Kapitel 12

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Als ich aufwachte, kannte ich mich im ersten Moment nicht aus.

Wo war ich? Noch bessere Frage, wer war ich?

Ich blinzelte ein paar Mal, nein, dieser Anblick war mir unbekannt. Da spürte ich einen unbeschreiblichen Schmerz, es brannte, tief in mir. Mir fehlte etwas und das war mein Feuer. Es war unterdrückt und vollständig abgesperrt von mir.

Ich setzte mich schnell auf, denn die Erinnerungen kamen hoch. Der Schmerz fraß mich beinahe auf, weshalb ich mein Gesicht verzog. Das war die reinste Folter und Höllenqualen.

Plötzlich hörte ich jemanden sagen: „Tut mir leid, aber es musste sein." Mein Blick schoss in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Natürlich war das Amun, sofort spürte ich den Hass in mir aufflammen. Ich wäre lieber tot als seine Mate zu sein.

Amun saß auf einem Stuhl neben dem Bett, in welchem ich lag. Seine Augen zogen mich in ihren Bann, welche golden waren. Irgendwie war es eine warme Farbe, allerdings auch seltsam. Diese ungewöhnlichen Augenfarben der Werwölfe waren für den eigenen Kopf schwer zu begreifen. Man hatte den innerlichen Gedanken, dass es Kontaktlinsen sein mussten, allerdings waren diese echt.

Ich entriss mich seinem Blick und sah mich im Raum um. Es war ein sehr großes Zimmer und hübsch eingerichtet.

Es gab drei Türen, die gegenüber war vermutlich der Ausgang, die Rechts und Links, eines war bestimmt das Badezimmer. Da es keinen Kleiderschrank gab, tippte ich bei der dritten Tür auf einen begehbaren.

Ansonsten gab es einen Schreibtisch mit Stuhl, einen Schminktisch und eine Kommode. Das Bett hatte zwei Nachtkästchen nebenbei stehen damit war das Bild abgerundet.

Es war alles modern und passte zusammen. So als wäre das Zimmer aus einem Katalog. Alles war in weiß und einem hellen Holz gehalten. Damit wollte man den Raum wohl heimeliger und wärmer wirken lassen.

Ein riesiger Spiegel war an einer Wand, darin konnte ich mich selbst erkennen. Der Anblick war grauenhaft. Man sah mir die Qualen in den Augen an. Meine Haare standen zu Berge und ich war ziemlich weiß im Gesicht. Schnell wandte ich mich ab, denn das konnte ich mir ersparen.

Amun sagte sanft: „Wir haben deine Familie nicht getötet, Davina." Mein Blick schnellte zu ihm und ich hatte eine steinerne Maske auf. Ich glaubte dem Bastard kein Wort. Das könnte eine Lüge sein damit ich besänftigt wurde.

Hasserfüllt fragte ich: „Warum sollte ich auch nur ein Wort aus deinem verlogenen Mund glauben, Werwolf?" Kurz sah ich so etwas wie Verletztheit über seine Züge huschen, er hatte sich aber bald wieder im Griff. Der König hatte eine neutrale Miene und seufzte. Ihm dürfte klar sein, wie ich über ihn dachte und dass ich einem Werwolf kein Stück vertraute.

„Ich schwöre, dass wir das nicht waren." Amun klang aufrichtig, aber diese Monster waren alle gute Schauspieler. Ich blieb still und musterte ihn lediglich.

Der Schmerz brannte in mir und pochte, was mich ablenkte. Mit Mühe löste ich meine Augen von ihm und wandte mich nach vorne an die Wand. Ich wollte nicht, dass er wusste, wie stark meine Qualen waren.

Für eine Elementarträger gab es nichts Schmerzhafteres. Umso stärker ein Elementarträger war, desto mehr tat der Entzug weh. Ich war sehr verbunden mit meinem Feuer und liebte es.

Amun riss mich aus meinen Gedanken in dem er meinte: „Du kannst dir denken, warum ich dein Element unterdrücken muss." Klar, mir war es nur zu gut bewusst. Der Mann wäre dumm, wenn er mir mein Feuer lassen würde. Immerhin war ich sein Feind, Erzfeind. Wenn ich die Möglichkeit hätte, dann würde ich ihn töten.

Das musste grausam sein, wenn die eigene Mate einen so sehr verabscheute. Aber das war sein Problem, mit dem durfte er sich rumschlagen.

Ich sah auf meine Handflächen, dort wo immer mein Feuer ausströmte. Als ich es versuchte, passierte nichts und mich durchfuhr ein starker Schmerz. Ich krümmte mich, aber unterdrückte ein Stöhnen. Den Versuch war es wert gewesen, aber keine Chance.

Da kam Amun auf mich zu und streckte sein Hand aus. Mein Blick schoss zu ihm, er sah besorgt aus. Sofort floh ich auf der anderen Seite aus dem Bett. Ich hatte Angst vor ihm, denn ich war praktisch wehrlos. Ich hatte zwar meine Jägerstärke, aber die half nie gegen einen König.

Kaum war ich aus dem Bett, fiel ich um. Ich war alleine von der Betäubung geschwächt. Mir wurde die Energie geraubt und bald würde ich wahnsinnig werden.

Ob ihm wohl klar war, wie mächtig ich war?

Ein einfacher Elementträger, hätte bei weitem nicht so starke Qualen, wenn es unterdrückt war. Aber die Mächtigeren unter uns, wie ich, wir würden letztendlich den Tod finden. Grob geschätzt dürfte ich ein paar Tage zu leben haben.

Ich knallte hart auf den Boden und das fluchend. Es war kein intelligenter Schachzug gewesen zu fliehen, aber die Angst hatte mich handeln lassen.

Ich sah auf meine Hände, die ich am Boden abstützte und hatte keine Ahnung, wie ich aufstehen sollte. Ich war am Ende.

Oh, der vorherige Gedanke traf mich wie ein Blitz. Ohne mein Feuer war meine Lebenszeit sehr kurz.

Das war der perfekte Tod für mich.

Der König würde bald keine Mate mehr haben. Scheinbar war ihm das kein bisschen klar, also würde ich schweigen, damit mein Plan aufging. Ich hatte meine Erlösung gefunden und war bald befreit von meiner Folter und Gefangenschaft.

Als ich aufsah, zuckte ich zusammen, da Amun nicht unweit vor mir auf dem Boden kniete und meine Augen hatten gleich die seinen gefunden.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt