4. Unerwartete Rettung

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Fassungslos und völlig entsetzt blickte Eragon den Schattenelfen an. „Wie ist es möglich, dass ein Mitglied eures Volkes zu einem Schatten wurde? Ich dachte immer die Elfen hätten für diese Art der Magie nichts übrig." Der spitzohrige Schatten ließ seinen Blick für einen kurzen Moment auf dem jungen Reiter ruhen bevor er in schallendes Gelächter ausbrach. „ Du klingst schon genauso wie die damaligen Reiter. Sie haben auch nie verstanden warum der Narr der früher in diesem Körper gelebt hat mit so gefährliche Magie experimentiert hat. Soll ich es dir verraten kleiner Reiter? Soll ich dir verraten was sein Denken in solche Finsternis gestürzt hat, dass er bereit war solch ein Wagnis einzugehen?" Die Stimme des Schattenelfen war immer leiser geworden und Eragon der, der Stimme wie hypnotisiert gelauscht hatte, zuckte zusammen als Ecros plötzlich ganz nahe an seinem Ohr hauchte: „ Die Menschen!" Einen Moment genoss der Schatten den Schrecken der sich auf Eragons Zügen bildete ehe er fortfuhr: „Er wollte unbedingt beweisen, dass sein Volk den anderen Völkern so überlegen ist, das es bei ihnen unmöglich wäre einen Fehler mit derart drastischen Folgen zu begehen. Ich wurde aus falschem Stolz und einem ungerechtfertigten Überheblichkeitsgefühl geboren. Und diesem Überheblichkeitsgefühl gebe ich jeden Tag Nahrung. Du musst wissen für gewöhnlich verändern Schatten die Körper die sie übernehmen lediglich bis sie ihren ersten Ansprüchen genügen, schließlich ist es der Wunsch eines jeden Geistes eines Tages aus seinem fleischlichen Gefängnis befreit zu werden. Bei mir ist das anders. Ich genieße es jede Form von Leben um mich herum mittels magischer Manipulation zu verändern, umzugestalten und sie genau genommen zu verbessern. Der Schatten der vor dir steht ist mein neuestes Werk. Er ist nicht gerade perfekt geworden. Aber du und dein Cousin, ihr wart leider ein wenig zu früh hier." Der Schatten stieß ein Seufzen aus. „ Ich hatte leider nur genug Zeit ihn zu verwandeln und ein bisschen an seinem Äußeren zu arbeiten damit dir nicht gleich beim ersten Anblick auffällt was du vor dir hast. Aber ich finde für die geringe Zeit die ich für seine Umwandlung hatte, ist das Ergebnis recht akzeptabel geworden." Unüberhörbare Selbstgefälligkeit war in der Stimme des Schattenelfen zu hören als er seine Litanei beendete, doch dem ehemaligen Metzger der immer noch mit gezückter Klinge vor Eragon stand schien nicht zu gefallen in welche Richtung sich dieses Gespräch entwickelte, denn er stieß ein ungeduldiges Zischen aus und deutete mit dem Messer fordernd in Richtung des jungen Reiters. Eine Geste die diesem kaum entgehen konnte befand sich die Klinge doch kaum einen Handbreit von seinem Gesicht entfernt. Ecros stieß ein freudloses Lachen aus. „Leider scheint seine Geduld bei der Umwandlung auf der Strecke geblieben zu sein. Er möchte endlich mit dir spielen. Also schön, mein Kleiner. Aber sieh zu, dass er am Leben bleibt. Unser vorläufiger Gebieter braucht ihn noch." Eragon starrte wie gebannt auf das Messer das sich seinem Gesicht näherte. Er versuchte noch einmal die Stimme zu erheben um die Schatten in ein Gespräch zu verwickeln und das Folgende noch etwas hinauszuzögern. Doch der Bann der ihn daran hinderte seinen Körper zu bewegen schien sich auf einmal auch auf auch auf seinen Kopf auszuwirken so, dass er nichts anderes tun konnte als die schimmernde Klinge anzustarren die sich unaufhaltsam seinem Gesicht zu näherte. Hinter sich hörte er den Schattenelfen höhnisch kichern. „Halt bitte schön still. Nicht das er noch etwas Empfindliches erwischt und ich dich noch heilen muss. Sonst müssten wir ja wieder ganz von vorne anfangen. ", gluckste Ecros ehe er Sloan mit plötzlich geschäftsmäßiger Stimme anwies: „ Fang mit seinen Augen an. Blind wird er uns bestimmt nicht entkommen und ich bin fast sicher, dass seine Drachendame wenn sie aufgrund seiner Schmerzen hierher zurückkehrt, sehr handzahm sein wird, wenn sie sieht was ihr Reiter schon erlitten hat."

Zitternd vor Wut stand Karis in einem unbeleuchteten Seitentunnel und lauschte den Worten des Schattenelfen. Er und sein weißer Seelengefährte waren gerade zu dem Zeitpunkt am Helgrind angekommen als die Gestalt der saphirblauen Drachendame sich gerade von dem Berg entfernte. Da Sereth zu diesem Zeitpunkt noch von einem Zauber verhüllt war, hatte Saphira ihren Artgenossen jedoch nicht bemerkt. Der weiße Drache hatte ihr zunächst unerkannt folgen wollen, er war neugierig auf den derzeit einzigen derzeit lebenden weiblichen Vertreter seiner Art gewesen und wenn er und sein Reiter sich ihr hier offenbart hätten, wäre ihre Reaktion nicht vorherzusehen gewesen. Vor allem wenn man bedachte, wie das letzte Treffen der blauen Drachin mit einem Artgenossen abgelaufen war. Doch Karis hatte seinen Drachen überzeigt, dass es besser wäre wenn sie sich erst mal den Helgrind ansahen. Er hatte Ecros Anwesenheit gespürt noch bevor sein Seelengefährte sich dem Berg auch nur auf 50 Flügelschläge genähert hatte und er war überzeugt, dass der Schattenelf wenn er hier war, den anderen Drachenreiter sicher nicht so ohne weiteres hätte gehen lassen. Und sein Instinkt hatte sich als richtig erwiesen. Als Sereth an den Ufern des Leonasees in dem die Leichen von zwei getöteten Lethrblaka trieben gelandet war, war auch dem Drachen die unheilvolle Präsenz aufgefallen die wie unsichtbarer Rauch aus jeder Felsspalte des Berges zu strömen schien. Durch eine magische Fähigkeit die, die beiden Seelengefährten teilten waren sie in der Lage magische Energien und Zauber zu erkennen. Und Ecros magische Kraft schien den ganzen Berg zu fluten. Ein Hinweis, dass der Schatten hier irgendwo gerade Zauber wirkte oder noch vor kurzem eine mächtige magische Beschwörung vollzogen hatte. Drache und Reiter waren sich einig, dass es besser wäre sich diesen Berg einmal anzusehen. Obwohl sein weißer Gefährte ihm eine gute Jagd gewünscht hatte, hatte Karis bevor sie vorsorglich ihre Gedanken getrennt hatten um nicht entdeckt zu werden gespürt, dass Sereth wütend darüber gewesen war, dass er alleine hatte gehen müssen. Aber der Weg dem Karis folgte war einfach zu schmal gewesen und aufgrund des Überraschungseffekts war es nun einmal undenkbar die Öffnung im Berg zu benutzen durch die Saphira Schimmerschuppe noch vor kurzem geflogen war. Daher hatte sich Karis nach einem letzten Blick auf seinen Seelengefährten notgedrungen alleine an den Aufstieg gemacht. Über verborgene Wege die er noch vom letzten Mal als er hier eingedrungen war, um den Razac ihre Beute streitig zu machen kannte, war er schließlich in die Haupthöhle gelangt von wo aus er der Spur von Ecros Aura gefolgt war. Und jetzt stand er hier im Dunkeln und wartete auf eine günstige Gelegenheit zum Zuschlagen. Schon als der dickliche Schatten dem jüngeren Reiter sein Messer in den Fuß gestoßen hatte, hatte Karis sich sehr zurückhalten müssen um nicht sofort dazwischen zugehen. Doch Ecros Anwesenheit, die Karis mit jedem Augenblick deutlicher in den Schatten spürte hatte ihn ermahnt ruhig zu bleiben und auf den richtigen Moment zu warten um sie zu überraschen. Jetzt schien es bald soweit zu sein. Der dicke Schatten näherte sich immer mehr Eragons Gesicht und je näher das Messer kam desto mehr schien es die Aufmerksamkeit der beiden Schatten zu fesseln. Gleich war es so weit. Mit einer lautlosen Bewegung zog Karis eine Aeolskugel aus seiner Tasche und löste sich leicht von der Wand, in deren Schatten er sich verborgen hatte um möglichst präzise werfen zu können. Karis wusste, dass Ecros bei der Folter eines Gefangenen meistens für einen kurzen Augenblick der Vorfreude auf die Schmerzen seines Gefangenen seine Deckung vernachlässigte. Und diesen Zeitraum musste er nutzen. Bei der Aeolskugel handelte es sich um eine etwa pflaumengroße Kugel aus Glas die einen Verschluss aus rotem Wachs hatte worin sich ein kleiner Rubin befand. Es war eines von Karis selbsthergestellten Artefakten. Anders als die Mitglieder des alten Ordens hielt Karis nichts davon Energie in Edelsteinen zu speichern und diese für den späteren Gebrauch zu lagern. Er bevorzugte es wenn die Juwelen die er aufgeladen hatte magische Fähigkeiten aufwiesen die sich aus der gelagerten Energie speisten. Das ermöglichte ihm Zauber zu wirken ohne auf die alte Sprache oder seine körperlichen Kraftreserven zurückzugreifen, was ihm in der Schlacht häufig das Überraschungsmoment bescherte. Jetzt verfolgte er mit all seinen Sinnen wie der Schattenelfen fast schon hingebungsvoll das Messer betrachtete, dass nur noch wenige Fingerbreit von Eragons rechtem Auge entfernt war. „Jetzt!", schoss es Karis durch den Kopf als Ecros Gesicht, kurz bevor die Spitze der Klinge Eragons Fleisch berührte, einen verklärten Ausdruck annahm. Er schleuderte die Glaskugel, die knapp an Ecros Ohren vorbeischoss, bevor sie gegen die Schulter des zweiten Schattens prallte und mit einem klirrenden Geräusch zersprang. Für einen kurzen Moment beobachteten die beiden Schatten und der gefangene Reiter völlig überrumpelt die Scherben die von der Schulter des dicken Schattens rieselten und zu Boden fielen. Gerade als die letzte Scherbe den Boden berührte kam wieder Leben in die Schatten. Ruckartig hob der dicke Schatten dessen Aufmerksamkeit bis eben noch Eragon gegolten hatte den Kopf und fixierte die Dunkelheit in der, der andere Reiter sich verbarg mit einem scharfen Blick. Auch Ecros hatte den Kopf gedreht und sah prüfend in Karis Richtung. Doch bevor einer der beiden Schatten etwas sagen oder sich bewegen konnte überschlugen sich die Ereignisse. Der Rubin der inmitten des Scherbenhaufens neben Eragon lag begann in einem grellen Rot zu glühen. Von dem unerwarteten Licht überrascht wandten sich die beiden Schatten wieder den Überresten des Artefaktes zu, als der Rubin noch einmal aufflammte und sich mit einem Mal ein Luftzug in der Höhle erhob. Kurz war es nur ein leichter Windhauch, ähnlich einer lauen Sommerbrise, bis er plötzlich den ehemaligen Metzger ergriff und ihn mit der mit der Gewalt eines Drachenschweifs packte und in Ecros Richtung schleuderte. Dieser konnte es nur durch einen blitzschnellen Sprung zur Seite vermeiden von dem durch die Luft wirbelnden Schatten mit zu Boden gerissen zu werden. Doch Sloans Körper schlug nicht auf dem Boden auf. In dem Moment in dem Ecros sich zur Seite bewegt hatte, hatte Karis sein Schwert Zwielicht aus der Scheide gezogen und war nach vorne gesprungen. Mit seiner linken Hand die er zu einer Klaue geformt hatte, packte er den herumwirbelnden Schatten von hinten an der Kehle und bohrte ihm seine rasiermesserscharf angespitzten Fingernägel in die Kehle. Noch während der Schatten in seinem Griff zu begreifen versuchte wer ihn da gepackt hatte holte Karis mit der rechten Hand aus und durchbohrte mit seinem Schwert das Herz des Schattens.

Der Weiße SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt