Cem und Necla

Part 23

Ich stand vor der Tür, von der ich Vorgestern raus geflüchtet war. Ich wurde nervös und mein Körper spannte sich an. Ich schwitzte und malte mir tausende Möglichkeiten aus, was als nächstes passieren würde. Aber das was geschah, war definitiv keiner meiner tausend ausgedachten Möglichkeiten. . .

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Ich sammelte mich, ordnete meine Gedanken und überlegte mir, was ich sagen würde.

Die Wahrheit ?

Sie wussen nicht einmal, dass ich einen Freund hatte und plötzlich, nachdem ich eine Nacht verschwunden war, soll ich ihnen sagen, dass ich nicht nur einen Freund habe, sondern auch, dass ich bei ihm übernachtet hatte ?

Ja, ja genau das würde ich machen ! Es klingt zwar dumm, aber ich war diejenige, die sauer war. Und nicht sie ! Ich hätte nicht nur die Chance, meine Wut rauszulassen, sondern auch ihnen zu erzählen, dass ich einen Freund hatte. War das echt eine so gute Idee ? Das könnte ja auch ziemlich nach hinten losgehen. . .

Ich fasste meinen ganzen Mut zusammen und klopfte an der Tür. 1, 2, 3, 4, 5 . . . innerlich zählte ich die Sekunden, um mich abzulenken und nicht wieder nach zu denken. Schließlich hörte ich Schritte, die sich der Tür näherten und die Tür wurde aufgemacht. Mein Brud - äh Kerem öffnete die Tür und seine Mundwinkel schossen in die Höhe.

"Necla, canım -"

Weiter kam er nicht, da ich ihn zur Seite schob und einfach an ihm vorbei ging. Er blieb mit offenem Mund zurück und blickte mir fassungslos hinterher.

Was dachte er ? Dass ich, als ob nichts gewesen war, einfach wieder Umarmen oder zurück grüßen würde ? Falsch gedacht ! Ich hatte einen Grund, warum ich eine Nacht nicht nach Hause gekommen war.

"Necla ?" Meine Mom stürzte sich auf mich und umarmte mich.

"Ich dachte dir wäre etwas passiert. . ." schluchzte sie.

Ich wollte sie nicht weinen sehen. Wegen nichts und vorallem nicht wegen mir. Aber es musste sein.

"Mir geht's gut." antwortete ich neutral.

Ich setzte mich auf das Sofa und sie setzte sich neben mich.

"Wir wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben, aber die Polizei meinte, dass es mindestens 24 Stunden sein mussten, dass du verschwunden warst."

Oh gott.

"Mom, mir geht's gut !" wiederholte ich mich.

Polizei ? Vermisstenanzeige ? Anstatt sich um so etwas zu kümmern, sollte sie sich um ihren Sohn kümmern, der seine Schwester geohfeigt hatte.

"Wo warst du denn, schatz ?"

Jetzt oder nie. Sollte ich ?

"Mom, jetzt reg dich nicht auf, abe -"

Die Tür öffnete sich und mein Vater kam rein. Er umarmte mich auch und klang ziemlich besorgt. Ich hatte erwartet, angeschrien zuwerden und Hausarrest oder so zu bekommen, aber sie waren so . . . so . . . verständnissvoll ?

Was ging hier vor sich? Ich nutzte lieber ihre Lage und Art und sagte ihnen besser, dass ich einen Freund hatte.

"Anne, Baba (Mama, Papa) ?"

"Efendim kızım ? (Bitte meine Tochter ( sagt man so))"

"Ich muss euch etwas erzählen. . ." sagte ich leise. Mein Vater runzelte die Stirn und meine Mom war ganz Ohr. Jetzt gibt es kein zurück mehr. . .