61. Einmarsch in den Alptraum

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Angespannt sog Sereth die Luft ein, während er mit kräftigen Flügelschlägen auf die, von dem Schattenelfen geschändete, Stadt zuflog. Saphira und Eragon flogen, ebenso wie Dorn rechts und links hinter ihm und bildeten zusammen mit ihm eine dreieckige Formation. Nachdem die Gehörnten am späten Abend des letzten Tages angekommen waren, hatte der Großnar Garzhvog keine Zeit verloren. Obwohl sowohl er als auch seine Armee sichtlich von dem langen Lauf zu ihnen ausgelaugt waren, hatte er sofort begonnen, zusammen mit seinen ihm untergebenen Nars und dem Schattentöter und seiner Elfengarde einen Schlachtplan auszuarbeiten.  

Dadurch hatte er den Respekt des großen Drachen erworben. Der Anführer der grauhäutigen Zweibeiner war keiner dieser zimperlichen Führungspersonen, die sich nach einem langen Marsch erst einmal sammeln mussten. Kaum, dass er in das provisorische Lager der Drachenreiter gestürmt war, hatte er ohne Umschweife begonnen, sowohl den Drachen, als auch den Reitern und Elfen Fragen zur Anzahl, Schlagkraft und Kampfbereitschaft ihrer Gegner zu stellen. Nachdem sie die wenigen Informationen geteilt hatten, die sie während der Gefangenschaft von Sereths Reiter gesammelt hatten, waren sie direkt zum Planen eines Angriffs übergegangen. 
Trotz der Tatsache, dass jeder von ihnen im Gespräch mit Nasuada zugestimmt hatte, dass die Befreiung von Karis nicht ihr Hauptaugenmerk bei dieser Schlacht sein durfte, war ihnen allen bewusst gewesen, dass das dennoch ein essentieller Teil ihres Schlachtplans sein würde. Doch es war schwierig gewesen mögliche Befreiungspläne, in die Strategie für die kommende Schlacht einzuflechten. Es war nicht zu übersehen, dass der Schattenelf im Falle einer möglichen Niederlage, den Schattenläufer als Druckmittel zu verwenden gedachte. Wie sowohl Eragon als auch Murtagh aus eigener Erfahrung wussten, konnte man, wenn man den Reiter kontrollierte, auch den Drachen kontrollieren. 
Dieser Punkt bereitete auch Sereth einiges an Kopfzerbrechen, doch durch nichts auf der Welt würde er sich davon abhalten lassen, zusammen mit den anderen Drachen in die Schlacht zu ziehen und seinen Seelengefährten zu befreien. Und sollte das Spitzohr es tatsächlich wagen seinen Reiter als Druckmittel gegen ihn zu benutzen, dann würde er dem Schattenelfen genüsslich das Fleisch von den Knochen kratzen, bevor er seinen Reiter aus seinen Klauen befreite. 
Ihm war wohl bewusst, dass das eine sehr optimistische Sicht auf Dinge war, doch er weigerte sich den Gedanken zuzulassen, wie es wahrscheinlich wirklich vonstattengehen würde, denn das würde nur seinen Kampfeswillen untergraben.  
Ein schrilles Kreischen durchdrang die Luft, als die Flugechsen sich aus der Stadt erhoben. Ihre braun-grün gecheckten Körper ringelten sich schlangengleich aus den Straßen empor und wanden sich in die Höhe. Trotz der Tatsache, dass Dorn, Murtagh und er selbst die Chimären bei ihrem letzten Aufeinandertreffen beträchtlich dezimiert hatten, wirbelten sie immer noch in einer Anzahl empor die den weißen Drachen knurren ließ. Mindestens 40 Flugechsen flogen ihnen entgegen und gaben durchdringende Laute von sich. Zum Glück hatte Murtagh seinen jüngeren Bruder vor der Angriffsmethode der Chimären gewarnt, sodass Eragon und Saphira vorsorglich ihre geistige Verteidigung verstärkt hatten, nachdem sie mit Dorn und Sereth losgeflogen waren. Der Reiter des roten Drachen befand sich bei diesem Angriff jedoch nicht bei ihnen.
Seine Aufgabe war eine andere. Ihr Plan sah vor, dass die Drachen zuerst angreifen sollten. Sie sollten von Osten her auf die Stadt zufliegen, sodass die Sonne ihren Feinden in die Augen schien, was es ihnen erschweren würde sie klar zu erkennen und ihnen zusätzliche Aufmerksamkeit verlieh. Das war Sereths Vorschlag gewesen. Er hatte in den zahlreichen Kämpfen in seinem 100 jährigen Leben gelernt, dass ein Gegner, dem man überraschend einen Sinn blockierte, wie zum Beispiel, wenn man ihn blendete, sich instinktiv verstärkt auf diesen Sinn konzentrierte um den plötzlichen Verlust in diesem Bereich auszugleichen, anstatt sofort darauf zukommen, dass es klüger wäre diesen Verlust mit den anderen Sinnen auszugleichen.
Nachdem sie die Aufmerksamkeit von Ecros Luftstreitkräften sicher hatten, sollten die Urgals angreifen. Murtagh sollte zusammen mit Nar Garzhvog und seinen Gehörnten aus der entgegengesetzten Richtung die Stadt angreifen. Karis Schüler hatte dabei sowohl die Aufgabe, unterstützt von den Schamanen der Urgals ihren Angriff solange wie möglich zu verschleiern, als auch nachdem sie in der Stadt angekommen waren den Schattenläufer aufzuspüren und ihn falls nötig zu befreien. 
Bei den Worten „falls nötig“ hatten die anderen Anwesenden bei der Planungsbesprechung dem weißen Drachen irritierte Blicke zugeworfen, woraufhin er nur amüsiert gemeint hatte, dass es ihn gar nicht überraschen würde, wenn ihr Reiter ihnen bei einem möglichen Befreiungsversuch zuvorkäme. Es war nicht seine Art sich damit abzufinden, wenn er gefangengenommen wurde. 
Auf diese Aussage hatten die anderen nicht gewusst was sie erwidern sollten, daher hatten sie entschieden bei ihrem Plan zu bleiben. 
Sollte Karis sich tatsächlich selbst befreien, würde ihnen das bei einem Angriff eine große Last von den Schultern nehmen und selbst wenn nicht würde ihre Schlachtstrategie dadurch nur unwesentlich beeinflusst. Immerhin lautete das offizielle Ziel dieses Angriffs den Schattenelfen und sein Heer endgültig zu vernichten, doch auch wenn es niemand von ihnen aussprach war für sie alle klar, dass die beiden Reiter und die drei Drachen dennoch einen weit größeren Teil ihrer Aufmerksamkeit auf den Schattenläufer gerichtet hatten, als von den Anführern der Varden vorgesehen. 
Doch das nahmen sowohl die Urgals, als auch die Elfen stillschweigend hin. Ihnen allen war klar, auch wenn Orrin dies nur ungern anerkennen würde, welchen Wert Karis für die Allianz der Völker hatte, die gegen Galbatorix kämpften. Sollten sie sich jetzt gegen einen Befreiungsversuch stellen, würden sie zudem auch noch das Wohlwollen der einzigen Reiter auf der Seite der Varden verlieren. Zwar war Eragon durch einen Eid an Nasuada gebunden, aber Murtagh würde vermutlich einfach auf Nimmerwiedersehen in der Wildnis verschwinden, wenn sie sich entscheiden würden seinen Freund seinem Schicksal zu überlassen. 
Daher rannten die Elfenmagier jetzt Seite an Seite mit dem ehemaligen Reiter des Königs und den Gehörnten auf die geschändete Stadt zu, während auf der ihnen abgewandten Seite ihres Ziels die Drachen und Chimären aufeinander zuflogen. 
Nur noch wenige Meter trennten Eragon und die drei Drachen von ihren Gegner. Ecros Schöpfungen stießen ein erwartungsvolles Kreischen aus und ihre Augen funkelten blutgierig. Ihre Klauen waren in Kampfeslust gekrümmt und ihre Zähne blitzen bösartig im Licht der ihnen entgegenscheinenden Sonne. Doch kurz bevor die beiden ungleichen Streitkräfte aufeinandertreffen konnten, taten die Drachen etwas Unerwartetes. Ohne ein konkretes Ziel rissen sie ihre Mäuler auf und färbten mit ihren Flammen den morgendlichen Himmel in den Farben rot, blau und weiß. Für einen Moment verunsichert verlangsamten die Chimären ihre Flügelschläge, doch als sie die Gefahr erkannten, war es bereits zu spät. Das Feuer der drei Drachen traf direkt vor ihren Gegnern aufeinander und verschmolz zu einem gleißenden Licht.
Die gnadenlose Kälte der Flammen des Ältesten der drei, grub sich in die sengende Hitze seiner jüngeren Artgenossen. Kurz erstrahlten ihre verschmolzenen Flammen in einem hellen Lila, bevor die extremen Temperaturgegensätze sie auseinanderrissen. Das Feuer zerbarst zu einem klaren Dunst, der die Chimären in einen nebligen Dampfschleier hüllte und ihnen die Sicht raubte. Erbost und verwirrt stießen die Chimären unsichere Laute aus, während sie unsicher hin und her flatterten. 
Die drei Drachen verteilten sich um die Dampfwolke herum und sorgten mit kontinuierlichen Flügelschlägen und präzise aufeinander abgestimmten Flammenstößen dafür, dass das neblige Gespinst sich nicht auflöste. 
Aber sie griffen nicht an. Nur wenn einer ihrer Gegner sich aus der Wolke löste, schoss einer von ihnen auf ihn herab und zerriss ihn, bevor er entkommen konnte. Sie warteten auf etwas Bestimmtes. Denn die Urgals waren nicht die Einzigen gewesen, die am vorherigen Tag überraschend angekommen waren. Etwa 20 Citharki stürzten aus den Wolken, in denen sie sich verborgen hatten herab in den Dunstschleier. Ein schriller Kampfschrei, ähnlich ihren versklavten Artgenossen, brandete aus dutzenden Kehlen und ergoss sich über die blinden Chimären. 
Obwohl sie nicht mehr unter Ecros Kontrolle standen, verfügten sie immer noch über die Fähigkeit ihre Artgenossen zu spüren und im Gegensatz zu den Flugechsen, die immer noch orientierungslos in dem heißen Dampf umherirrten waren sie sogar in der Lage zwischen Chimären und Citharki zu unterscheiden. 
Daher flogen sie unverdrossen in die neblige Wolke hinein und griffen ihre ehemaligen Verbündeten gnadenlos an. Um die körperliche Überlegenheit ihrer Gegner auszugleichen stürzten sie sich immer zu dritt auf Ecros Schöpfungen. Die drei Drachen und Saphiras Reiter konnten zwar nicht genau feststellen, was im Inneren des von ihnen erschaffenen Nebelschleiers vor sich ging, doch aufgrund der abrupt verstummenden Schreie der Fanghur-Chimären, schienen die Citharki recht erfolgreich zu sein. 
Unter ihnen hatten indes auch Murtagh und die Urgals die Stadt erreicht. Kaum das sie das Haupttor passiert hatten, lösten Murtagh, die Elfenmagier und die Schamanen der Gehörnten den Tarnzauber, der sie bis dahin umgeben hatte und mit Gebrüll stürmten sie auf die Ungeheuer zu, die ihnen aus allen Richtungen entgegenkamen. Die erste Kreatur, die Dorns Reiter erreichte war ein schwarzer Wolf mit einem einzigen blutroten Auge mitten auf der Stirn. Der Geifer tropfte von seinem Maul, als er versuchte dem Drachenreiter an die Kehle zu springen, doch Murtagh, der mittels seiner Windvision bereits die Flugbahn seines Gegners vorhergesehen hatte, wich ihm gewandt aus und durchtrennte ihm die Kniesehnen, während er an ihm vorbeiflog. Mit überraschtem Aufheulen sank er zu Boden als er wieder landete. Ein Urgal gab ihm den Rest, in dem er seinen Schädel mit seiner Keule zertrümmerte. Kurz tauschten die beiden Krieger ein Nicken, bevor der Gehörnte wieder in dem Getümmel verschwand. 
Dorns Reiter rannte weiter. Er musste zur Festung gelangen. Er hatte keinen Zweifel, dass sein Freund dort gefangen gehalten wurde. Zusammen mit der Elfengarde kämpfte er sich durch die Straßen der Stadt. Immer wieder traten ihnen die unterschiedlichsten Kreaturen entgegen, die sich einfach aus den Schatten der Häuser zu lösen schienen. Nicht nur einmal entgingen die Elfen und der Drachenreiter nur dank einer Warnung seiner Windvision, schlimmen Verletzungen. Doch auch durch den Blutrausch der Schlacht, entging Murtagh nicht der Anblick, den die Behausungen der Bewohner Belatonas boten. 
Die Häuser, die er passierte waren ein Bild des Jammers. Ihre einstige Pracht war vergangen, dahingerafft von dem Wahnsinn des Schattenelfen, der jetzt in dieser Stadt herrschte. Die steinernen Mauern, die er passierte, waren von Blut befleckt, zahlreiche Risse zogen sich die Fassaden entlang und dutzende Leichen bedeckten den Boden. Mal einfach getötet, mit gebrochenem Genick oder durchbohrt wie von einer Waffe, doch auch halb aufgefressene Männer, Frauen und selbst Kinder säumten die Straßen. 
Ein Würgen kroch seine Kehle empor, als er den Leichnam eines jungen Mannes erblickte, der halb aus einem Fenster über ihm hing, doch mit Mühe unterdrückte er das Verlangen sich zu übergeben. Er zwang sich nicht zu genau hinzusehen. 
Er hatte in Galbatorix Kerker genug gesehen und erlebt, um zu wissen, dass sich diese Bilder in seine Erinnerungen einbrennen würden und davon hatte er schon genug in seinem Kopf herumspuken. Seite an Seite mit den Elfen und Urgals stürmte er weiter. Während die Mitglieder von Eragons Leibgarde ähnlich betroffen wie er auf ihr Umfeld reagierten schien das Blutbad, das sie umgab den Kampfrausch der Gehörnten nur noch mehr anzustacheln. Sie stürzten sich so voller Kampfeslust auf die Chimären, dass die ersten Reihen ihrer Gegner von der schieren Wucht ihres Angriffs zerschmettert wurde. Auch Murtagh zog sein rotes Schwert durch die Reihen ihrer Feinde. 
Er durchtrennte Sehnen und Hälse, spaltete Schädel und schlug Köpfe ab, bis ihre Streitkraft schließlich an einer Kreuzung ankam. Die rechte Straße führte in Richtung des Marktplatzes, wohingegen am Ende der  Linken die Festung lag.  
Die grauhäutigen Riesen rannten ohne zu zögern die rechte Straße entlang, da dort die Hauptstreitkraft der Chimären zu sein schien, wohingegen Murtagh und die Elfen stehen blieben. Auch Nar Garzhvog verharrte einen Moment, bevor er seinen Männern folgte. Er warf ihnen noch einen bedeutungsvollen Blick zu, bevor die Schlacht ihn wieder verschluckte. Kurz tauschten der Reiter und die Elfen einen bedeutungsvollen Blick, bevor sie sich schweigend auf den Weg in Richtung der Festung machten.
Sie waren jedoch erst einige Straßen weiter, als Murtagh sie plötzlich innehalten ließ. Seine erweiterten Sinne hatten eine schwache Vibration im Boden aufgespürt. Ein Schauer lief ihm den Rücken herunter. Ohne richtig zu wissen warum, kniete er sich auf den Boden und legte die Hand auf die Erde. Jetzt fühlte er die Schwingung, die den Boden durchzog noch deutlicher. „Was ist los, Argetlam?“, wollte ein Mitglied der Elfengarde, die von seiner plötzlichen Wachsamkeit alarmiert worden waren wissen. 
„Etwa nähert sich uns.“, antwortete Murtagh düster, „Etwas Großes.“ Aufmerksam ließen die Elfen ihre Blicke über ihre Umgebung schweifen, während Murtagh seine Sinne weiterwandern ließ und vorsichtig die Straßen vor ihnen erkundete und gerade, als er den Elfen Entwarnung geben wollte, hörte er das Rumpeln erneut, doch dieses Mal wesentlich lauter. „Zurück! Sofort zurück!“
Gerade noch rechtzeitig reagierten die Elfen auf seine Anweisung, als knirschend neben ihnen eine Hauswand nachgab. Der graue Stein zerbarst förmlich, steinerne Splitter regneten auf die kleine Gruppe herab und ein silbern funkelndes Rad brach aus der Staubwolke des einstürzenden Hauses hervor. Mit brachialer Kraft, rollte es über die Stelle, an der sie sich gerade noch aufgehalten hatten, bevor es einfach weiterraste und in die dahinter liegenden Behausungen krachte. Es bewegte sich dabei so schnell, dass keiner von ihnen einen klaren Blick darauf hatte werfen können, doch in einem waren sie sich einig, was auch immer hier gerade durchgedonnert war, es war stark genug um ihre Schutzzauber wie Streichhölzer zu zerbrechen. 
Vorsichtig näherten sie sich der Wand, in die das Ungetüm gerast war. 
Doch bevor sie sie erreicht hatten, grub sich plötzlich in einiger Höhe eine fünffingrige Klaue in das Gestein. Atemlos beobachteten sie wie die Wand nachgab und knirschend unter dem festen Griff zerbröselte. Zeitgleich schob sich die Kreatur, zu der die Kralle gehörte aus der Öffnung in der Hauswand. Eine riesenhafte Bestie ohne Nase, deren Reißzähne man in ihrem Gesicht einzeln abzählen konnte. 
Dicke gewundene Hörner ragten aus ihrer Stirn und ihre Augen glühten blutrot vor Mordlust als sie die Elfen und den Drachenreiter erblickte.
Mit schrillem Knurren, stapfte sie auf sie zu. Einige der Elfen versuchten Zauber zu weben, doch was auch immer ihr Gesang bewirken sollte, die Kreatur stapfte ungerührt weiter. Scheinbar hatte ihr Schöpfer massive Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Auf Bloedhgarms Befehl hin, gaben die Elfen schließlich ihre Bemühungen auf. Stattdessen zogen sie ihre Schwerter und zusammen mit Murtagh umzingelten sie die Kreatur. Einen Moment lang wankte der Kopf des Scheusals orientierungslos hin und her, als ob sie sich nicht entscheiden konnte, wen sie zuerst angreifen sollte. Der Elf Wyrden, der hinter ihr stand, ließ sich dadurch zu einem Angriff verleiten. Geschmeidig glitt er nach vorn und schlug ihr sein Schwert auf den Rücken. 
Mit einem singenden Klirren, prallte es an den silbernen Hornplatten ab, die die gesamte Rückseite der Kreatur bedeckten. Ein gewaltiger Rückstoß fuhr in den Arm des Elfen und prellte ihm den Unterarm. Nur mit Mühe konnte er das Schwert in der Hand behalten, doch bevor er zurückweichen konnte, wandte das Ungeheuer ihm mit einem Knurren den Blick zu. Mit einer Geschwindigkeit, die für ein Geschöpf seiner Größe unmöglich schien ließ es seine Kralle auf den Elfen herabsaußen. Eine der Frauen schrie auf, als es ihren Kameraden darunter begrub. 
Ein Geräusch wie berstende Knochen ließ den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe eine Gänsehaut den Rücken hinunterwandern. Grausam keckernd hob das Ungetüm seine Klaue wieder an, anscheinend in der Erwartung darunter den zerbrochenen Körper des spitzohrigen Magiers erblicken, doch zu seiner Überraschung war der Elf noch am Leben. 
Seine Schutzzauber schienen ihn gerettet zu haben. 
Sein Kopf, sein Brustkorb und sein Bauchbereich waren nahezu unverletzt, doch sein rechter Arm hing in einem unnatürlichen Winkel hinab und auch seine Beine waren beinahe vollkommen zerquetscht. 
Murtagh kam nicht umhin dem Elfen für seine Geistesgegenwart Respekt zu zollen. Wyrden musste Sekundenbruchteile, bevor der Schlag ihn getroffen hatte, instinktiv die Schutzzauber um seinen Körper umstrukturiert haben. Um seine inneren Organe und seinen Kopf zu schützen hatte er seine Extremitäten geopfert. Mit einem enttäuschten Fiepen, hob die Chimäre erneut ihre riesenhafte Pranke, doch inzwischen hatten auch die Mitglieder der Elfengarde ihre Überraschung überwunden. 
Mit blitzenden Klingen, griffen sie die Kreatur an. 
Den Rücken anzugreifen versuchten sie gar nicht erst. Das Vorbild ihres Gefährten hatte deutlich gezeigt, dass ihre Waffen dabei  nichts auszurichten vermochten, deshalb zielten sie auf die Vorderseite des Ungeheuers. Mit der Gewandtheit des schönen Volkes schlugen sie auf es ein. Ihr plötzlicher Ansturm lenkte die Kreatur lange genug ab, damit einer von ihnen heransausen konnte und ihren schwerverletzten Gefährten bergen konnte und ihn beiseite zerren konnte. Stumm bedeutete er Dorns Reiter sich um den Verletzten zu kümmern, bevor er sich wieder in das Getümmel warf. Erst wollte Karis Schüler sich weigern, da er sicher war, dass er ebenso gut kämpfen konnte, wie die Elfen, doch nachdem er Wyrden versorgt hatte und die anderen eine Zeitlang beobachtet hatte, stellte er fest, dass es wahrscheinlich doch besser war, wenn er sich vorerst zurückhielt. 
Zwar wäre er aufgrund seiner Windvision vermutlich jedem der Elfen in einem Zweikampf mehr oder weniger ebenbürtig, doch die Übereinstimmung ihrer Angriffe würde er mit seiner Einmischung klar unterbrechen und damit einen jeden von ihnen gefährden. Ihre Bewegungen griffen ineinander, mit einer Harmonie, die man nur erlangen konnte, wenn man jahrelang Seite an Seite mit den anderen kämpfte. 
Daher schluckte er seinen Stolz hinunter und sah vorerst mit gezogenem Schwert zu, wie die Elfengarde auf die Chimäre einschlug. Das Ungetüm wurde zunehmend frustrierter. Immer wieder schnappte es mit seinen Zähnen nach den um ihn es herumwirbelnden Elfen und schlug nach den kleinen Geschöpfen, die ihm immer wieder ihre Waffen ins Fleisch stießen. Zwar war keine der Wunden wirklich tief, oder nahe genug an seinem Kopf um ihm gefährlich zu werden, doch nach einiger Zeit erkannte das Wesen instinktiv, dass der Kampf sich zu seinem Nachteil entwickelte. Seine Bewegungen wurden immer träger, während das Blut aus seinen Wunden floss. Seine Schreie verloren ihren stechenden Klang und wurden zunehmend leiser. Langsam sackte es zusammen, doch gerade als Murtagh dachte, dass es zusammenbrechen würde, blitzten seine Augen noch einmal bösartig auf. Mit einem trotzigen Brüllen bäumte es sich auf. Ruckartig stieß es den Kopf vor. Seine spitzen Hörner sausten haarscharf an Bloedhgarms mit Fell bedecktem Brustkorb vorbei und unterbrachen den Angriff der Elfen. 
Bevor sie reagieren konnten, beugte die Chimäre sich nach vorne und ihr Haupt verschmolz förmlich mit dem schuppigen Ende ihres Rückenpanzers, der zwischen ihren Beinen hervorragte. Ein Schauer lief durch die Panzerplatten an ihrem Rücken, als sie sich neu anordneten, dann stieß die Chimäre sich vom Boden ab. Rasant begann sie sich wie ein, einen Berg herabsausendes Rad, auf der Stelle zu drehen, woraufhin die Magier des schönen Volkes hastig zurückwichen um nicht von den aufgewirbelten Steinen getroffen zu werden, bevor es plötzlich mit einem dumpfen Röhren auf sie zuraste. 
Die Elfen, die aus dem Weg sprangen blickten erschrocken auf, als ihnen klar wurde, dass das Ungetüm gar nicht auf sie gezielt hatte. Es raste auf den jungen Drachenreiter zu, der aus einiger Entfernung den Kampf beobachtet hatte. Die silberhaarige Elfe Yaela schrie noch eine Warnung, doch das schrille Kreischen des Rückenpanzers auf der Straße übertönte sie mühelos. Mit vor Schreck geweiteten Augen beobachteten sie, wie das silberne Ungetüm auf den jungen Reiter zuraste. In Gedanken seinen Tod erwarteten beobachteten sie schockiert wie es auf Dorns Reiter zuraste. Keiner von ihnen rechnete damit, dass er diesem Angriff würde entgehen können, doch sie wurden überrascht. 
Murtagh hatte während sie die Kreatur angegriffen hatten, weit mehr getan, als nur zuzusehen und ihren Kampfstil zu bewundern. 
Er hatte ihren Gegner studiert.
Präzise hatte er nach Schwachstellen gesucht und kurz bevor es sich zu einem Angriff auf ihn entschieden hatte, war er fündig geworden. Bevor das Scheusal ihn erreichte, glitt er zur Seite weg. Die Kreatur raste direkt in eine massive Hauswand, die unter dem Ansturm wie trockenes Glas zersplitterte. Steine flogen umher und Schutt rieselte herab, doch Dorns Reiter achtete nicht darauf. Er schwang sich über die Überreste der Mauer und rannte auf die kurzzeitig orientierungslose Chimäre zu. Als der Drachenreiter mit seiner Windvision die Anatomie ihres Gegners studiert hatte, während die Elfen gekämpft hatten, hatte er festgestellt, dass die Kreatur über ein relativ eingeschränktes Sichtfeld verfügte. Wenn sie stand, war das nicht wirklich auffällig, da die Kreatur groß genug war um ihre Umgebung dennoch relativ lückenlos überblicken zu können, doch wenn sie sich mit dieser lächerlichen Geschwindigkeit vorwärtsbewegte, war sie rechts und links neben ihren massigen Hörnern nahezu blind. Was zusammen mit ihrer trägen Manövrierfähigkeit einen großen Nachteil ergab. 
Das nutzte Murtagh aus. Er sprang neben die, durch den Staub und Schutt, kurzzeitig orientierungslose Chimäre und bevor sie wissen konnte, wie ihr geschah trieb er Zar roc direkt in ihr Auge. Das Wesen heulte auf. Ein Krampf schüttelte es und ein lautes Heulen, das jedes Fenster im näheren Umkreis zersplittern lies, verließ zusammen mit einem eitrig-gelben Lichtschein ihren Körper. Dorns Reiter wartete, bis die Kreatur aufhörte sich zu bewegen und kontrollierte seinen Puls sicherheitshalber noch einmal mit der Windvision, bevor er das Schwert aus dem Schädel des Ungetüms zog, das sich reflexartig ausgerollte hatte und jetzt wie ein erschlagener Salamander auf dem Schutthaufen lag, den es selbst verursacht hatte. 
„Das war beeindruckend, Argetlam.“ Die Elfengarde hatte sich lautlos Morzans Sohn genähert und umringte jetzt den Drachenreiter und das erschlagene Scheusal.
Murtagh nickte grimmig. „Aber ich befürchte, das war nicht das einzige seiner Art, das hier herumgelungert hat.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen hörten die Elfen plötzlich wie ein lautes Brüllen den Lärm der Schlacht übertönte und mit einem berstenden Geräusch von brechenden Knochen über sie hereinbrach. „Was war das?“, fragte schließlich einer der jüngeren Mitglieder der Elfengarde blass geworden. Anstatt ihm eine Antwort zu geben, kletterte Dorns Reiter einen der größeren Teile der Ruine des Hauses hinauf, bis er auf dem stand, was von dem einst prächtigen Gebäude, der Balkon gewesen sein musste. Von dort aus konnte er erkennen, was diesen Laut verursacht hatte. Wie Sereth vermutet hatte, hatte Ecros an strategisch günstigen Stellen riesenhafte Chimären platziert. Fünf gigantische Kreaturen, die mühelos kleinere Häuser überragten walzten durch die Straßen und obwohl die Gehörnten unter Nar Garzhvogs Führung mutig angriffen, konnte Murtagh die Verluste erkennen, die die Scheusale den Urgals zufügten. Mit düsterer Miene kletterte er den Trümmerhaufen wieder hinunter. 
Kurz ließ er seinen Blick über die wartenden Elfen schweifen, bevor er tief einatmete. Was er jetzt sagen würde, würde ihnen nicht gefallen. „Ab hier gehe ich alleine weiter. In der Gruppe sind wir zu auffällig. Würdet ihr bitte den Urgals helfen?“ Ein Raunen lief durch die Rehen der Spitzohren, die ihn umringten und schließlich war es der Wolfkatzenelf, der meinte: „Bei allem Respekt vor euren Fähigkeiten, aber wie wollt ihr es alleine in die Festung schaffen, ohne erwischt zu werden?“ Murtagh schenkte ihnen ein grimmiges Lächeln. „Karis hat mir nicht nur Kampftechniken und Magie beigebracht, er lehrte mich auch wie ich mich an Chimären anschleiche und wie ich sie überlisten kann. Aber wenn wir zu viele sind, wird das schlecht funktionieren.“ 
Er erwähnte nicht, dass die Lektionen, die er von dem Halbschatten erhalten hatte, ihn nicht nur gegen Chimären nützen sollten, sondern dass er ihn gelehrt hatte, dass man manchmal generell hinterhältig sein musste, um zu siegen, wie er mit der Art wie er Galbatorix überlistet hatte, eindeutig bewiesen hatte. Doch das sagte er den Elfen nicht. Die Spitzohren wären nicht gerade begeistert darüber, wenn ein Drachenreiter in so etwas wie Hinterlist und Verschlagenheit unterwiesen worden wäre. In ihren Augen wäre das eine Beleidigung des edlen Andenkens des alten Ordens. 
Einen Moment zögerten die Elfenmagier noch, bevor ihr Anführer schließlich meinte: „Nun gut, aber ich werde euch begleiten.“ Jeden Protest seiner Gefährten erstickte er mit einem strengen Blick im Keim. „Vergesst nicht, vordringlich ist unsere Mission, die Eroberung dieser Stadt. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Urgals von den Chimären getötet werden, außerdem solltet ihr nicht vergessen, dass sich Arya Dröttningu bei ihnen befindet und an ihrer Seite kämpft. Ihr werdet den Gehörnten helfen und sie beschützen, während Argetlam Murtagh und ich den Schattenläufer befreien.“ Die restlichen Mitglieder der Elfengarde nickten.
Nachdem sie sich auf den Weg zum ihnen nächsten Schlachtfeld gemacht hatten, tauschten Murtagh und der Wolfkatzenelf einen Blick. Ihnen beiden war klar, dass die Schlacht gerade erst begonnen hatte und, dass es von jetzt an noch sehr viel dunkler werden konnte. 

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