Kapitel 68

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Amun stand bereits von unserem Bett auf und sagte dabei: "Zuerst ziehen wir uns etwas an und danach gehen wir sofort in mein Büro. Dort werden wir auf Taran treffen, der hoffentlich bereits Details hat, was genau los ist."

Die Sirene war zwar sehr laut und schmerzte in meinen Ohren, aber ich konnte ihn problemlos verstehen. 

"Geht klar." 

Es freute mich, dass man mich dabei haben wollte. Amun hätte mich genauso gut ausschließen können und das alleine durchziehen. Vermutlich war ihm klar, dass er mich nie zu leicht los geworden wäre. Ich hätte darauf bestanden dabei zu sein, vor allem da es um die Jäger ging. 

Ich wollte wissen was passierte oder was sie ausheckten. Noch besser wurde es, da ich helfen konnte und zumindest bis zu einem gewissen Punkt die Taktiken kannte. 

Ich quälte mich aus dem Bett und da mein Mate bereits in den Kleiderschrank eilte, folgte ich ihm. Was für ein Glück, dass wir bereits alles von mir hierher gebracht hatten. 

Trotzdem war es irgendwie seltsam, wenn ich hier einfach so nackt rumrannte. Klar, es waren nur Amun und ich in diesem Raum, aber ich war kein Werwolf. Die waren es nämlich gewohnt, dass sie nach und vor Verwandlungen nackt waren, somit auch an eher öffentlicheren Orten als zu Hause. Aber ja, für mich war dieses Dasein eher ungewohnt. 

Ich gab mein Bestes um das zu überspielen, aber würde mir schnell etwas zum Anziehen suchen. Alleine um bloß nicht zu kalt zu bekommen. 

Jeder hatte im begehbaren Kleiderschrank seine eigene Seite und der widmeten wir uns. Ich zog das erstbeste Shirt heraus, welches ich finden konnte und wollte es mir schon überziehen. Aber dann fiel mir der BH ein, der eine sehr vernünftige Idee wäre. 

Diese Kleidungsstücke hatte ich in einer Schublade gelagert und gerade als ich darauf zu huschte, sagte Amun: "Ich weiß, dass es eine ernste Lage ist, aber ich muss anmerken, dass du wirklich scharf aussiehst." 

Automatisch hielt ich mir eine Hand vor meine Möpse, was dämlich war, da er mich sowieso schon nackt gesehen hatte, aber ich tat es. Mein Blick schnellte zu ihm und ich fragte leicht gequält: "Musst du mich ausgerechnet jetzt ansehen?" 

Ihn schien das zu verwirren, was unterstrich, dass er ein Werwolf war. Für diese Gattung war das Nacktsein vermutlich sogar noch normal und gehörte zum Alltag. Was das anbelangte galten wir Jäger eher als verklemmt. 

Amun zog sogar seine Augenbrauen zusammen und wandte sich schließlich ab. "Besser?" 

Ich riss die Schublade neben mir auf, um den BH herauszuholen und antwortete: "Ja und danke, dass du ein Gentleman bist."

"Warum überhaupt?" 

"Lass mich einfach, ok?" Er sollte es einfach akzeptieren und fertig. Man musste keine Ewigkeit über alles reden oder bis ins kleinste Detail zerkauen. 

"Sehe ich dich jetzt nie wieder nackt oder worauf läuft das hinaus?" Ich hörte seiner Tonlage an, dass er mich verarschte und das kein bisschen ernst gemeint war. Mit diesem Dreck zog er mich sicherlich bis zu unserem Tod auf. Naja, das hatte ich mir selbst zu verschulden. 

Den BH hatte ich mir längst angezogen und konnte mir endlich das Shirt überziehen. Damit war zumindest schon die Hälfte meines Körpers bedeckt.

"Amun, ich bin eine Jägerin und kein Fellhaufen. Bei uns rennt niemand nackt durch den Wald."

Die Unterhosen waren in der Schublade unter den BHs gelagert, also riss ich diese auf und schnappte mir jene, welche ich zu fassen bekam. 

"Bei uns genauso wenig. Zum Verwandeln ziehen wir uns aus und, wenn wir uns zurück verwandeln, ansonsten sind wir stets bekleidet. Texte uns keine falschen Dinge an." 

Das schwarze Höschen zog ich mir in Windeseile an und es passte zu null Prozent zu meinem weißen BH. Ich hätte etwas mehr darauf achten können, aber eigentlich konnte es mir egal sein. Bei Pech zerriss Amun sowieso meine Klamotten wieder. 

"Jaja, aber als Wölfe seid ihr genauso nackt." Da durfte ich gespannt sein, ob ihm ein Konter einfiel. Auch wenn, er könnte kein wasserdichtes Gegenargument finden, denn sie waren tatsächlich ohne Bekleidung, außer man wollte Fell gelten lassen. 

Eine Jeans war in greifbarer Nähe und die riss ich aus dem Regal. Mittlerweile lag die Hektik auch daran, dass ich schnell im Büro sein wollte. Umso schneller wir die Fakten kannten, desto besser. 

"Wir werden uns wohl kaum als Wolf etwas anziehen. Oder hast du jemals so ein Tier in einem schönen rosa Kleidchen gesehen?" 

Die Vorstellung war witzig, aber ein Lachen konnte ich halten, da ich mich in diese Jeans quetschte. Sie waren viel zu gerne unbequem, was der Grund war, warum ich Leggings bevorzugte. 

Im Augenwinkel nahm ich wahr, dass Amun in Richtung Tür ging und dabei merkte er an: "Genug Geblödel, denn jetzt müssen wir unserem Amt nachgehen." 

Ja, das war unsere Pflicht und der würden wir nachkommen. Ich tat es sogar gerne und freute mich auf diese Arbeit. Endlich wurde ich eingebunden und durfte mitwirken. Damit hatte ich eine sinnvolle Aufgabe und konnte das tun, worauf ich mein Leben lang vorbereitet worden war. 

Dann noch mit Amun an meiner Seite, somit hatte ich eine gute Beratung. Ich konnte mir gut vorstellen, dass wir ein eingespieltes Team werden würden. Das mussten wir praktisch, da wir Mates waren. 

Im Hinausgehen nahm ich noch ein paar Socken mit, welches ich unter dem Gehen anziehen konnte. Vielleicht würde ich dabei hinfallen, vielleicht auch nicht. Dieses Risiko musste ich eingehen. 

An Amun adressiert antwortete ich: "Falls wir in die Schlacht ziehen müssen, dann will ich hoffen, dass du den Werwölfen Bescheid gibst, dass ich zu euch gehöre. Es wäre nervig und ein Umstand, wenn mich Werwölfe attackieren würden."

Ich kam im Schlafzimmer an und sah zu Amun, welcher neben der Tür stand. Er wirkte überrascht, wenn nicht eher geschockt. Das nutzte ich als Gelegenheit um mir in Ruhe einen Socken anzuziehen. Im Stehen war die Chance wesentlich geringer hinzufallen, als wenn ich nebenbei versuchen würde weiterzugehen. 

Mein Mate schwieg weiterhin, weshalb ich kurz darauf vollständig bekleidet war und fragend eine Augenbraue hob. Für sein Verhalten sollte er mir eine Erklärung geben. 

Endlich kam wieder Leben in ihn und er räusperte sich. "Du würdest mitkommen wollen? Es würde jeder verstehen, wenn du dem lieber fernbleibst. Die Jäger sind dein altes Volk, da gäbe es kein böses Blut, wenn du dich im Hintergrund hältst." 

Ok, dort lag also das Problem. 

Ich setzte mich in Bewegung und fragte: "Was wäre ich für eine Königin, wenn ich mich nicht für mein Volk einsetzen würde?"

Die Krönung hatte es zwar nie gegeben, aber er nannte mich ständig seine Königin, dann konnte ich das wohl auch tun. 

Amun öffnete die Tür, hielt sie mir auf und antwortete: "Wie du wünschst." 

Sehr gut, dann hatten wir dieses Thema geklärt.

The Werewolf King & The Huntress | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt