mir mein Hirn, was schwierig war. Es hatte jemand nach mir gerufen bevor ich ohnmächtig wurde.

Als ich endlich etwas klarer denken konnte, wusste ich wer das gewesen war.

Timothy.

Nein, sie hatten ihn getötet. Hasserfüllt sah ich ihn an, ich hatte keinen Zweifel daran, dass er tot war. Werwölfe waren Monster und brachten jeden um. Meinem Herzen versetzte diese Neuigkeit einen Stich, wenn ich an Timothy dachte. Er war ein treuer Freund und guter Anführer gewesen. Schlimmer wurde es, wenn ich an Amelie dachte. Sie musste nun ohne ihren Mann klar kommen, was eine furchtbare Trauer sein musste. 

Taran sagte mit einem Lächeln: „Amun wird bald kommen. Er war eine Weile unterwegs, aber jetzt ist eine Pause nötig. Ich kann dir versichern, er hat keine gute Laune. Du darfst dich auf ihn freuen, Jägerin." Das Wort Jägerin sagte er voller Abscheu. 

Jetzt war ich es, die lächelte und fragte: „Oh, hat er seine Dirne noch nicht gefunden? Die Frau tut mir unfassbar leid." Meine Wortwahl gefiel ihm wohl so gar nicht, was ich an seinem Blick ablesen konnte. Hass wurde groß geschrieben, was ich hervorrufen hatte wollen. 

„Ihr Jäger habt alle eine Gehirnwäsche abbekommen." Er verdrehte die Augen und fing an im Kerker auf und ab zu gehen. Das nervte, aber ich sagte nichts dazu. Es war mir egal, was Taran von mir dachte. 

Er fuhr fort: „Ihr haltet uns wirklich alle für kaltblütige Monster." Taran sah zu mir und ich erwiderte das unbeeindruckt. „Das seid ihr auch." Kurz blieb er stehen und musterte mich. Seine Miene konnte ich nicht recht deuten.

Meine Lebenszeit war nur noch kurz. Bald wäre es vorbei, zwar zu früh, aber im Grunde war ich selbst schuld. Ich hätte meine Beine in die Hand nehmen sollen und weit weglaufen. Aber nein, ich musste ein Messer nach ihm werfen.

Da Taran noch immer keinen Ton von sich gab, sagte ich spöttisch: „Tja, die Wahrheit tut meistens weh." Ich wollte mein Element verwenden, aber das Brennen spürte ich sofort. Dieses verfluchte Jägerkraut war die pure Folter.

Am liebsten wollte ich schreien, aber biss mir auf die Unterlippe. 

Taran wollte ansetzen, da donnerte eine sehr bedrohliche Stimme: „Wo ist sie?!" Die Stimme klang unfassbar wütend und sehr autoritär. Das war bestimmt Amun. Ich verdrehte meine Augen und Taran wandte sich von mir ab, um den Kerker zu verlassen. 

Wundervoll. 

Entweder wurde ich gefoltert oder getötet. Ich hoffte auf die zweite Option. Auf Folter vor meinem Tod war ich nicht unbedingt aus. Aber egal was kam, das würde ich hinnehmen müssen. Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen, sah an die Decke und wartete auf meinen Richter.

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Ich wünsche einen wunderschönen guten Morgen.

Für einen guten Start in den Tag gibt es ein Überraschungskapitel.
Ich hoffe das freut euch.

Einen schönen Sonntag

Eure Kim ❤

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt