Part 33

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Ich kannte mich selbst nur zu gut. In diesem Zustand, in dem ich zu dem Zeitpunkt war, sollte man mir besser aus dem Weg gehen.

Und was passierte genau in diesem Augenblick ? - Genau, Cem kam auf mich zu. Ich war ziemlich schlecht drauf, aber als er den Augenkontakt zu mir aufnahm und seine Lippen sich zu einem Lächeln zogen, verschwand meine ganze Wut. Ich hatte keine Zeit sauer zu sein. . . Ich wollte den letzten Tag mit meinem Freund verbringen. . . Der letzte Tag. Morgen wäre es dann so weit und er würde fliegen. Weit, weit weg. Italien ist zwar auch nicht am enderen Ende der Welt, dennoch für mich nicht zu erreichen. Ich brauchte ihn hier, bei mir. Ich schob die negativen Gedanken zu Seite und verdrängte sie. Immernoch breit lächelnd näherte er sich und nahm mich in seine Arme. In diesem Augenblick schloss ich einfach meine Augen und inhalierte diesen wundervollen Geruch. Seinen Geruch. Es war ein Mix aus Parfüm und seinem Eigengeruch, dennoch einzigartig und wundervoll. Etwas ganz besonderes. Er platzierte einen Kuss auf meine Stirn und sein Blick durchbohrte mich.

"Alles gut ?" hauchte er gegen meine Lippen.

Naja, du verlässt mich Morgen, ziehst nach Italien und ich werde dich nie mehr sehen können. Du wirst neue Freunde haben und dort gibt es viele hübsche Mädels und ich bin krass eifersüchtig. Ich werde dich extremst vermissen. . .

"Alles gut." log ich.

"Hast du . . . naja  darüber nachgedacht ?"

Ich nickte.

"Und ?" fragte er vorsichtig.

"Es vor mir so lange zu verheimlichen war keine Lösung. . ."

"Ich weiß. Ich bin ein Idiot."

Sein Gesichtszüge deuteten auf Angst und Besorgnis. Dachte er echt, wenn er es mir verheimlicht tut es weniger weh ?

"Stimmt."

Ich ging mit meiner Hand hoch zu seiner Wange und berührte sie sanft.

"Tut es noch sehr weh ?"

"Am Anfang hat es echt gebrannt. Mittlerweile geht's etwas ."

Ich nickte.

"Es tut mir leid !"

"Nein,es ist meine Schuld. Ich bin ein Arsch ! "

"Das stimmt."

Wir beide mussten Kichern,als ich das sagte.

Meine Mundwinkel schossen in die Höhe bei den Erinnerungen. Ich bereute es bis heute, ihm eine Backpfeife gegeben zu haben. Aber so ganz unschuldig war er ja auch nicht.

"Aber ich liebe dich und möchte jede Sekunde die uns verbleibt sinnvoll ausnutzen."

Er hob seinen Blick vom Boden und guckte mich mit großen Augen an, bevor er mich fest drückte.

"Also, was wollen wir zuerst machen ?" fragte er und legte sein Arm um mich.

"Ich weiß nicht. Aber nichts außergewöhnliches."

"Wie wär's, wenn ich dich in einer Stunde abhole ?" fragte er nach kurzer Zeit überlegung und ich nickte als Bestätigung.

***

3. . .2. . .1. . . Punkt 15 Uhr und das vibrieren meines Handy's deutete mir, dass er da war und auf mich wartete. Ich checkte mich ein letztes Mal im Spiegel. Eine Leggins, dadrüber ein T-shirt und um meine Hüfte hatte ich ein karriertes Hemd gebunden. Dazu zog ich meine Dr.Martens an und meine dunklen Haare ließ ich über meine Schultern fallen. So, jetzt war ich bereit. Ich schmiss meinen Schlüssel in meine Tasche und zog die Tür hinter mir zu. Cem kam lächelnd auf mich zu und unarmte mich innig. Als wir uns trennten, hielt er mir ganz gentlemanlike die Beifahrertür auf und ich setzte mich. Er lächelte mich noch ein Mal an und startete dann den Motor.

"Wohin geht's denn ?" fragte ich.

"Nicht so neugierig baby." lachte er.

Ich ließ mich in meinen Sitz zurück gleiten und versuchte ruhig zu bleiben. Ich war einfach so aufgeregt und neugieirg. Zwei meiner vielen Schwächen. Als das Auto endlich stoppte und wir ausstiegen, hatte ich immernoch keine Ahnung wo wir waren. Cem verschränkte unsere Finger miteinander und Händchen haltend gingen wir weitere 5 Minuten, bis die Erinnerungen an diesen Ort vor meinen Augen erschienen. Ich spürte seinen Blick von der Seite. Der warme Wibd wehte meine Haare aus meinem Gesicht, sodass ich eine noch schöbere Sicht hatte.

"Wie das letzte Mal. . ." flüsterte ich, eher für mich als für Cem. Ich ging ein paar Schritte und alles war genauso wie früher. Es sah alles gleich aus, immernoch wunderschön. Das saftige Gras, die bunten Blumen, die wundervolle Aussicht und die angenehme Ruhe. Die Art, wie der Wind durch deine Haare weht und dich für eine Sekunde frei fühlen lässt, so, als ob man ein Vogel wäre, der sein ganzes Leben im Käfig verbracht hat und dann wurde man frei gelassen. Hier, an diesem Ort. Die Luft war frisch, angenehm. Dieser Ort war irgendwie magisch und hatte eine ganz eigene Wirkung auf mich. Es war unser Ort. Vielleicht würden wir das letzte Mal zusammen hier sein? -Nein, ich werde jetzt nicht wieder negative Gedanken zulassen. 'Lebe für den Moment.' Ich sah mich noch einmal um und es hatte sich wierklich rein gar nichts verändert. Mir kam es so vor, als ob jedes Blatt noch an der gleichen Stelle wäre. Dumm, ich weiß. Aber was war den nachvollziehbar und sinnvoll, wenn es um die Liebe ging ? Alles war wie früher . . . - würde man denken. Aber das stimmte nicht. Nichts war so, wie es beim letzten Mal war. Hier hatten wir unser erstes Date und hier hatten wir uns vertragen. Aber seit dem Tag ist vieles anders. Vieles hat sich verändert. Dieser Ort war unser Ort. Er war für uns bestimmt. Man sagt, man soll ein Buch nicht nach seinem Äußeren, nicht nach seiner Hülle beurteilen. Nun wusste ich was gemeint war. Wir waren das Paar, unser Titelbild wäre wahrscheinlich dieser Ort. Wir wären nicht drauf , aber das bräuchten wir auch gar nicht. Wenn man diesen Ort sah, dachte man an Frieden. Überall Frühlingsgefühle, eine tolle Aussicht, schönes Wetter und es war wunderschön. Berzaubernd. So wie unsere Beziehung. Doch die Kapitel der schönen gemeinsamen Zeit war nun zu ende. Genauso, wie der Winter kommen würde und diese angenehme Wärme hier und alles andere auslöschen würde. Wir haben ihn nicht ausgesucht, er hat uns ausgesucht. Viele Erinnerungen lagen hier. Tief, sehr tief, vergraben unter der Erde. Unsere Erinnerungen. . . Aber sie waren nur ein Teil unserer gemeinsamen Zeit. Die Stunden, die wir lachend verbracht hatten. All die sinnlichen Berührungen die wir ausgetauscht hatten. . . Sie waren nichts weiter als eine rrinnerungen, an unsere Vergangenheit. Schöne Erinnerrungen. . . aber sie waren, wie der Name sagt, nur Erinerrungen. Wie ein Buch. Die Wortwahl, die Struktur. Sie passten perfekt, aber wie jedes Kapitel ging auch dieses zu Ende. Egal, wie schön es war. Und nun folgte die Zukunft. Sein neues Kapitel war Italien und meines ? Tja, das lag noch in den Sternen. . .

Cem und NeclaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt