3.1.

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Miss Miller sieht mich mit einem Blick an, aus dem ich nicht schlau werde. „Hat er es geschafft?", frage ich nochmals, meine Stimme fängt an, stark zu zittern. Sie hat mir bis jetzt noch nicht geantwortet, heißt das, er lebt nicht mehr? Ich darf nicht so denken, bestimmt hat sie nur irgendeine Anwandlung und ich zerbreche mir hier gerade den Kopf über etwas. „Folgen Sie mir bitte in einen Saal der Gemeinschaft von A.N.G.S.T., dort wird sicherlich jede Ihrer Fragen beantwortet werden." „Maria, kommst du, wir werden demnächst die Heilung bekommen?" Thomas zieht leicht an meinem Arm, um mich aus dem Berk rauszuschleifen. Liebend gerne würde ich ihm folgen, erst einmal ausschlafen, etwas essen und dann die Heilung bekommen, ohne Sorgen um irgendeine Person. Doch die Welt hat es mit mir nicht gut gemeint. Stattdessen habe ich Todesangst um meinen Freund, dem von einem verrückten, sabbernden, hirnkranken Crank in den Bauch getreten wurde und die einzige Person in diesem Raum, die über seinen Gesundheitszustand Bescheid weiß, will ihre Klappe nicht aufmachen. „Thomas, ich muss Miss Miller folgen, es geht um Newt. Bitte sag den Anderen Bescheid, dass ich nachkomme", teile ich Thomas sorgenvoll mit. Er nickt zur Bestätigung und verlässt, mit Julia an seiner Seite, das Berk. Ich hole einmal tief Luft und drehe mich dann wieder zu Miss Miller um, die mich mit einem genervten Blick betrachtet. Sie gibt mir ein Zeichen, dass ich ihr folgen soll, was ich dann auch tue. Sie leitet mich aus dem Berk raus und läuft verschiedene Gänge entlang, die sehr den Gängen im Berk ähneln, schließlich ist beides von A.N.G.S.T., also auch kein Wunder.

„Setzen Sie sich bitte." Der Rattenmann schiebt einen Stuhl nach hinten und macht eine Geste mit der Hand in Richtung Stuhl. Wieso soll ich mich denn hinsetzen? Soll das jetzt eine mehrstündige Versammlung geben? Ich will lediglich wissen, dass es Newt gut geht und er nun zum zweiten Mal operiert wird. Ich spreche allerdings keine meiner Gedanken aus, schließlich sind mir diese Leute hier nicht ganz geheuer, deswegen möchte ich auch so wenig Auseinandersetzungen wie möglich. Ich beiße mir auf meine Lippe, murmele dem Rattenmann ein gequältes 'Danke' zu und lasse mich auf den Stuhl gleiten. „Was wollen Sie mir mitteilen?", frage ich in die Runde, wodurch ich mir genervte Blicke einiger Mitglieder von A.N.G.S.T. einfange. „Ganz ruhig, erst einmal alles der Reihe nach", meint Miss Miller und stellt sich vor die Gruppe. Der Raum ist ein Konferenzsaal und Miss Miller steht vor der Tafel, so als will sie eine Rede halten. Ich bete, dass meine Vermutung nicht zutrifft. „Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen. Heute geht es um einen besonderen Fall. Gruppe A und B haben vor wenigen Stunden erfolgreich die Hürde durch die Brandwüste gemeistert und befinden sich nun bei uns im Hauptquartier. Einige haben diese Reise leider nicht überlebt. Um nun zum Punkt zu kommen, gibt es in Gruppe A einen Jungen, der schwerste innere Verletzungen hat. Als ich von diesem tragischen Unfall erfahren habe, wurde er unverzüglich von mir operiert." Unverzüglich, bestimmt, vor lauter Beeilung und Stress ist ihr sogar der Schweiß überall heruntergelaufen. Gott, ist sie eine miserable Heuchlerin. „Der Junge wurde auf jeden Fall operiert", fährt sie fort, „allerdings hat er keinerlei Anzeichen der Besserung gezeigt. Er ist jetzt immer noch ohnmächtig, aus der Narkose hätte er schon längst erwachen müssen. Nun stelle ich mir die Frage, ob wir überhaupt die zweite Operation durchführen sollen, da es nur ein geringes Chance gibt, dass diese erfolgreich verlaufen wird." „Was schlägst du vor?", fragt Janson sie. „Meiner Meinung nach hat es keinen Sinn, es noch einmal zu probieren. Wir sollten die Apparate, die ihn momentan am Leben erhalten, abschalten."

„NEIN!!" Dieser Schrei dringt durch meine Ohren in mein Gehirn und löst große Schmerzen aus. Ich fange an, unkontrolliert zu zittern. Anscheinend stammte dieser Schrei von mir, wie ich gerade bemerke. „Sie können das nicht tun. Bitte, es besteht noch Hoffnung. Sie können nicht einfach die Apparate abstellen, das wäre Mord." Ich schluchze und schluchze, ohne aufzuhören. Mit meinen Händen reibe ich mir zwar über die Augen, doch Sekunden danach sind sie schon wieder tränenüberströmt. „Bitte, probieren Sie es. Operieren Sie ihn noch einmal. Ich flehe Sie an. Ich tue alles, was Sie wollen, aber bitte operieren Sie ihn nochmal." Germurmel von Seiten der Erwachsenen. Mein Herz ist vor Anspannung schon verkrampft, es schmerzt so höllisch und außerdem fühlt es sich an, als würde es gleich explodieren und in Millionen Einzelteile zerspringen. Dann wäre ich zerstört, noch mehr als momentan. Ich wusste schon immer, dass A.N.G.S.T. ein Haufen widerlicher Menschen ist, die nur auf ihren Vorteil bedacht sind, sonst hätten sie das alles nicht so mit uns gemacht, doch das übertrifft alles. Wenn sie die Entscheidung treffen, dass sie die Apparate wirklich abstellen würden, könnte ich für nichts garantieren. Ich hatte zwar noch nie einen richtigen Wutausbruch gehabt, doch sicherlich will das auch niemand mitbekommen. Miss Miller blickt mich an, direkt in die Augen. Wenn ich nicht schon wüsste, was ihre persönliche Meinung ist, wüsste ich es spätestens jetzt. Ihr Ausdruck in ihrem Blick teilt mir mit, dass sie es noch nocht einmal richtig interessiert, dass sie gerade dabei ist, einen Jungen zu ermorden. Das macht mich rasend, ich kann meine Hand, die ihr eine reinschlagen will, kaum zurückhalten. Obwohl, sicherlich würde das mir eine gewisse Genugtuung geben.

„Hast du das ernst gemeint, dass du alles tun würdest, was wir wollen?", fragt mich der Rattenmann. Er stellt sich vor meinen Stuhl und beugt sich zu mir herunter, als er diese Frage stellt. Ich rümpfe die Nase, da von seinem Mund ein fauliger Geruch ausgeht. „Ja, ich habe es ernst gemeint. Wenn das die einzige Möglichkeit ist, ihn zu retten, dann ja. Ich würde alles für ihn tun!" Ich höre, wie einige Leute anfangen zu tuscheln, etwas von der wahren Liebe, für die man alles tun würde. „Na gut, dann wird es so sein. Wir werden ihn operieren, ob er überleben wird, ist allerdings die andere Frage. Du wirst ein Zimmer zugeteilt bekommen. Sobald du die Heilung hast, kannst du ja auch schon loslegen mit deinem Gefallen. Uns wird sicherlich etwas einfallen, bei dem du sehr nützlich sein wirst." Der Rattenmann tritt einen Schritt zurück und räuspert sich. Er hat nun also fertig gesprochen. Ich bemerke, wie alle Leute aufstehen und ihre Stühle an den Rand des Saales schieben. Da ich nicht weiß, was ich sonst tun soll, mache ich es ihnen nach. Nun stehe ich unschlüssig rum, was dazu führt, dass ich anfange, die letzten Minuten richtig zu realisieren. Ich habe mich bereit erklärt, A.N.G.S.T. zu helfen. Doch ich hatte keine Wahl, ich muss schließlich alles tun, damit Newt wieder gesund wird. Der Gedanke daran jagt einen Schauer über meinen Rücken und löst Gänsehaut aus.

Gegen den Brand ( Maze Runner/Scorch Trials/Death Cure Newt FF ) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt