2.36.

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Panik breitet sich in mir aus, als sich der Sauerstoffmangel in meinen Lungen bemerkbar macht. Ich strecke meine Hand nach vorne aus, in der Hoffnung, meinem Angreifer wenigstens irgendwie ins Gesicht schlagen zu können, damit er vielleicht wenigstens ein paar Sekunden abgelenkt wär und sich der Druck auf meine Kehle lockern würde, damit ich wenigstens ein paar mal tief einatmen könnte. Doch meine Hand schlafft auf dem Weg zu seinem Gesicht ab, die ganze Kraft, mit der ich den Schlag angesetzt habe, verschwindet im Nirgendwo. Meine Faust trifft nur langsam auf seine Wange, so leicht, dass er noch nicht mal richtig reagiert. Ich denke zumindest, dass mein Angreifer männlich ist, so stark wie er ist. Gesehen habe ich ihn allerdings noch nicht, eine Frau wäre aber nicht in der Lage, mir so sehr die Luft abzudrücken, außer sie wäre extra darauf trainiert worden, was ich mir bei den Cranks nicht vorstellen kann. Mein Angreifer hat nun meine Hand auf seiner Wange bemerkt und dreht seinen Kopf so, dass ich das Gesicht sehen kann. Habe ich mir schon gedacht, dass er ein Junge ist. Er hat braune Haare und braune Augen. Ich schätze ihn so auf etwa 19 Jahre, wobei er aussieht, als wäre er 30 Jahre alt. Der Brand lässt einen unheimlich schnell altern, doch die Kraft wird nicht weniger, außer der Typ war früher noch stärker, was ich mir aber nicht vorstellen kann. „Bald ist deine ganze Gruppe ein Haufen lebloser Leute. Finde dich lieber schon einmal damit ab, Süße", zischt er mir zu und sabbert dabei so stark, dass seine Spucke auf mein Gesicht tropft und durch sein Zischen noch etwas weiter verteilt wird. Igitt, ist das eklig! Kann der seinen Speichel nicht bei sich behalten. Wenn das wenigstens das einzige Eklige an ihm wäre, doch so ist es keinesfalls, seine Augen sind gelblich verfärbt und an einigen Stellen rot, wo Adern aufgeplatzt sind. Sein Gesicht ist vollkommen verdreckt und voller eitriger Wunden. Als er mich mit offenem Mund anlächelt, weht mir sein widerlicher Mundgeruch ins Gesicht, sodass ich mich fast übergeben muss. Ihm fehlen einige Zähne und die, die noch da sind, sind verfault und braun. Seine Hand umschließt meine Faust und drückt mit voller Kraft zu. Es knackt in meiner Hand, bis kurz darauf ein höllischer Schmerz durch meine Hand schießt. Ich heule vor Schmerz kurz auf, doch verstumme sogleich wieder. Diese Genugtuung will ich ihm nicht geben, er lacht mich schließlich jetzt schon aus. „Maria, wo bist du?", höre ich Newts verzweifelte Stimme neben mir. „Hier bin ich", krächze ich mit der wenigen Stimme, die ich noch habe, meine Lunge wehrt sich zwar dagegen, doch ich muss ihm antworten. Nach diesen wenigen Worten ist mein Luftmangel noch stärker und ich fische verzweifelt nach Newts Hand. Da seine Stimme von links kam und ziemlich nah klang, hoffe ich, dass er auch hier in der Nähe ist und dass es ihm nicht allzu schlecht geht. „Lass sie sofort in Ruhe!", brüllt Newt meinen Angreifer an. „Das werde ich garantiert nicht und dich werden wir auch nicht in Ruhe lassen. Sieh mal, Maria, wir haben hier deinen Freund und du kannst nichts tun, um ihn zu beschützen. Na, wie fühlt sich das an?" Der Typ umfasst mein Kinn mit einem starken Griff und dreht meinen Kopf leicht nach links, sodass ich Newt sehe. Er liegt auf dem Boden, sein Gesicht ist mir zugewandt. Er hat überall auf seinem Gesicht Platzwunden und blaue Flecken. So schlimm hab ich ihn noch nie gesehen. Warum tun sie uns das alles an? Die anderen sehen sicher alle so schlimm aus. Wenn sie so weitermachen, werden sie uns alle noch umbringen. Oder ist das etwa ihr Ziel? Bitte, Gott nicht, ich bin zu jung zum Sterben. Newt sieht so schlimm aus, dass ich es kaum aushalte, ihn anzusehen. Doch er blickt mir tief in die Augen und deshalb traue ich mich nicht, meinen Blick von ihm abzuwenden, denn das wäre nicht fair für ihn. Irgendjemand muss doch etwas tun können? Unser Leben kann an dieser Stelle noch nicht beendet sein. Auf einmal löst sich der Griff von meiner Kehle und schnell sauge ich die Luft in meine Lungen. Endlich wieder richtig atmen. Was mir allerdings erst nach einigen Sekunden einfällt, ist, dass es bestimmt kein gutes Zeichen ist, dass ich in Ruhe gelassen werde. Der Typ hat sicherlich noch etwas viel Schlimmeres geplant. Er bewegt sich auf Newt zu und setzt sich auf seine Arme und Beine, sodass Newt bewegungsunfähig ist. Ich, die nun völlig frei auf dem Boden liegt, würde am liebsten aufstehen und den Typen beseitigen, doch ich kann mich keinen Millimeter rühren und meine Hand schmerzt dazu auch noch höllisch. „Hol sie!", ruft mein Angreifer einem anderen Crank zu, der auf eine Kiste in einiger Entfernung zurennt. Was hat er denn nur vor? [Maria, ich liebe dich! Wenn ich jetzt sterben werde, werde ich dort, wo ich hinkomme, immer auf dich achten und dich voller Liebe beobachten. Du bist mein Leben!] [Newt, nein, du darfst nicht sterben, du darfst mich nicht verlassen! Ich liebe dich so!] Tränen laufen mir in Strömen über mein Gesicht, die Wangen hinunter. Warum müssen wir die Auserwählten sein? Warum, warum nur? Warum muss man mir das nehmen, was mir in meinem Leben am meisten bedeutet? Der andere Crank kommt nun auf Newt zugelaufen, in seiner Hand befindet sich eine Pistole. Nein! Nein, das darf nicht sein! „Stopp! Hört auf! Nehmt mich, macht mit mir, was ihr wollt, aber lasst ihn in Ruhe!", flehe ich die Cranks an. Bitte, lasst sie mich anstatt ihm nehmen. Die beiden ignorieren mich allerdings, setzen sich zu Newts Rechten und Linken und der mit der Pistole hält sie ihm an die Schläfe. Newt kullern nun ebenfalls die Tränen die Wangen hinunter und ich kann nichts tun, mein Herz wird gerade in millionen kleine Fetzen zerissen. Wenn sie ihn erschießen, können sie mich gleich miterschießen. „Ich zähle bis drei!", verkündet der Crank mit der Pistole mit lachender Stimme. Ich schließe meine Augen.

Ein überraschter Aufschrei holt mich aus meiner Starre und lässt mich die Augen öffnen. Alby liegt neben Newt und hat die beiden Cranks von Newt weggetreten. Doch anstatt verwirrt zu sein, nicken sich die beiden Cranks zu. Einer geht auf Newt zu, tritt ihm so fest in den Bauch, dass Newt anfängt, zu würgen, Blut zu spucken und sich vor Schmerzen am Boden krümmt und der andere hält seine Pistole nun an Albys Schläfe. Mit einem belustigten Grinsen drückt er ab und Alby fällt zu Boden.

Gegen den Brand ( Maze Runner/Scorch Trials/Death Cure Newt FF ) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt