Kapitel 55

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Mit Amun hatte ich mich noch ein bisschen unterhalten, aber schließlich hatten die Unruhen nach ihm gerufen. Es musste auch ständig irgendeine neue Info reinkommen.

Mein Mate hatte mich gefragt, ob ich mitkommen wollte, aber ich hatte dieses Angebot abgelehnt. Für einen Tag hatte ich genug erfahren und an den Plänen mitgewirkt.

Aktuell wartete ich neben dem Eingang der Küche, denn Rubin sollte jeden Moment das Ende ihrer Schicht haben. Ich hatte zwar keine Ahnung, ob sie Zeit hatte, aber nachhaken konnte man immer.

Ich wollte gerade seufzen, als die Tür aufging, weshalb ich es unterließ und mich von der Wand abdrückte.

Wie erwartet kam Rubin aus der Küche und sie fing zu grinsen an bei meinem Anblick. "Hi Davina, wie schön dich zu sehen."

"Hi Rubin und ja, mich freut es auch."

Sie blieb stehen und ich kam einen Schritt auf sie zu, während ich fragte: "Hättest du Lust und Zeit etwas zu machen oder zu quatschen?"

Ihr Gesicht erhellte sich noch mehr, was mir eigentlich die Antwort gab.

"Ja, klar und das sogar gerne." Perfekt, denn es wirkte echt und nach keinem Schauspiel.

Rubin deutete auf den Raum, in welchem wir bereits letztens gewesen waren. Ich ging darauf zu und antwortete auf die ungestellte Frage: "Geht klar."

Sie folgte mir und während ich die Tür öffnete, fragte sie: "Wie geht es dir eigentlich?"

Eigentlich schlecht und ich war vollkommen durch den Wind, aber ich wollte einen schönen Abend haben, weshalb ich das logischerweise nicht ansprach.

"Gut, danke und dir?"

Ich ging auf die Couch zu und Rubin schloss hinter sich die Tür, bevor sie zu mir kam und sagte: "Auch alles bestens."

Als sie sich neben mir auf die Couch fallen ließ, fragte sie: "Mit Amun alles in Ordnung?"

Ich nickte und ganz gelogen war es nicht. Theoretisch war es ok, so ok es eben sein konnte.

"Ja, soweit ist alles in Ordnung und bei euch?"

Sie fing zu grinsen an, wie es Mates vermutlich allgemein gerne taten. "Genauso." Ihre roten Augen fingen sogar zu leuchten an und ich musste anmerken, dass diese Farbe noch immer ungewohnt war. Es war derart seltsam. Mit Glück gewöhnte ich mich bald daran.

Mir fiel etwas ein und das sprach ich an: "Oh, ich halte dich aber nicht davon ab deinen Mate zu sehen, oder?" Wenn man den ganzen Tag arbeitete, wollte man die andere Person vermutlich sofort sehen. Im Grunde war es wie auf einem Entzug, wenn man getrennt war.

Sie lachte und schüttelte den Kopf: "Nein, keine Sorge. Er kommt meist etwa eine Stunde später nach Hause. Aber auch wenn, ich verbringe gerne Zeit mit dir, die nimmt man sich einfach."

Das war lieb von ihr und ließ mich unwillkürlich lächeln. Trotzdem hatte ich es fragen wollen, weil ich kaum eine Ahnung hatte, wie die Werwölfe das Hand hatten. Ich musste wirklich noch einiges lernen.

Rubin stellte schon die nächste Frage: "Habt ihr darüber gesprochen, wie es weitergeht? Wegen dem Amt einer Königin oder eurem Bündnis?"

Als Werwolf konnte sie vermutlich erkennen, ob jemand das Mateband vervollständigt hatte oder nicht.

Ja gut, Amun würde nie ein Geheimnis daraus machen, wenn es endlich passiert wäre. Diese Neuigkeit, dass ich offiziell die Königin war, würde er stolz verkünden. Zumindest wollte ich für ihn hoffen, dass ich ihm nicht peinlich war.

"Also ich finde, dass wir Fortschritte machen. Heute erhielt ich eine Aufklärung was aktuell los ist. Es geht ziemlich drunter und drüber."

Sie seufzte und ihr Gesichtsausdruck wurde sehr ernst. "Ja, das habe ich auch gehört. Das ist eine schwere Zeit für uns alle."

"Leider."

Ich tat es mit einer Handbewegung ab und sagte: "Genug davon, damit habe ich mich praktisch den ganzen Tag beschäftigt. Den Abend wollte ich als Pause haben."

Da fing sie wieder zu lächeln an und antwortete: "Dann freut es mich noch mehr, dass du dich für meine Gesellschaft entschieden hast."

Es konnte definitiv niemand behaupten, dass ich schlecht darin war Freundschaften zu schließen. Offensichtlich bekam ich das auf die Reihe und war keine vollkommen unsympathische Jägerin.

"Ich hab mir gedacht, dass ich mein Glück versuche." Und meiner Ansicht nach war das die richtige Entscheidung gewesen.

Rubin hob und senkte ihre Augenbrauen, während sie sagte: "Kehren wir zum König zurück. Wie sieht es in der Liebe aus?"

Das schien ganz ihr Thema zu sein und eigentlich war es auch gut, wenn ich mal mit jemand anderen darüber sprach. Ansonsten hatte ich ausschließlich Gwen.

"Ich habe gestern bei ihm übernachtet und trotz Komplikationen, haben wir meiner Meinung nach keinen Rückschritt gemacht. Ok, zuerst schon, aber ich kam schnell wieder rum."

"Das ist gut, dennoch solltest du dich nicht stressen, ansonsten geht das nur schief. Ich weiß nicht, ob es dir jemand gesagt hat, aber zu voreilig geschlossene Bündnisse sind weniger tief."

Nun sah sie mich sehr ernst an, als sie fortfuhr: "Und ich hoffe, dass du weißt, dass du es mir erzählen kannst, wenn etwas schief läuft. Ich stehe mit Rat und Tat zur Seite. Männer haben oft dumme Ideen, die sie als toll betrachten. Dabei fragt man sich als Frau, was in dem Kopf falsch läuft." Damit hatte sie uns beide zum Lachen gebracht und ich wusste ihr Angebot zu schätzen.

"Ja und danke, Rubin. Ich wusste das mit dem Bündnis zwar, aber möchte dir danken, dass du das ansprichst."

Das war keine Selbstverständlichkeit, denn sie könnte es auch totschweigen, damit etwas weiterging und ich das Mateband vervollständigte. Es gab bestimmt Werwölfe, denen die Tiefe egal war, sofern es offiziell eine Königin gab.

Rubin schlug mir leicht auf den Oberarm und erklärte: "Davina, mein Mate ist ein Jäger. Ich bin Profi in dem Gebiet und habe damals selbst Geduld bewiesen. Mir war einfach wichtig, dass wir ein starkes Band haben, weswegen ich darauf geachtet hatte und keinen unnötigen Stress machte."

Da hatte ich mit ihr tatsächlich einen guten Ratgeber. Bei Fragen könnte ich mich an sie wenden, was ideal war. Vor allem, weil sie exakt das hinter sich hatte, was von Erfahrung sprach.

Plötzlich klopfte es an der Tür, weshalb wir beide sofort hinüber sahen. Ich war überrascht, denn eigentlich hatte ich mit niemanden gerechnet.

Amun hatte ich gerade erst gesehen und Gwen hatte heute mit hoher Wahrscheinlichkeit frei. Zumindest war sie mir nie über den Weg gelaufen.

Ich rief: "Herein!"

Von Rubin bekam ich einen fragenden Blick und als Antwort zuckte ich mit den Schultern.

Die Tür ging auf und zum Vorschein kam Gwen. Sie lächelte breit und sagte: "Da bist du ja, Davina. Ich habe dich schon überall gesucht."

Naja, zu lange dürfte die Suche nicht gewesen sein, denn ich beehrte nur eine Handvoll der Räume in diesem Schloss.

Gwens Blick landete auf Rubin und man konnte erkennen, dass sie sich freute die Wölfin zu sehen.

"Oh, hi Rubin."

Wir erwiderten ihre Begrüßung und ich merkte an: "Ja, ich habe mir gedacht, dass ich Rubin frage, ob sie Zeit hätte und schließlich entschieden wir uns für diesen Raum. Komm doch rein und setz dich zu uns."

"Gerne."

Sie kam herein, schloss hinter sich die Tür und Rubin meinte: "Und es freut uns, dass du dich uns anschließt."

Gwen entschied sich für den Sessel und Rubin legte schon los: "Wir waren gerade bei unseren Mates als Thema. Wie geht es Taran?"

Was?!

Taran?!

Bitte was?!

Taran war Gwens Mate?!

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt