Cem und Necla

Part 84

Alessia Cara - Here
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Diese 5 Stunden, waren die schlimmsten und längsten Stunden meines Lebens. Es verging keine Sekunde und niemand hielt es für notwendig uns mal upzudaten. Irgendwann kam eine Frau, ich denke mal dass es eine Assistenzärztin war, rausgerannt und ehe wor etwas sagen oder fragen konnten, war sie auch schon weg. Sie kam aber ein paar Sekunden später wieder angerannt und brachte Blut in den OP. Deniz abi und ich guckten uns besorgt an, keiner konnte etwas sagen weil keiner was wusste. Cem's Leben hing von den Chirurgen im OP ab und wir konnten rein gar nichts tun. Ich fühlte mich nutzlos. Total aufgeschmissen und durcheinander. Was war denn passiert ? Er hatte mich doch nach Hause gefahren und wollte dann auch nach Hause... Wo ist er denn hingefahren, dass er auf eine Autobahn musste ? Nach 2 Stunden waren Deniz abi und ich etwas ruhiger geworden. Abwarten. Was anderes konnten wir nicht tun. Kerem Abi war aufeinmal kirz verschwunden, aber ich hatte auch echt keinen Nerv ihn in diesem Moment zu suchen. Wahrscheinlich war er nur auf der Toilette oder so. Nach einer halben Stunde kam er dann wieder und setzte sich zu mir.

"Necla..."

"Ich werde nicht gehen!" sagte ich abtrupt. Ich wusste zwar nicht was er sagen wollte, aber ich wollte meine Position hier klar darstellen und da gab es auch nichts zudiskutieren.

"Weiß ich ..." antwortete er und öffnete eine Sporttasche, die ich in diesem Augenblick zum ersten Mal wahrnahm. Er holte eine Decke raus und deckte mich zu.

"Ich hab euch auch was zu essen gekauft, also..."

"Danke." sagte Deniz abi und nickte.

Also war er nach Hause gefahren um mir eine Decke zu holen und hat uns was zu essen gekauft... Das war schon echt süß von ihm, aber ans Essen konnte ich gar nicht denken. Als ich daran dachte, wie Cem alleine und bewusstlos auf dem Tisch lag und von wildfremden Menschen aufgeschnitten wurde drehte sich alles in mir. Ich hoffe er hatte keine Schmerzen als der Unfall passierte. Ich blickte ins Nirgendwo und versuchte mich abzulenken. Ich zählte die Fliesen auf dem Boden oder zeichnete mit meinem Finger irgendwelche Figuren auf meinem Knie. Als ich nach rechts blickte sah ich, dass Deniz abi und Kerem abi eingeschlafen waren. Man hörte die ganze Zeit das Telefon und wie die Dame immer mit dem gleichen Satz antwortete. Irgendwelche Durchsagen wurden ab und zu gemacht. Sowas wie:

'Dr.Peters bitte in den OP2'

Wenn man alleine in einem Krankenhaus sitzt, nimmt man vieles anders wahr. Ich sah wie die Ärzte und Schwestern von A nach B sprinteten und versuchten Leben zu retten. Mitten in der Nacht um 4 Uhr. Eine Ärztin versuchte einen Patienten wiederzubeleben, der mitten im Gang einfach entschieden hatte, nicht mehr zu atmen. Ich sah wie ein Krankenwagen nach dem anderen ankam und wie die Medien über den Verkehr redeten. Ich sah wie ein Arzt aus einem OP kam und sein Gesicht verriet mir, dass der Patient es nicht geschafft hatte. Wisst ihr, was der letzte Satz des Chirurgen war und immer ist ?

'Zeitpunkt des Todes : '

Ich wollte immer Chirurgin werden und die jenige im OP sein die einen Menschen aufmacht. Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr verantwortlich für ein Memschenleben seid ? Jede Bewegung zählt, jeder Atemzug... Und wenn alles gut läuft kommt man aus dem OP lächelnd und fühlt sich gut. Man hatte einen echten Menschen auf dem Tisch der krank war. Man schneidet ihn auf und sieht alle Organe und so viel Blut. Für alles was man in der Universität gelernt hat, bekam man ein echtes Bild und Verständnis. Dann ging man zu den Angehörigen und teilte ihnen die gute Nachricht mit. Die Angehörigen freuen sich und sind dankbar und man hat das Gefühl, dass man etwas gutes getan hat. Aber manchmal läuft das auch anders. Manchmal ist der Schaden einfach zu groß, es kommen unerwartete und unschöne Überraschungen und es ist einfach viel zu viel Blut. Dann arbeiten alle noch schneller als sonst. Wie Maschinen setzten sie alles daran diesen Menschen zu retten, aber manchmal reicht es nicht und das einzige was man sieht und hört ist die flache Linie am Monitor.

Und genau so ein Arzt, ein Chirurg, entschied nun über Cem's Leben. Ich hoffte einfach, dass die Linie auf seinem Monitor nicht flach war.