3.4.

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Ist das gerade ein Traum? Ja, es muss ein Traum sein, denn er ist tot, er wurde verbannt und kam nicht wieder auf die Lichtung. Ich kann es nicht glauben, wer da vor mir steht. Es ist Sam. „Was, was...machst du hier, Sam? Ich dachte, du wärst tot? Wie ist das alles möglich?" Sam kommt langsam einen Schritt auf mich zu, stellt langsam das Tablett mit Essen vor seinen Füßen ab und blickt mich dann argwöhnisch an. Was ist mit ihm los? Er sieht so verändert aus. „Maria, das hier ist ein Traum. Ich bin nicht wirklich da. Du halluzinierst mich herbei, damit du nicht vor Sorgen um Newt umkommst. Du schaffst das, es durchzuhalten. Ich kenne dich und bin mir sicher, dass du bald wieder zu Newt darfst. Jetzt iss aber erst einmal was, du musst gestärkt sein, wenn ihr die Heilung bekommt." Dachte, ich mir ja schon, dass das hier ein Traum ist. Aber warum kommt es so real rüber, ich habe ja schön öfter geträumt, doch mittlerweile habe ich das Gespür raus, zu wissen, wann ich träume und wann ich wach bin. Doch es muss ein Traum sein, Sam ist von Griewern getötet wurden. Ich muss diesen Traum einfach genießen, dass ich hier wenigstens Sam wiedersehe. Ich strecke meine Beine aus Newts Bett und stehe auf, bis ich neben Sam stehe. Bilde ich mir das nur ein, oder ist er größer geworden? Tote können doch nicht wachsen? „Hey, alles ok?" Sam fasst mich an der Schulter und blickt mir besorgt in die Augen. Ich betrachte ihn. Seine braunen Haare sind länger geworden und sind perfekt gestylt. Allgemein ist er gut gekleidet, er trägt eine Jeans, ein Hemd und schwarze Lederschuhe. Warum stelle ich mir so etwas in meinen Träumen vor? Seine blauen Augen sind leer, in ihnen sehe ich nichts, was ihn begeistern könnte, einfach nur Leere. „Ich habe dich einfach nur so vermisst", fange ich an zu schluchzen. Sam nimmt mich in den Arm und streicht tröstend über meinen Rücken. „Jetzt, da du es geschafft hast, kannst du mich ja so oft in deinen Träumen zu dir rufen, wie du willst. Du könntest uns sogar das nächste Mal an den Strand zaubern, dann ist es nicht so öde wie hier. Na, was hälst du davon?" Ich fange an zu kichern, mir geht es gleich ein bisschen besser. „Ja, das ist eine gute Idee." „Komm schon, leg dich wieder ins Bett, dass du wieder aufwachen kannst." Er führt mich sanft zu Newts Bett. Ich will nicht aufwachen, doch ich will Sam auch nicht verärgern, in dem ich seine Bitte abschlage. „Bis demnächst", verabschiedet sich Sam und blickt mir tief in die Augen. Ich sehe etwas in seinem Blick, er blickt mich an, als wollte er bei mir bleiben, für immer. Du fängst schon an, zu halluzinieren, Maria. Ich brauche eindeutig Schlaf, ohne Träume. Ich gähne und schließe meine Augen.

Mein Magen knurrt und hört nicht mehr auf. Deswegen werde ich aus meinen schönen Träumen von Sam, der mich besucht, gerissen. Schnell setze ich mich auf, um nachzusehen, ob schon jemand etwas zu essen vorbeigebracht hat. Tatsächlich, vor meinem Bett liegt ein Tablett mit Essen. Moment mal, es liegt an der gleichen Stelle, an der Sam in meinem Traum das Tablett abgestellt hat. Es wird eindeutig Zeit, etwas zu essen, sonst stelle ich mir beim nächsten Mal noch vor, dass ich von Newt abgeholt werde, der auf einem Einhorn sitzt. Newt. Auf einmal fällt mir wieder ein, was ich nachsehen wollte, bevor ich eingeschlafen bin. Ich drehe mich zu Newts Bett um und hebe die Matratze hoch. Und tatsächlich, da liegt es. Ich strecke meine Hand nach dem kleinen Büchlein aus, Newts Tagebuch. Er hat mir damals davon erzählt, dass er dort sein ganzes, langweiliges Leben dokumentieren würde. Natürlich werde ich es nicht lesen, Newt ist zwar mein Freund, doch jeder hat Privatsphäre verdient, es ist seine Sache, was er da reinschreibt, es geht mich nichts an. Es hatte mich nur interessiert, ob es noch da ist. Mein, mal wieder, knurrender Magen holt mich aus meinen Gedanken und lässt meinen Blick auf das Tablett gleiten, auf dem sich eine Suppe, ein paar Scheiben Brot und Wasser befindet. Nicht sonderlich viel und auch nichts Außergewöhnliches, doch mir läuft bei dem Anblick das Wasser im Mund zusammen. Die nächsten Minuten verbringe ich nur mit Essen und Trinken. Als dann endlich mein Magen gefüllt ist, bin ich automatisch wieder todmüde. Rumsitzen trägt nämlich nicht wirklich dazu bei, wach zu werden. Ich habe keinen Plan, welche Tageszeit es ist und wie lange ich nun schon in diesem Zimmer bin, mir kommt es so vor, als wäre ich schon Tage hier. Ich beschließe, es mir etwas gemütlich zu machen und schnappe mir die Decke, um sie hinter meinen Rücken zu stopfen, damit es weicher ist. Dabei fällt Newts Tagebuch auf den Boden und wird auf einer Seite geöffnet. Ich nehme es in die Hand, um es wieder zu schließen, doch ich kann es nicht verhindern, einen Blick auf die ersten Sätze der Seite zu werfen.

Heute war mal wieder ein grauenhafter Tag. Schwimmtraining mit verschiedenen Aufgaben zum Lösen. Jeden Tag denke ich, es geht nicht mehr, ich werde morgen nicht mehr aufstehen können, denn es hat sowieso alles keinen Sinn mehr. Für wen tue ich das alles hier? Ich war schon so oft kurz davor, aufzugeben, doch Maria hielt mich immer zurück. Sie ist der einzige Grund, weshalb ich das jeden Tag durchziehe, weil ich sie liebe. Würde es sie eines Tages nicht mehr für mich da sein, wäre mein Leben zu Ende.

Nach diesen Worten klappe ich das Buch blitzschnell zu. Ich habe schon zu viel gelesen, zu viel in Newts privaten Sachen geschnüffelt. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, warum habe ich etwas gelesen? Ich bin die miserabelste Freundin, die es gibt. Wenn man jetzt aber mal daran denkt, was Newt geschrieben hat, dann merkt man erst einmal, wie sehr er gelitten hat. Es ist einfach grausam, A.N.G.S.T. denkt ja, sie müssten die Menschheit retten, aber das ist doch nicht mehr normal, was die veranstalten. Wie kann man einen Jungen so quälen, dass er Suizidgedanken bekommt? Ich würde jetzt am liebsten aus diesem Zimmer raus und allen Leuten hier erst einmal kräftig die Meinung geigen und ihnen dann eine reinschlagen. Wie kann man nur so vernarrt in ein Projekt sein, dass man das über das Leben hunderter Jugendlicher stellt? Ich frage mich, wie so oft schon, wie wir bei den Leuten nur jemals ein normales Leben haben  sollen.

Gegen den Brand ( Maze Runner/Scorch Trials/Death Cure Newt FF ) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt