Part 43

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Als ich in den Spiegel sah, bekam ich einen Schock. Nachdem Tennis spielen, am Abend zuvor, war ich kaputt und konnte mein eigenes Körpergewicht nicht mehr tragen. Ich blinzelte ein paar Mal um eine klare Sicht zu haben, und schminkte mich ab, bevor ich ins Badezimmer ging und in die Dusche stieg. Das warme Wasser prasselte meinen Körper herunter. Meine Muskel entspannten sich und die Luftfeuchtigkeit stieg sofort an. Es dampfte bereits und der Spiegel war benebelt. Ich schnappte mir ein Handtuch und wickelte es um meinen nackten Körper. Das wiederholte ich dann bei meinen Haaren, damit sie nicht an mein Gesicht klebten. Ich ging schnell in mein Zimmer, cremte mich ein und zog mir meine Unterwäsche an. Dann begann mein alltägliches Problem. Ich ging meine Klamotten bestimmt 10-Mal durch, bis ich mich für eine schwarze skinny Jeans und ein Crop Top entschied. Darunter zog ich dann ein weißes Bandeau, damit man mein BH nicht sah. Als ich damit fertig war föhnte und glättete ich meine Haare. Dann trug ich Kajal und Mascara auf, überschminkte meine Augenringe und sprühte etwas Parfüm auf. Fertig. Ich betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel, bevor ich zufrieden mein Zimmer verließ. Als ich die Küche betrat, sah ich nur meinen Bruder Kerem. Zwischen uns herrschte immer noch Krieg. Zumindest meiner seits. Es verging kein Tag, an dem er sich nicht bei mir entschuldigte, aber eine Versöhnung kam für mich nicht in Frage. Ich weiß, dass das etwas übertrieben klingen mag, aber so bin ich nun mal. Ich verzeihe selten, und vergesse nie. Wenn man mein Vertrauen ausnutzt, stirbt die Person in meinen Augen. Sie hat keinen Platz mehr in meinem Leben und keinen Wert mehr. So etwas mag hart klingen und gür manche gar nicht machbar, aber damit hatte ich keine Probleme. Ich freunde mich zwar mit Personen an, aber ich halte immer eine bestimmte Distanz zwischen uns, um bei einer Enttäuschung oder einem Verlust, nicht in ein tiefes, schwarzes Loch zu fallen.

Ich habe eine Mauer um mich gebaut. Nicht um alle fern von mir zu halten, sondern um zu sehen, wem ich es wert bin, darüber zuklettern.

"Willst du auch ein Croissant ?"

Ich ignorierte ihn. Wie jeden Tag. Ich packte mir eine Wasserflasche ein und zog mir meine schwarzen Vans an. Dann ging es los zur Schule. Die Ex-Freundinn von Cem Bozkurt zu sein, war echt nicht die schönste Rolle in dem Theaterstück ' Die Schule'. Nur weil er gut aussieht und Geld hat kennt ihn jeder. Und wer ihn kennt, kennt auch seine Freunde und erst Recht mich. Die Ex. Er meldete sich gar nicht mehr. Wie es ihm wohl ging ? Er war ja schon 3 Wochen in Italien. Ob er sich gut eingelebt hat ?

Ich sah von weitem Rosy, Damla, Irem, Alex, Basti und Luke. Als ich sah drehte sich alles in meinem Magen und ich entschied ihnen aus dem Weg zugehen. Sie wussten es und hatten es vor mir geheim gehalten ? Tolle Freunde. Anstatt mich mit der Wahrheit zu konfrontieren, belogen sie mich. Wer weiß, wie lange schon. Hätten sie es mir früher gesagt, würde ich nicht so viel träumen. Ich hätte die Hoffnung früher aufgegeben und vielleicht nicht so viele Nächte durchgeweint. Klar, es war hart, aver zu wissen, dass er mich ersetzt hatte, war mir dabei hilfreich, meine Sehbsucht zu mindern. Anstatt Sehnsucht zu haben war ich enttäuscht. Und sauer. Diese verhinderten meine Liebe zu Cem und für einen Moment hatte ich das Gefühl, ihn nicht mehr zu vermissen. Ihn nicht mehr zu lieben.

Es fühlte sich so an, als ob ich mit fettigen Haaren, Pyjama, Schlappen, Taschentücher, einer Sammlung trauriger Liebesfilme und einer riesen Tüte Chips im Bett liegen würde und plötzlich fühlte ich mich total gut, machte mich schick und ging feiern. Als wäre das Licht im Keller eingeschaltet worden und die alten Winterstiefel weggeschmissen worden, da der Sommer nun im Anmarsch war.

Tagelang vermied ich jeglichen Kontakt zu Rosy, Damla, Irem, Alex, Basti und Luke. Ich weiß nicht wie ich mich fühlen sollte. Ob ich sauer sein sollte oder enttäuscht ? Verletzt oder hintergangen ?

"Necla ! Warte mal !"

Als ich mich umdrehte stand Luke vor mir. Das war's dann eohl mit dem ignorieren. Dicht hinter ihm waren Rosy, Damla und Basti und danach kamen auch Irem und Alex dazu. Was ging hier vor sich ? Was passierte hier gerade ?

"Necla, wir verstehen, dass du verletzt bist, aber lass das bitte nicht an uns aus." sagte Irem.

"Wegen einen Fehler, den Cem gemacht hat, bestrafst du uns." fügte Alex zu.

Ouch. Dieser Name. Jedes Mal wenn er erwähnt wurde, spührte ich ein Stechen. Jemand packte mit seiner nackten Hand in meine Brust, krallte sich mein Herz und riss es raus.

"Ja, ich bin verletzt, aber das was hier passiert, hat mehr was mit euch zu tun, als mit Cem !" verteidigte ich mich.

"Warum ?"

"Weil ihr meine Freunde wart !"

"-sind!" griff Damla ein, aber ich schüttelte nur entsetzt meinen Kopf.

"Freunde belügen sich nicht, Freunde haben keine Geheimnisse voreinander, Freunde lassen sich nicht gegenseitig gegen die Wand laufen, Freunde helfen, unterstützen und weinen miteinander."

"Necla, es tut uns leid."

"Was tut dir leid ? Dass Cem mich wie ein Stück scheiße hier zurückgelassen hat oder, dass ihr mir verheimlicht habt, dass schon längst eine andere den Platz an seiner Seite eingenommen hat, währenddessen ich hier jeden Tag geweint habe und Hoffnung hatte, dass es wieder ein 'wir' geben könnte ? Hm, was tut dir leid ?"

Sie schauten alle nur nach unten. Keiner von ihnen traute sich mich anzugucken, da sie wussten, dass ich Recht hatte. Tränen bildeten sich in meinem Auge und flossen meine Wange hinunter. Ich atmete tief durch um mich zu beruhigen und anstatt eines Widerspruches bekam ich eine Umarmung.

"Ich weiß, dass du eine schwere Zeit durchmachst und du hast jedes Recht uns zuhassen, aber nur weil du uns nicht mehr brauchst heißt es nicht, dass wir dich auch nicht brauchen." flüsterte Luke mir ins Ohr. Es tat gut, wieder in den Arm genommen zu werden. Man fühlte sich sicher, und dieses Gefühl hatte ich seit über 3 Wochen nicht mehr gespürt.

Sie hatten Recht. Ich musste mich wieder einkriegen. Ich durfte nicht zulassen, dass Cem mich so zerstörte. Wie abhängig war ich geworden ?

"Ich muss los." log ich und lößte mich aus der Umarmung.

"Necla !" rief mich Luke zurück, als ich schon fast durch die Tür gegangen war. Ich drehte mich um und hob meine Augenbrauen erwartungsvoll.

"Vergiss nicht, dass es immer 3 Arten von Personen gibt.  1- die, die dich in deiner schweren Zeit unterstützen. 2- die, die dich in deiner schweren Zeit verlassen und 3- die, die dich in eine schwere Zeit bringen. Lass dir von uns helfen."

Ich nickte nur und ging dann aus dem Raum. Ich brauchte etwas Zeit um nach zudenken. Über Cem. Über meine Freunde. Über alles.

Cem und NeclaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt