Part 44

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Als ich am nächsten Morgen aufstand, schleichte ich mich leise aus dem Haus. Es war sehr früh und ich wusste genau, was passieren würde, wenn mich meine Eltern oder Kerem abi gesehen hätten. Wohin ? Mit wem ? Warum so früh ? Wann kommst du zurück ? Ich würde mich Fragen bombardiert werden, sie würde alles wissen wollen, aber was sollte ich ihnen erzählen ? Ich wusste selbst nicht, wohin es ging. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und war deshalb so früh aus dem Haus. Meine Beine trieben mich an, ich ging die ganze Zeit gerade aus, bis ich an einem, mir all zu bekannten, Ort angekommen war. Unser Platz. Es war genauso schön wie früher. Es hatte den Glanz und die magische Atmosphäre nicht verloren. Ich setzte ein paar Schritte, vergewisserte mich, dass ich alleine war und ging den Hügel weiter entlang. Die Aussicht raubte mir, wie jedes Mal, den Atem. Ich liebte es dort. Man fühlte sich so befreit. Im Einklang mit der Natur und konnte nachdenken.

Ich wollte nicht das verletzte Mädchen sein. Ich wollte nicht diese Rolle in seinem Leben spielen, das wollte ich nicht, als ich zugestimmt hatte, seine Freundin zu sein. Er war die einzige Person, die ich wünschte vergessen zu können. Er war die einzige Person, die ich wünschte nicht vergeben zukönnen. Ich wollte, keinen Atemzug ohne ihn machen, ich wollte nicht ohne ihn sein. Mir ist bewusst, dass ich ihn immernoch liebe, aber ein Teil von mir sagt auch, dass ich ihn nicht lieben wollte. Er hatte viel scheiße gebaut, mich öfters verletzt, aber er hatte mich auch zu der Person gemacht, die ich jetzt war. Ich weiß nicht, wie man das nennen konnte, was zu dem Zeitpunkt zwischen uns war. Es war leicht jemanden zu lieben, aber es war schwer dieses Herz zu brechen. Wir dachten wir waren eine gute Idee, aber was war aus uns geworden ? Wir konnten nur glücklich werden, wenn wir uns loslassen würden. Frieden würde nur herrschen, wenn einer von uns die Waffe runternehmen würde, mit der wir uns gegenseitig verletzten. Dabei dachten wir, dass wir eine gute Idee waren. Es fühlte sich so richtig an, aber es hatte nur einen Tropfen gebraucht um uns, die Lüge auffliegen zu lassen. Dennoch würde ich am ende des Tages da stehen und ihm helfen. Ich wünschte, er wäre nicht nach Italien weggelaufen. Wir wären angesicht zu angesicht mit unseren Problemen. Aber was waren denn unsere Probleme ? Es lief alles gut, bis er einfach ging. Ohne jene Widerworte. Warum wollte er weg ? Ich wünschte, ich könnte ihn hassen, aber das tat ich nicht. Egal wann ich meine Augen schloss, stellte ich mir sein Lächeln vor. Ich war noch nie zuvor so sehr in eine Person vernarrt und jedes Mal wenn wir uns berührten wollte ich mehr. Ich wünschte, dass ich mir keine Sorgen machen müsste. Ich wünschte, er würde zurück kommen. Früher lebte ich so, als ob es nur mich gab, aber nun verbrachte ich meine Zeit damit, darüber nachzudenken, wie ich ihn aus meinem Kopf kriegen konnte. Alles was ich werden wollte, war es sein Mädchen zu sein.

Ich merkte, dass dieser Ort ohne Cem sein bestimmtes Etwas verloren hatte. Ich fühlte mich zwar frei, aber nicht komplett. Mir kam es so vor, als ob das einzig richtig wäre, mit Cem hier zu sein. Schließlich war dieser Hügel unser Ort gewesen. Ohne ihn, machte mich diesert Ort depressiv. Ich stand von der Wiese auf. Ich hatte gar nicht realisiert, dass ich mich hingelegt hatte. Ein letztes Mal atmete ich diese frische Luft auf diesem Hügel ein. Sie war anders, angenehmer, aber ich wusste, dass es das letzte Mal war. Ich wollte hier nicht ohne Cem sein. Das fühlte sich falsch an. Und deshalb würde ich auch nicht alleine wiederkommen.

Gezielt lief ich die Straße runter. Ich weiß, dass das vielleicht nicht die beste Idee war, aber ich wollte zum Tennisplatz. Oder wollte ich eher zu Chris ? Das war in diesem Moment auch egal. Schon vom weiten sah ich ihn auf dem Feld und war froh, dass er so früh anwesend war. Lächelnd ging ich auf ihn zu und versuchte dabei mit dem Lächeln meinen Kummer zuüberdecken.

"Hey."

"Oh hey, Necla." Er war überrascht, aber sofort ziierte ein Lächeln seine Lipppen. Ich deutete daraus, dass er auch froh war, mich zu sehen.

"Was ist los ?"

Mission : 'Nichts anmerken lassen', Fehlgeschlagen.

"Was soll sein ?" Vielleicht konnte ich es ja noch retten ?

"Du kommst ganz sicher nicht um 8 Uhr Morgens hier her, weil dir langweilig war. Also sag schon, was ist los."

Okay, er war gut. Hatte ich irgendwie >>Hilfe, habe Sehnsucht ! << an meiner Stirn tätowiert oder warum wusste er das sofort ? War das so offensichtlich ? Ich bin bestimmt nicht die Einzige, die Morgens Tennis spielen geht. Wer weiß, vielleicht bin ich eine früh Aufsteherin. Ich hatte all diese Ausreden in meinem Kopf, aber gerade, als ich die Chance hatte zu verneinen, dass ich Probleme hatte, bekam ich keinen Ton raus. Wir setzten uns hin und er nahm meine Hand in seine. Ich wollte, dass mein inneres Ich Luftsprünge machte und ich mich in Chris verlieben würde, aber ich spürte einfach nichts. Man Cem, warum muss du auch so perfekt sei  ?!

Also begann' ich ihm alles zuerzählen. Als ich fertig war, blickte ich nach unten und leckte mir nervös über die Unterlippe. Ich wartete auf eine Reaktion. Vielleicht würde er ja laut loslachen und sich fragen, warum ich immernoch an Cem hing, aber es kam nichts. Ich hielt das Schweigen nicht länger aus und hob meinen Kopf.

"Ich verstehe dich nicht, Necla. Nur weil deine Freunde ein Mal ein Fehler gemacht haben, vergisst du all das, was sie richtig gemacht hatten. "

"So ist das gar nicht. . ."

"Wie ist es dann ?"

"Das weiß ich doch selbst nicht. . ."

"Ich aber. Du bist verzweifelt und vermisst ihn zu sehr.

Stille. Was sollte ich antworten ?

***

"Ließt euch das Gedicht noch ein Mal durch !" rief Frau.Sahm etwas laut und setzte sich auf ihren Platz am Pult.

Das Gedicht war ziemlich eintönig. Es ging um irgendeine Frau, die leicht bekleidet war und wir sollten jetzt diskutieren, warum sie sich wohl so kleiden würde.

"Vielleicht ist sie ja eine Schlampe." rief Natalie rein.

Innerlich lachte ich. Das gerade sie das sagen musste, pff.

"Nicht solche Ausdrücke bitte ."

Um ehrlich zu sein, war das genau mein erster Gedanke. Schlampe. Aber da waren manche anderer Meinung.

"Zu stark geschminkt und zu wenig bekleidet ist häufig ein Anzeichen der Verzweiflung." rief John rein.

"Gut von Oscar Wilde zitiert, John." lobte ihn Frau.Sahm.

"Okay, es klingelt in 2 Minuten. Einen abschließenden Satz, bitte, von jemandem, den ich heute noch nicht gehört habe."

Alle senkten ihre Köpfe, aber wen nahm meine liebe Deutschlehrerin dran ? Mich.

Plötzlich erinnerte ich mich an ein Zitat, welches ich vor langer Zeit mal gelesen hatte.

"Manche Frauen messen ihre Schönheit an der Aufmerksamkeit, die sie von Männern bekommen. Wissen sie denn nicht, dass Menschen sich gerne auf billiges stürzen ?"

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Meinungen ? Sorry für die lange Wartezeit.

ICH GEHE HEUTE AUF DAS ONE DIRECTION KONZERT ❤♡♥

#Nihâl♛

Cem und NeclaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt