Part 85

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5Uhr. Noch ungefähr eine Stunde. Deniz und Kerem abi waren mittlerweile wieder wach. Ich fragte mich, ob das, was sie in den Filmen zeigten vielleicht wahr war. Das Cem während der OP als Geist von seinem Körper ausstieg und nun für uns unsichtbar hier irgendwo rumlief. Oder ob er in diesem Moment neben mir saß...  Vielleicht aber, schlief er auch einfach nur und bekam rein gar nichts mit. Das wäre mir glaub ich am liebsten. Er ist kein Mensch der gerne trauert. Okay, kein Mensch trauert gerne, aber er verdrängt es und versucht einfach weiter zu machen. Das ist eines der Sachen die ich an ihm bewundere. Wenn er uns hier so sehen würde, wäre er deprimiert und würde sich schlecht und schuldig fühlen. Ich verbrachte definitiv viel zu viel Zeit mit dem Nachdenken. Seit 4 Stunden saß ich hier bereits und führte Selbstgespräche in meinem Kopf. Versuchte mich abzulenken und nicht zu weinen. Stattdessen stellte ich mir sein Lächeln vor. Wie er durch seine Haare fuhr und wie er es hasste wenn ich es tat. Mittlerweile glaube ich aber, dass er nur so tat, als ob es ihm nicht gefallen würde. Ich stellte mir vor wie seine blauen Augen funkelten und strahlten und wie er mit seiner Zunge über seine Lippen fuhr. Wie seine Kiefer sich anspannten wenn er sauer war und wie beschützerisch und süß er war wenn er eifersüchtig wurde. Wie er seinen Blick auf den Boden senkte wenn ihm etwas peinlich oder unangenehm war und wie weich seine Lippen waren, wenn sie meine Haut berührten. Wie er es schaffte mich zuberühren ohne mich anzufassen und in jeder Situation mich zum Lachen zu bringen. Wie er zuhören konnte, wenn ich mal eine Schulter zum ausweinen brauchte und wie er auch neben seinen Freunden zu mir stand. Wie gut seine Muskel in einem weißen Shirt aussahen und wie verliebt er mich ansah. Wie wir uns gegenseitig anlächelten wenn wir uns in der Schule sahen. Wie er mich von hinten umarmte und mich fest in seine Arme zog. Wie er mir einen Kuss an meinen Haarscheitel, meine Stirn oder meine Nase gab. Wie er mit meinen Haare spielte. Wie ich einfach mal ich sein konnte neben ihm und mich nicht verstellen musste. Ich stellte mir all seine tollen Seiten vor und wie gut er aussah. 

5:25Uhr

Jede einzelne Minute kam mir vor wie eine Ewigkeit. Zum Glück kam aber dann eine Frau aus dem OP und ich hörte auf Selbstgespräche zu führen. Hoffnung. Ich studierte ihr Gesichtsausdruck. Sie atmete erleichtert aus und näherte sich mir. Sofort stand ich auf meinen zwei Beinen und erwartete ungeduldig eine gute Nachricht.

"Die OP verlief gut, er wird jetzt zum Aufwachen in ein Zimmer gebracht." informierte sie mich und als sie diese paar Wörter aussprach fiel mir wortwörtlich ein Stein vom Herzen. Nein, 100000 Steine. Endlich konnte ich wieder atmen und klar denken. Es ging ihm gut.

"Ich sage ihnen bescheid, wenn sie zu ihm können." fügte sie hinzu und wir nickten dankend.

Cem und NeclaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt