Kapitel 10

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Nein, das musste ein Scherz sein. Nein, das konnte mir nicht passieren, nicht mir.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, was Irrsinn war. Wir waren verdammte Feinde und sicherlich keine Mates.

Sanft und leise sagte er: „Endlich." Das Prickeln spürte ich weiterhin, da seine Hand mein Kinn festhielt. Leider gefiel mir dieses Gefühl, aber ich schaffte es meine steinerne Maske zu wahren.

„Endlich habe ich dich gefunden." Zu allem Überfluss streichelte er mit seinem Daumen über mein Kinn. Dabei war diese Situation vollkommen absurd, dennoch freute Amun sich scheinbar.

Er sah mir noch lange in die Augen und ich wollte meinen Blick abwenden, aber es war mir unmöglich. Ich war wie hypnotisiert von diesen goldenen Augen.

Plötzlich ließ Amun von mir ab und richtete sich wieder auf. Erst jetzt war ich wieder fähig von ihm wegzusehen. Mein Blick fiel auf den Trottel neben ihm. Taran wirkte vollkommen schockiert, so als hätte er einen Geist gesehen. Die Ohnmacht dürfte kurz bevor stehen.

Amun wandte sich an ihn und sagte: "Gib dem Rudel Bescheid, dass ich meine Luna gefunden habe."

War das sein Ernst?!

Eher beging ich Selbstmord als mich diesem Wahnsinn zu ergeben. Der Mann war von allen guten Geistern verlassen, wenn er dachte, dass ich sein Frauchen spielen würde.

Dennoch war ich klug genug momentan meinen Mund zu halten. Ich musste zu Kräften kommen, um den Kampf beginnen zu können.

Taran räusperte sich und antwortete: "Natürlich." Amun nickte und schien zufrieden zu sein.

Wollte er vielleicht noch eine Party schmeißen, weil seine sogenannte Luna ein Feuerteufel war, die am liebsten alles abfackeln würde?

Amun meinte: "Allerdings sollten wir mit der Feier warten, bis Davina sich beruhigt hat." Ich konnte es doch nicht halten und brachte unter zusammengebissenen Zähnen hervor: "Steck dir deine Party in den Arsch. Ich bin kein Schoßhund und diene eurem Volk." Meine Worte ignorierte er gekonnt und Taran antwortete: "Ja, das wäre sehr vernünftig. Keine Sorge, das werde ich dem Rudel erklären."

Die wollten allen mitteilen, dass ausgerechnet ich seine Mate war, welche die Mondgöttin im Vollrausch auserwählt hatte? Wirklich?

"Sehr gut." Wie gelassen sie darüber sprachen. Dann noch als wäre ich abwesend und nicht exakt neben ihnen.

In einer normalen Tonlage, aber als Befehl verpackt, sagte Amun: „Los machen." In einer erneuten Welle der Wut, versuchte ich mein Feuer zu entfachen. Das einzige Ergebnis war unfassbarer Schmerz, der durch meinen ganzen Körper zog. Ich biss meine Zähne fest zusammen, um keinen Ton von mir zu geben.

„Na wird's bald." Amun seine Stimme donnerte durch den Kerker und ich zuckte leicht zusammen. Diese mächtige Aura umgab ihn und diese neugewonnene Info brachten mich durcheinander, weshalb es schwer war meine Fassade aufrecht zu erhalten. Der Mann war unglaublich einschüchternd, das beunruhigte sogar mich.

In Taran fuhr wieder Leben, weshalb er sich auf den Weg zu mir machte. Wenigstens wurde ich diese dämlichen Ketten los.

Bei mir angekommen machte er sich daran die eisernen Fesseln zu lösen. Zuerst waren meine Hände dran, was eine unsagbare Erleichterung war, als die Ketten gelöst wurden. Meine Arme taten verdammt weh nach dieser Tortur.

Während er sich den Ketten um meine Füße widmete, sagte ich: „Das mit dem Töten müssen wir wohl vertagen." Ich war zwar vollkommen geschwächt, aber den Kommentar brachte ich glücklich hervor. Er warf mir einen kurzen genervten Blick zu, aber erwiderte nichts.

„Eine Jägerin und Elementträgerin also, interessante Wahl der Mondgöttin." Amun klang nachdenklich und ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt. Das war nämlich eines der respektlosesten Dingen, die man machen konnte.

Ich sah nicht zu ihm und antwortete: „Glaub mir, ich wäre auch lieber tot." Das meinte ich ernst und das hörte man mir sicher an, sofern man genau hinhörte.

Amun schoss zu mir, was mich erschreckte. Er hob mein Kinn an und automatisch sah ich in seine Augen. Sein Gesicht war, dem meinem ganz nahe und Taran löste gerade die letzte Fessel an meinem Fuß.

„So etwas sagst du nie wieder." Amun sah sehr ernst aus und die Stimme klang bedrohlich. Das war ein richtiger Wechsel, aber ich riss mich zusammen und wollte tapfer bleiben. „Wenn doch? Tötest du mich dann, Werwolf?" Das Wort Werwolf sagte ich mit so viel Abscheu, wie ich nur konnte. Er seufzte und ließ ab von mir.

Amun stand wieder auf und ich versuchte dasselbe. Hier auf dem Boden rum zu knien war nicht sehr bedrohlich, eher unterwürfig.

Ich wollte aufstehen, aber kippte sofort zur Seite, meine Beine gehorchten mir nicht mehr. Vermutlich, da ich so lange in dieser Pose gewesen war.

Amun hatte mich sofort aufgefangen. Zum Glück trug ich langarm, so berührte seine Haut nicht die meine. Dieses Gefühl, wenn er mich berührte konnte mir gerne erspart bleiben.

Amun half mir auf und als ich stand, schubste ich ihn grob von mir. Dank der Aktion verlor ich beinahe mein Gleichgewicht, aber konnte es gerade noch wiederfinden. Dennoch fühlten sich meine Beine taub an, so als würden sie nicht mehr zu meinem Körper gehören.

Er seufzte wieder und ging los, dabei sagte er: „Mitkommen." Zu meinem Bedauern hatte ich keine Wahl, wobei es schön war, dass ich aus diesem Drecksloch befreit wurde.

Taran war hinter mir und schubste mich leicht an, damit ich endlich losging. Alleine wegen der Tatsache, dass er mich hierher gebracht hatte, war ich wütend auf ihn, dann machte er das.

Ich drehte mich um und wollte auf ihn los gehen. Leider war ich zu schwach, deshalb folgte keine richtige Attacke. Taran hatte mich an den Handgelenken gepackt und hielt mich fest. Das Anfunkeln beiderseits fehlte natürlich nicht.

Amun donnerte: „Taran! Lass sie los!"

Zack, schon hatte er mich losgelassen. Das ging sehr schnell und er sah entschuldigend an mir vorbei. „Sie hat mich angegriffen, ich habe mich gewehrt und sie davon abgehalten." Da hatte er einen Punkt, aber ich sah ihn nur hasserfüllt an.

Amun packte mich am Oberarm und zog mich mit sich. "Genug, wir bringen dich jetzt aus dem Kerker."

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt