3.43.

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Alles ist wieder dunkel und es schankt. Schwankt wie auf einem Schiff, das gerade in einen Sturm geraten ist. Ich spüre die Angst, die Anspannung der Leute, die um mich sind. Ich habe das Gefühl, mit ihnen allen sehr verbunden zu sein, sie zu kennen, als würde ein starkes, unsichtbares Band zwischen uns existieren, doch ich erkenne sie nicht wieder. Zu dunkel. Ich kann meine Augen nicht öffnen, es ist, als hätte jemand mit Kleister meine Augenlider beschmiert, um mir nun qualvolle Schmerzen zu bereiten, die sich wie eine Welle über meinen ganzen Körper ausdehnen. Ich will raus aus diesem Körper, will in die Freiheit, will zu ihm. Ich sehe seine braunen Augen, erinnere mich an unsere wundervolle, gemeinsame Zeit, doch ich erinnere mich nur an seinem Anfangsbuchstaben, N ... Der Rest schwindet einfach. Ich liebe diesen Jungen so, obwohl ich mich kaum noch an ihn erinnern kann, spüre ich, dass er hier gerade ist. Er hält meine Hand und streicht über sie. „Maria, bleib ganz ruhig. A.N.G.S.T. ist momentan in der Gewalt des rechten Arms, die auch gerade neben dir stehen. Julia ist hier, Thomas, Brenda, Finn auch ... Er ist geheilt. Wir bringen dich hier weg, vertrau mir einfach. Ich liebe dich!" Newt! Ich liebe dich auch! Ich kann nicht sprechen, mein ganzer Körper fühlt sich an, als würde er unter Strom stehen, ich will mich mitteilen, will, dass meine Freunde wissen, dass ich noch unter ihnen weile. Warum kann ich nicht sprechen? Egal, wie sehr ich mich darauf konzentriere, der Schmerz steigert sich, bis ich fast aufschreie, was natürlich auch nicht geht. „Alles gut. Bleib ruhig. Ich sehe, dass es dir Schmerzen bereitet. Versuch einfach nur, nicht wieder in Ohnmacht zu fallen, wegen des Flat Trans ..." Newt stockt, als hätte ihn jemand zum Schweigen bewegt. Sprich weiter! Was würde ich nur alles geben, um unsere Telepathie wieder herstellen zu können, damit er mich weiter mit seiner vertrauten Stimme beruhigen könnte? Ich hasse A.N.G.S.T. so sehr, hoffentlich geht der rechte Arm nicht gerade zimperlich mit ihnen um, sie sind alle grausame Personen, die kein schönes Leben verdienen. Die kalte Liege, auf der ich kauere, fängt wieder an zu wanken und ich fühle mich wieder wie auf einem untergehenden Schiff. Starke Hände fassen mich an meinem Handgelenk an, dann weitere unter meinen Achseln. Ich bekomme es kaum mit, als ich hochgehoben und getragen werde. Vielleicht kommen wir nun ins Paradies? Habe ich mir das denn nun verdient? Habe ich genug gelitten, um nun endlich meine Erlösung zu bekommen? Ich fühle es, die Dunkelheit, sie droht mich wieder einzuholen. Newt hat gesagt, dass ich wach bleiben muss! Bleibe wach, Maria! Tu es für ihn, tu es für Newt! Wenn ich mich einfach nur für immer gehen lassen könnte. Sei stark! Die kräftigen Arme lockeren ihren Griff und ich spüre, wie ich auf einer seidig weichen Liege abgelegt werde. Wie ein Mensch bei seiner Beerdigung. Ob sie es wohl schaffen, dass ich Newt wieder sehen kann? „Das Flat Trans ist noch 20 Minuten offen, danach kann keiner mehr hindurch gehen. Wenn wir es jetzt nicht schaffen, alle auf die andere Seite zu kommen, dann haben wir ein richtiges Problem. Wir sind hier sozusagen eingesperrt und haben keine Chance, je wieder rauszukommen. Ohne die Maschine wird Maria nicht länger als ein paar Stunden leben können. Momentan und hier in dieser Umgebung sind Newt und Maria beide auf sie angewiesen, Newt am meisten auf Maria. Also, schiebt sie schon einmal zum Flat Trans, dass sie zumindest schon einmal gerettet ist. Newt, du gehst mit ihr, falls sie noch einmal in ihren Dämmerzustand zurückkehrt, braucht sie dich ganz dringen. Du bist ihr persönlicher Anker!" Diese Stimme ist anfangs schwer für mich zu deuten, sie ist weiblich, das erkenne ich natürlich sofort, doch trotz dessen, dass ich sie kenne, will mir einfach nicht einfallen, woher. „Ich werde ihr nicht von der Seite weichen, Julia. Du kannst mir glauben, ich beschütze sie mit meinem Leben!" Newt! Ich will meine Hand ausstrecke, ihm seine perfekten Haare aus der Stirn streichen, um zu sehen, wie seine haselnussbraunen Augen belustigt funkeln, wenn er sich freut. De Gedanke an ihn, auf eine mögliche Zukunft, die sich uns bieten könnte, ist das einzige, was mich noch wach hält, was mich davor bewahrt, nicht wieder in der Dunkelheit zu versinken. Die Leute fangen an, mich zu schieben, die Liege rattert über den unebenen Boden und ich höre den Klang ihrer Schritte widerhallen. Eine Hand schiebt sich in meine und unserer Finger werden verflochten. „Alles wird gut", wispert Newt mir mit seinem warmen Atem und seiner vertraueten, beruhigenden Stimme ins Ohr. Eine Gänsehaut überkommt mich und ich wende meinen Kopf leicht nach links, in seine Richtung, während ich weiter über den Boden geschoben werde. In Richtung des Flat Trans und zu einer hoffentlich besseren Welt. „N-N-Newt", durchbricht meine krätzige Stimme die Stille, erfüllt den öden, leblosen Gang mit Leben. Es war nur ein Wort, doch ich habe es an ihm gerichtet. Niemals hätte ich gedacht, dass ich wieder ein Wort mit ihm sprechen könnte, außer im Jenseits. Mein größter Wunsch wurde erhört. Ich fühle mich gerade so unbeschreiblich, so lebendig. „Du lebst! Du bist hier ... ich liebe dich. Oh mein Gott, ich hätte dich fast umgebracht! Ich habe dich aufs Übelste beschimpft." Seine Stimme ist brüchig und ich kann mir, obwohl meine Augen geschlossen sind, vorstellen, wie er gerade aussieht. Ihm laufen Tränen aus den Augenwinkeln und er lächelt gerade, das spüre ich. Mein Newt lächelt wieder. Ich habe ihn dazu gebracht! Das war all das Leiden wert! „Newt, öffne die Tür! Lass sie uns gleich durch das Flat Trans transportieren, wir dürfen keine Zeit verlieren!", kriegt er befohlen und ich werde in einen Raum befördert. Das Flat Trans ist zu spüren, die wohlige Wärme des Ortes, an den wir gleich transportiert werden. Ich werde auf es zugeschoben, höre, wie die Vögel zwitschern, mich dazu einladen, zu ihnen zu kommen, mich ihnen anzuschließen. Dieser Ort kommt immer näher. Und auf einmal bin ich umgeben davon. Ich spüre, wie die Sonne meine Haut wärmt, atme frische, reine Luft ein. Ich bin wirklich hier. Ich habe das Flat Trans passiert, Newt auch. Er hält meine Hand. Langsam, ganz langsam versuche ich meine Augen zu öffnen, es funktioniert tatsächlich. Die grelle Sonne scheint mir ins Gesicht und ich kneife lächelnd die Augen zusammen. Auf einmal schiebt sich ein Gesicht vor die Sonne. Der echte Sonnenschein. „Besser?", schmunzelt er. „Besser", kichere ich. Newt kommt mir immer näher, bis seine weichen Lippen meine berühren. „Ich liebe dich bis in alle Ewigkeit!", sagt er voller Liebe und ich war noch nie so lebendig wie jetzt. Unsere kleine Ewigkeit liegt jetzt vor uns. Newt und ich. Im Paradies.

Hey, Leute, ich habe gerade entdeckt, dass das Buch über 50k Reads und 3k Votes hat. Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen, das ist so mega geil. Ich bin so glücklich und erinnere mich noch daran, wie ich 1k Read geschafft habe und so stolz auf euch war. Und nun bin ich das noch mehr. Dankeeee! Ich liebe euch alle! ❤️

Eure Rennmaus

Gegen den Brand ( Maze Runner/Scorch Trials/Death Cure Newt FF ) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt