Part 77

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Becky G - Break A Sweat
Shawn Mendes feat. Camila Cabello - I Know What You Did Last Summer
Justin Bieber - Purpose

Wir fuhren noch kurz zur Tankstelle und mein Bruder hatte Lust auf Chips, die er sich auch noch kaufte. Ich schaute durch die Gegend während ich auf ihn wartete und sichtete das Krankenhaus. Es war auf der anderen Straßenseite und etwa 250m weiter weg. Ich entschied mich auszusteigen und als mein Bruder mich sah, fragte er besorgt was los sei.

"Ich muss noch was erledigen, fahr du ohne mich."

"Wohin gehst du denn ?"

"Nicht so wichtig. Fahr du schon mal, dass kann etwas dauern."

Er war sich unsicher, gab aber nach und nickte dann. Ich sputete auf die andere Straßenseite und ging dann langsam in Richtung Krankenhaus. Nach ein paar Minuten war ich dann auch im Krankenhaus. Ich stieg in den Aufzug, 2 Etage, Zimmer 17.

"Hey, bro !" begrüßte ich ihn.

"Hey, was geht ?" er wiederte er.

"Siehst ja noch gut aus, hat dich der Tod noch nicht abgeholt ?"

"Der steckt im Stau, lässt mich warten. Haha!" grinste er.

Es klopfte an der Tür und ein blondes Mädchen betrat das Zimmer. Sophie. Ich war verwirrt, ich wusste nicht mal dass die beiden Kontakt hatten.

"Hey !" sagte sie und umarmte Jan.

"Bist früh dran, schatz."
Schatz. Oh okay, ich verstand.

"Cem ? Was machst du denn hier ?" fragte sie geschockt.

"Ich wollte nur nach Jan sehen. Ähm, ich wusste auch nicht dass ihr beide . . ."

"Ah ja, das ist sehr nett von dir. Ich wusste aber auch nicht, dass ihr beide befreundet seid."

Jan kratzte sich am Hinterkopf und wir lächelten uns seltsam an.

"Ja, das ist noch 'ne andere Geschichte."

"Hahahaha."

"Willst du dich setzen ?" fragte ich und stand schnell auf um ihr Platz zu machen.

"Cem, ehrlich ?! Bitte, behandel mich nicht wie eine alte, zerbrechliche oder kranke Frau. Ich weiß, du meinst es nur nett. Auch wenn ich es von dir am wenigsten erwartet hätte."

"Sorry." sagte ich lachend.

"Schon okay. Aber mal was anderes. War das heute dein ernst ?" fragte sie.

"Was denn ?" griff Jan ein und mir wurde bewusst, dass so eben eine neue Diskussionsrunde eröffnet wurde.

"Cem lässt sich nicht behandel."

"Ich lass mich wohl behandel ! Ich pumpe mich Schmerztabletten voll." Wehrte ich mich.

"Du machst keine Chemo ?!" fragte Jan entsetzt und Sophie nickte.

"Habt ihr euch gegen mich verschworen ?"

"Ich versteh das nicht Cem ! Du weißt, dass du einen Tumor hast, der dich von innen vernichtet, und tust nichts dagegen. Warum ?"

"Weil -" ich wurde unterbrochen.

"Weil er dumm ist." antwortete Jan für mich und kassierte dafür einen Schlag von mir.

"Nein, weil ich meine letzten Monate genießen möchte !" Warum wollte das keiner verstehen ?

"Du wirst nicht in der Lage sein irgendetwas zu genießen ! Du wirst bluten, du wirst kotzen und du wirst vor Schmerzen weinen ! Aber du wirst sicherlich nichts genießen können !"

"Wow. Danke für deine Motivation, Jan !"

"Cem ! Das ist nicht lustig !" schrie Jan schon fast.

"Ja, ist doch gut. Komm runter ! Ich kann's nicht mehr hören: ich bin dumm und mache nur Fehler ! "

"Das hat doch niemand gesagt ! Du hast noch eine Chance, Cem. Ich nicht. Du hast das Glück zu leben, aber stattdessen sitzt du nur dumm rum und wartest auf den Tod. Ich würde alles dafür geben noch einmal mit meinen Freunden raus zu gehen oder ein Tag verbringen ohne alles vollzukotzen und angeekelte Gesichtern entgegenzublicken. Du wirfst dein Leben weg und das ist respektlos und unfair gegenüber allen, die dieses Glück nicht mehr haben. Gegenüber uns !"

Es herrschte eine unangenehme Stille. Mir war natürlich bewusst, dass an all dem was er gesagt hat auch was wahres dran ist, aber aus irgendeinem Grund wollte ich es nicht wahr haben.

"Wer hatte von euch zuerst Krebs ?" fragte ich nach einer kurzen Weile.

"Ich." antwortete Jan.

"Und wie war's Sophie ? Einen Freund zu haben der auf Hilfe angewiesen ist, ununterbrochen kotzt und nichts mehr auf die Reihe bekommt, weil ihm alles wehtut, hm ?!"

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich nun derjenige war, der am Schreien war, aber mein Brustkorb hob und senkte sich drastisch schneller und ich war völlig aus der Puste. Ich musste mich beruhigen, ich atmete tief durch und setzte mich wieder. Meinen Kopf ließ ich in meine Hände fallen.

"Es tut mir leid, leute..."

Ich spürte einen Schlag gegen meinen Oberarm und hob meinen Kopf.

"Ist schon okay." Lächelte mir Jan zu und auch Sophie schien nicht sauer zu sein.

"Um auf deine Frage zu antworten: Am Anfang musste ich mich erstmal daran gewöhnen und habe mir totale Sorgen gemacht. Aber man kommt damit klar." Ermutigte sie mich.

"Auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein heißt nicht gleich Schwäche, Cem. Wir machen das zusammen durch. Sie hilft mir und macht es etwas erträglicher." Sie guckten sich verliebt an und sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. Vielleicht sollte ich es Necla sagen . . .

Cem und NeclaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt