***Necla's Position***
Der Wind wehte, auf meinem Heimweg, durch meine Haare und die Kälte ließ mich aufzucken. War es wierklich der kalte Wind der für mein Frieren verantwortlich war, oder, war es mein Körper und mein Verstand, die mich so fühlen ließen, weil sie die Informationen von eben nicht verarbeiten konnten und keinen Platz mehr für Wärme fanden ? Ich war froh endlich Zuhause angekommen zu sein. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Beine alleine den Weg finden würden, da ich meinen Verstand und die Orientierung vor genau 7 Minuten und 28 Sekunden verloren hatte. Auf sie war kein Verlass mehr. . . 7 Minuten und 28 Sekunden ? So lange hatte ich noch nie gebraucht. Vielleicht hatten meine Beine unbewusst einen Umweg gemacht. Vielleicht war das aber auch gar nicht so schlimm. Vielleicht tat mir die frische Luft ja gut. Vielleicht. . . aber nur vielleicht.
"Mein Dad hat angerufen. Er arbeitet bei der Army und. . . und wird für mindestens ein Jahr in Italien eingesetzt."
1 Jahr. 365 Tage. 8 760 Stunden. 525 600 Minuten. 31 556 926 Sekunden. Egal wie man es sagt, schreibt oder es sich auch nur vorstellt, diese Zeit war unbeschreiblich lang.
"[…] Ich möchte nicht mit ansehen wie du fortgehst und dabei mir mein Herz rausreisst und es mitnimmt." (Part 10)
Ich hatte es gewusst, ich hatte eine Vorahnung. . . Warum habe ich nicht auf meine innere Stimme gehört ? Warum nicht ? Dann könnte ich mir all das ersparen. All die Tränen. . . all die Schmerzen. Ich war so dumm. . .
"[…]Für immer !"
Für immer. . . Sein 'für immer' war doch nicht so lang wie ich dachte. Kürzer als meine Variante von 'für immer' und vorallem qualvoller. Vielleicht hatte ich mich in Cem getäuscht. . . Vielleicht sah ich zu viel Gutes in diesen vermeindlich perfekten Jungen. Mein Herz war da aber anderer Meinung. Meine Augen auch. . . und meine Gefühle sagten da auch was anderes. . . Ach, was rede ich da ? Cem war perfekt !
Was sollte ich jetzt machen ? Was würde aus Cem und mir werden ? Existierte ein wir überhaupt noch ? So viele Fragen, aber keine Antworten. . . Nur Kopfschmerzen, Zeitdruck und Stress. . .
3Tage. Das hört sich, wenn man von Schul- oder Arbeitstagen spricht, ganz schön lange und anstrengend an, aber in meinem Fall waren 3Tage nichts. Sage und schreibe 3 mikrige Tage blieben uns. Und wofür ? Um unsere Beziehung nach ca. 2 1/2 Monaten zum Ende zu bringen oder um die restlichen Tage so zu genießen, als ob nichts wäre ? Beide Varianten klangen, auf gut deutsch gesagt, scheiße. Keine machte auch nur ansatzweise Sinn und Freude auch nicht. Wofür hatten wir eigentlich den ganzen Stress der letzten beiden Monate durchgestanden ? Um uns danach zu trennen ? Wofür hatte ich all das auf mich genommen ? Um verlassen zu werden ? Wofür ?! - Für nichts. Nichts war dabei für mich rausgekommen. 2 1/2 Monate. Diese Zahl ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Genauso wenig wie diese 3 Tage. 2 1/2 Monate. Konnte man das überhaupt eine richtige Beziehung nennen ? Und in 3Tagen sollte alles enden ? 2 1/2 Monate von einer erwünschten Ewigkeit. Eine erwünschte Ewigkeit, die nicht Zustande kommen würde. . Wenn man es aussprach, klang es noch unrealistischer. Diese 2 1/2Monate waren eine wundervolle Zeit. Ich hatte den wundervollsten Jungen der Welt an meiner Seite und natürlich hatten wir auch Krisensituationen, aber am Ende hatten wir immer zueinander zurück gefunden. Unsere Liebe war stärker und siegte am Ende. Aber dieses Mal sah es anders aus. . . Würde es für uns ein Happy End geben ? Wenn man ein Film guckte, wollte man, meistens, ein Happy End und man hielt es für selbstverständlich. Mittlerweile sehe ich vieles anders. Jeden Tag lerne ich neue Sachen und mache neue Erfahrungen. Ich denke anders und sehe Sachen anders. Ein Happy End wird mittlerweile als 'normal' eingestuft, aber im echten Leben sieht es anders aus. Man könnte sagen, dass die guten Filme mit einem Happy End aufhören und die schlechten Filme nicht. Und wie würde man mein Leben, meine Geschichte verfilmen ? Bekomme ich ein Happy End oder nicht ? Wäre es ein guter Film oder ein schlechter Film ?
Bis ich diese Frage, und noch viele Andere, beantworten könnte, musste ich noch viele Entscheidungen fällen. Und die erste und eiber der schwersten war, was ich als nächstes machen sollte. 3Tage. Wenn ich diese letzten 3Tage mit ihm verbringen würse, würde mir der Abschied doch nur noch schwerer fallen. . . Ich wollte mir nicht weiterhin selbst weh tun. . . Andererseits waren diese 3Tage, die einzige Möglichkeit, meiner erste große Liebe zum, wahrscheinlich, letzten Mal so nah zu sein.
Erste große Liebe. . .
Endet dieses Kapitel so für mich ? Wollte ich, dass es so endet ? Hatte ich denn überhaupt eine Wahl ? Mit ihm nach Italien konnte ich nicht. . . Er konnte hier auch nicht alleine bleiben. . .
Das Thema 'Jason' war auf einmal total uninteressant. Jetzt wusste ich was Angst war. Ich hatte keine Angst vor Jason. Zumindest keine all zu große und nicht in diesem Moment. Ich hatte Angst Cem zu verlieren. Ich hatte Angst, nie wieder in seinen Armen sein zu können, nie wieder seinen Duft einatmen zukönnen und seine Lippen nie wieder auf meinen spüren zu können und dürfen. Jetzt wusste ich, was Verlust bedeutete.
Der Gedanke an die Zeit nach diesen 3Tagen war schmerzhaft. Und wieder kam die Angst zum Vorschein. Ich hatte genug Filme gesehen um zu wissen, wie das ablaufen würde. In der ersten Zeit wäre fast alles noch in Ordnung. Wir würden durchgänglich schreiben, videochatten und ich würde immernoch jeden Tag mit einer süßen 'Guten-Morgen-SMS' aufwachen und mit einer lieben 'Guten-Nacht-SMS' mich vom Tag verabschieden. Doch nach einer Zeit vergeht alles schöne. Er würde neue Freunde finden, vielleicht sogar mehr als nur neue Freundschaften schließen ? Nein ! Nein, das fühlte sich so falsch an. Danach hätte er besseres zu tun, als jeden Tag mit seiner. . . seiner. . . Freundinn, oder Ex-Freundinn, in Deutschland videozuchatten, die er wahrscheinlich eh nie wieder treffen würde. Wir würden uns auseinander leben. Das dumme an dieser Geschichte war, dass das Mädchen ich war und der Junge Cem. So welche Filme gab es oft und viele hatte ich auch gesehen, aber nie hatte ich mir so Gedanken darüber gemacht. Nie hatte ich gedacht, dass ich betroffen sein könnte. Und jetzt ?
Es gibt Leute, die offen für neues sind. Leute, die sich auf das Neue freuen und immer wieder nach Neuem suchen. Ja, solche Leute gibt es !
Aber ich gehöre nicht zu ihnen !
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Cem und Necla
RomanceEs dauert nicht lange, da verliebt sich Necla in den neuen, heißen und angesehenen Cem. Leider wirkt er auch ziemlich arrogant, eingebildet und hochnäsig. Doch man kann nicht entscheiden für wen man Gefühle entwickelt. . .