3.8.

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Ich wache gleichzeitig mit meinen Kameraden in vollkommener Dunkelheit auf. Man kann die Hand nicht vor Augen sehen und wir sind alle wie die Schweine zusammengepfercht. „Newt?", wispere ich leise in die Dunkelheit. Ich spüre, wie sich eine warme Hand in meine schiebt und mein Puls senkt sich. Neben mir streckt sich jemand und es bohrt sich ein Bein in meine Rippen. „Hey, pass bitte auf!", zische ich in die Richtung des Übeltäters. „Tut mir leid", wird zurückgemurmelt. Ich definiere die Stimme als die von Isaac. Ich versuche zur Kenntnis zu nehmen, wo wir uns hier befinden. Denn das Letzte, woran ich mich erinnere, ist die süßliche Luft und dass ich in Ohnmacht fiel. A.N.G.S.T. musste uns verschleppt und hierher verfrachtet haben, nur dass es keinen Sinn ergibt, hier eingepfercht zu sein. Mal wieder typisch. Ist dies eine weitere Testphase? „Okay, Leute, wir müssen jetzt alle ruhig bleiben und versuchen, irgendwie hier rauszukommen. Jeder tastet um sich herum, um herauszufinden, ob er irgendetwas Brauchbares findet!", verkündet Newt mit fester Stimme. Dies ist seine erste Ankündigung als Anführer der Lichter. Ich versuche, trotz der Enge, meine Finger in meine Hosentasche zu zwängen. Ich ertaste etwas kleines, rundes und ziehe es hinaus. Mit meiner Fingerkuppe streiche ich über den Gegenstand, ein kleiner Hubbel wird hinuntergedrückt und es stiehlt sich ein kleiner, aber nützlicher Lichtstrahl aus dem Gerät. Mit dem wenigen Licht, hebt sich automatisch unsere Laune etwas. Nach einigen Minuten hat Matt einen Schlüssel unter seinem Bein gefunden. Sicherlich war das beabsichtigt. „Versuch mal, ob der Schlüssel ins Schlüsselloch an der Tür passt", meint Julia. Ich höre ihrer Stimme an, dass sie sehr verängstigt ist. Die Tür lässt sich tatsächlich öffnen, ein Wunder. Vor der Tür erstreckt sich ein Flur aus Backsteinen. An den Wänden hängen kleine Fackeln, die den Flur erleuchten und Schatten an die Wände werfen. Wir wollen gerade alle aufstehen, als ein Grummeln durch die Luft schallt und der Boden leicht anfängt zu vibrieren. „Was war das?", fragt Clint. „Okay, wir verlassen diesen Raum. Folgt mir!", ordnet Newt an. Er geht in die Knie und stellt sich auf. Anschließend streckt er mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen. Ich habe eine Gänsehaut und bin leicht verängstigt über unseren Aufenthaltsort, denn ich habe das Gefühl, dass wir nicht alleine sind. Newt läuft in den Gang hinaus und ich schleiche ihm hinterher, darauf bedacht, keine Geräusche zu verursachen. Die anderen folgen uns polternd, quetschen sich aus dem Raum raus und schubsen sich gegenseitig spielerisch gegen die Wand. „Leute, haltet jetzt gefälligst mal die Klappe, wir versuchen gerade herauszufinden, wo wir hier sind!", meint Newt und funkelt die anderen an. Augenblicklich verstummen alle und reihen sich hinter uns ein. Wir schleichen den langen Gang entlang. Die Luft wird immer dünner und stickiger, es riecht verschimmelt und nach Erbrochenem und nach etwas, was ich momentan nicht definieren kann. „Cranks", wispert mir Newt ins Ohr und legt beschützend einen Arm um mich. Jetzt erkenne ich den Geruch auch, er hat vollkommen Recht, dieser faule Geruch infizierter Personen, die den Brand haben. Sie sind hier und nicht weit von uns entfernt, das kann gefährlich werden und wir müssen auf der Hut sein. „Wir müssen hier dringend raus!", sage ich und teile Newt meine Bedenken mit. Er kneift seine Augen zusammen und runzelt nachdenklich die Stirn. „Ich weiß, aber ich bin mit der Rolle des Anführers völlig überfordert", offenbart er leise und blickt heimlich über seine Schulter zu den anderen. Die haben nichts von seinen Worten mitbekommen und er dreht sich wieder nach vorne. Wir haben nun das Ende des Flurs erreicht und stehen nun vor einer morschen Tür, die fast auseinanderfällt. Ich strecke meine Hand aus, um zu testen, ob sie abgeschlossen ist, doch sobald ich auch nur den geringsten Widerstand auf die Tür ausübe, fällt sie aus den Angeln und scheppert neben uns zu Boden. Staub vermischt sich mit der Luft und bahnt sich einen Weg in unsere Lungen, was einen heftigen Hustenreiz bei uns auslöst. Mein Atem rasselt leicht als ich frage: „Wohin nun?" Vor uns ist es wieder stockdunkel. Noah neben mir schnappt sich eine Fackel aus der Halterung und tritt ein paar Schritte vor uns. Nun sehe ich, wie sich eine Steintreppe vor uns erstreckt, die nach oben führt. „Na, los, ab geht's!", meint Bratpfanne und stürmt die ersten Treppenstufen hinauf. „Hey, langsam, wir müssen alle zusammen bleiben!", weist ihn Newt an und hält ihn an seinem T-Shirt fest. Er zieht ihn die Treppenstufen wieder hinunter und nimmt mich wieder an der Hand. So laufen wir hintereinander die glitschige Streintreppe hinauf. Oben angekommen, baut sich wieder eine Tür vor uns auf. Ich halte automatisch in der Bewegung inne, als ich Geräusche hinter der Tür vernehme. Bilde ich mir das nur ein oder sind das die Cranks? Hilfe, wir müssen schnell weg hier. „Wir müssen da rein, einen anderen Ausgang gibt es nicht. Bleibt alle zusammen und lasst uns schnell durchrennen!" Das kann nicht gutgehen, doch ich weiß auch nichts, was man in dieser Lage anders machen könnte, Newt tut das, was richtig ist. Wir positionieren uns vor der Tür und treten sie auf Newts Kommando gemeinsam ein. Es ist still, zu still, sodass man unseren Atem, der durch unsere Panik zu schnell ist, hören kann. „Wir schaffen das zusammen!", versichert Newt mir und küsst mich innig. Ich gebe mich dem Kuss kurz hin, für einen Moment, der unser letzter sein könnte. Leider ist dieser Moment viel zu schnell vorbei und wir müssen uns für das Kommende wappnen. Langsam tapsen wir die ersten Schritte in das Zimmer, das vor und liegt, noch immer ist keinerlei Spur vorhanden, dass hier mal Cranks hätten sein können. Ich blicke mich im Raum um und, da, an einer Stelle huscht ein Schatten vorbei. „Passt auf!", schreie ich aus Leibeskräften, doch es ist zu spät. Schüsse zerschneiden das Schweigen und fegen um uns herum. Ich höre Körper, die auf den Boden plumpsen. Auf einmal ist es so hell, dass ich die Augen zusammenkneifen muss. Ein Crank steht am Türeingang, mit einem Gewehr in der Hand und einer Hand am Lichtschalter. Er grinst uns mit offenem Mund an, sodass eine Welle von Mundgeruch in unsere Richtung weht. „Upsii, tut mir leid für eure Freunde", kichert er und hält sich eine gammelnde Hand vor den Mund. Ich verstehe nicht ganz, was er meint, doch Newt zieht mich geschockt ein paar Meter von den Cranks mit. Ich werfe einen Blick auf den Boden und sehe rot. Keinen rote Teppich oder rotes Parkett, sondern Blut. Und in dem Blut liegen sie, meine Freunde, mit aufgerissen Augen voller Angst und einem vor Schmerzen weit geöffneten Mund. Bis auf Newt, Thomas, Bratpfanne und mich sind sie alle tot. Allesamt. In ein paar Sekunden ausgelöscht. Ich breche auf dem Boden zusammen und bekomme keine Luft mehr. Ich schluchze und schluchze. Umklammere ihre Hände und flehe alle Götter an, sie zu mir zurückzuschicken. Sie sind zu jung zum sterben, das darf nicht wahr sein, es muss ein Traum sein. So sehr wünsche ich mir das. Warum nur wir? Wir haben so viel durchgemacht, nur um getötet zu werden? Newt zerrt mich hoch und schließt mich, ebenfalls schluchzend, in seine Arme, allerdings nur für einige Sekunden. „Maria, wir müssen von hier weg! Sonst töten sie uns auch noch! Wir beide müssen überleben!" Ich will gerade fragen, warum nur wir zwei, doch als ich mich zu den Cranks umdrehe sehe ich, wie sie über Thomas und Bratpfanne gebeugt sind, jeweils ein Messer in der Hand und immer wieder auf sie einstechen. „NEIN!", brülle ich, vor lauter Trauer ist mir alles egal, schließlich spüre ich nichts mehr. Wenn wir nun auch sterben? Ich renne auf Thomas zu und schlage dem Crank mit ausgeholter Faust ins Gesicht. Er taumelt zurück, lange genug, damit ich mir sein Messer schnappen kann. Ich muss meine Freunde rächen! „Maria, raus aus diesem Raum!", höre ich Newt rufen. Schnell ramme ich dem Crank mein Messer mit aller Kraft in die Halsschlagader, sodass sofort Blut daraus schießt und will meinen Blick anschließend auf Newt fokussieren. Da ich ihn nicht sehe, gehe ich davon aus, dass er schon auf der Treppe ist. Zitternd werfe ich einen kurzen Blick auf meine ermordeten Freunde und trotte, so schnell ich kann, aus dem Zimmer raus. Auf mittlerem Weg der Treppe breche ich zusammen. Ich falle auf die Knie und fange an zu weinen. Mein Herz schmerzt und ich will, dass es aufhört. Was soll ich nur machen? Ich werde ihren Tod nie verkraften können! Ich will einfach nur Newt an meiner Seite! Newt! Wo ist er? Er wird doch wohl nicht ohne mich weitergezogen sein, so etwas würde er nie machen! Ich kraxele die Treppenstufen wieder hinauf, wische mir über meine verheulten Augen und spähe in das Zimmer meiner toten Freunde. Newt ist nirgendwo zu sehen, doch der Crank erblickz mich. „Sieh, mal, dein Freu-u-u-u-nd", säuselt er und hält Newts Kopf hoch. Mein Newt. Ebenfalls nicht mehr am Leben. Tot.
Die nächste Zeit rauscht an mir vorbei wie ein Sandsturm. Ich bekomme nichts mit, weiß noch nicht einmal, ob ich überhaupt noch lebe, eigentlich will ich das gar nicht. Newt wurde das Leben genommen, wie auch den anderen und ich bin die Einzige, die noch lebt. Ich habe das Gefühl, als würde eine Atombombe in meinem inneren explodieren und alles mit sich reißen. Ich liebe ihn. Er kann nicht tot sein, ich brauche ihn, er ist mein Leben. Von einer Sekunde auf die andere fasse ich einen Entschluss, es ist besiegelt. Newt wird nicht das letzte Opfer sein. Das werde ich sein. „Hey, kommt, ihr seid doch bestimmt nur glücklich, wenn ihr alle erledigt, also kommt, tötet mich! Hopp, schwingt euren Hüftspeck, ihr hässlichen Viecher, euch will sowieso niemand sehen!", brülle ich die Cranks an und versuche sie so zu provozieren. Ich kann mit diesem Schmerz nicht leben, lieber komme ich in dem Himmel, dann bin ich wenigstens wieder mit Newt vereint. Tränen laufen mir über die Wange, als die Cranks ihre Gewehre zücken und auf mein Herz richten. [Ich liebe dich, Newt.]
Dann drücken sie ab.

Gegen den Brand ( Maze Runner/Scorch Trials/Death Cure Newt FF ) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt