15. Finstere Pläne

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Zornentbrannt blickte Galbatorix zu dem Schatten, der einige Schritte vor seinem Thron stand. „Wie war es möglich, dass du versagt hast? Nicht nur, dass du es nicht geschafft mir den Reiter der Drachendame zu beschaffen, die ich für meine Pläne benötige. Wie ich aus den widerlichen Überresten schließe, die du von Helgrind mitgebracht hast, haben dort auch meine Razac den Tod gefunden. Die Stimme des Königs peitschte förmlich durch den Raum, woraufhin der junge Reiter, der gezwungenermaßen hinter der rechten Schulter des Königs stand zuckte zusammen. Er kannte diesen unheilvollen Unterton. Er kündigte Folter, Todesqualen und Hinrichtungen an. Zum ersten Mal hatte Murtagh diese Erfahrung gemacht, als er erfolglos von der Schlacht auf den brennenden Steppen zurückgekehrt war. Nicht nur das der Herrscher Alagaesias ihn sehr hart für seine Weigerung seinen kleinen Bruder gefangen zu nehmen bestraft hatte, er hatte außerdem viele der Gefangenen, die in den Verliesen unter der Zitadelle ihr Dasein dahinvegetierten, hinrichten lassen. Lediglich um Murtagh seine Macht über das Leben und den Tod zu demonstrieren. Seither lief es dem Reiter von Dorn eiskalt den Rücken herunter, wenn der König eine derartige Laune hatte. Der Schatten Ecros indes ließ sich von Galbatorix Zorn nicht beeindrucken. Er antwortete ruhig: „Mein Versagen lag nicht daran, dass es mir an den nötigen Fähigkeiten mangeln würde, den Schattentöter gefangen zunehmen. Das Problem war, dass er Hilfe hatte." Schlagartig schien die Temperatur im Thronsaal um einige Grad zu sinken während Galbatorix den Schattenelfen unheilvoll aus eiskalten Augen musterte. „Hilfe? Und von wem, bitte? Etwa von seinem Cousin, der ihn zum Helgrind begleitet hat, wie mir meine Spione berichtet haben. Willst du mir erklären, dass ein einfacher und unausgebildeter Bauernsohn es geschafft hat, dich daran zu hindern, meine Befehle auszuführen?" Obwohl sich Galbatorix inzwischen wieder soweit im Griff hatte, dass seine Stimme eine gewisse Neutralität angenommen hatte, klang doch eine Kälte darin mit, die jetzt auch Ecros etwas beunruhigte. Daher trat er respektvoll einen Schritt zurück und verbeugte sich leicht. „Bei allem Respekt, eure Majestät, aber nein. Nicht der Cousin des Schattentöters war es der mir in die Quere kam. Ein fremder Reiter hat mich daran gehindert eure Befehle auszuführen." Bei diesen Worten war der König kalkweiß geworden. „Das ist völlig unmöglich. Es gibt keine Dracheneier mehr. Woher sollte dieser fremde Reiter denn bitte auf einmal auftauchen?" „Ihr habt Recht, mein König.", entgegnete Ecros vorsichtig, denn er wollte den Herrscher Alagaesias nicht aufregen, aber dennoch musste er erfahren, was sich auf dem Helgrind zugetragen hatte. „Bei dem fremden Reiter handelt es sich auch nicht um einen neuen Reiter, sondern um einen Reiter, der bereits zur Zeit des alten Ordens erwählt wurde." Argwöhnisch beobachtete Galbatorix den Schatten, der bei den letzten Worten immer vager geworden war. „Das ist unmöglich. Alle Mitglieder des damaligen Ordens wurden getötet." „Das ist zutreffend, aber dieser Reiter und sein Drache waren nie Mitglieder des alten Ordens" Nachdenklich musterte der König den Schatten, der vor seinem Thron stand. „Natürlich. Kurz bevor mein erster Drache starb. Damals hat es einen gewaltigen Aufruhr im Orden gegeben, als ein Drachenreiter, der unterwegs zu einer Reiterprüfung war angegriffen und getötet wurde. Das Ei, das er damals für die Prüfung bei sich trug ist verschwunden und nie wieder aufgetaucht." Beklommen nickte Ecros. Bei der Spannung die in diesem Moment im Thronsaal herrschte wurde der Schattenelf zwar unruhig, aber dennoch musste er weitersprechen. Karis war eine Plage und wenn der Herrscher Alagaesias sich nicht der Gefahr bewusst war, die er darstellte, dann stünde nicht nur sein Leben auf dem Spiel. Ecros war sich nur zu bewusst, dass Karis nicht aus den Schatten getreten war, um Galbatorix zu stürzen. Er war hinter ihm her. Und wenn der König diesem neuen Gegner nicht genügend Beachtung schenkte, dann war es sehr gut möglich, dass der Schattenläufer seine Rache bekam. Daher musste Ecros dem König die ganze Geschichte erzählen. „Ich habe damals das Ei gestohlen." Wie Donnerschläge hallten diese Worte in dem weiträumigen Saal wieder. Unruhig musterte Ecros den König der ihn immer noch aus kalten Augen anblickte und auch wenn er sich keine Gefühlsregung anmerken ließ, war der Schattenelf sich doch des gesteigerten Interesses bewusst, mit dem der Herrscher Alagaesias ihm nun musterte. „Und aus diesem Ei ist damals vermutlich der Drache von diesem Reiter geschlüpft.", mutmaßte Galbatorix. Ecros nickte. „Ich fand Karis als er 10 Jahre alt war. Sein Vater war ein törichter Mann, der eine unerklärliche Angst vor Magie hatte. Und nachdem er erfahren hatte, dass sein einziger Sohn eine magische Begabung hatte, hat er ihn verstoßen. Damals war er so von Hass auf die Welt zerfressen, dass er der perfekte Kandidat für ein kleines Experiment von mir war. Ein Versuch bei dem mein Ziel war einen Diener zu erschaffen, der mir helfen sollte den alten Orden zu vernichten. Doch zuvor musste ich ihn natürlich ausbilden. Ich konnte ihm schlecht eine solche Macht verleihen, wenn ich mir nicht sicher sein konnte, dass er mir aufs Wort gehorchen würde. Acht Jahre lang habe ich ihn trainiert. In dieser Zeit habe ich seinen Geist geformt seinen Zorn genährt und als ich mir sicher war das er mir treu ergeben war habe ich ihn zu dem Ei gelassen. Schon bei unserer ersten Begegnung habe ich die Reaktion des Kükens auf ihn gespürt. Das war einer der Gründe warum ich ihn für dieses Experiment ausgewählt habe. Mit einem Reiter der mir dient wäre ich in der Lage gewesen, den Orden auf seinem eigenen Gebiet anzugreifen. Doch als dieses kleine Reptil bei ihm geschlüpft ist, hat es alles zunichte gemacht. Ich weiß nicht wie das möglich war, aber dieser kleine Salamander hat ihn verändert. Zuerst nur schleichend, hat diese Echse begonnen ihn von dem Zorn den ich all die Jahre mühsam in ich gehegt und gepflegt hatte zu befreien. Und als ich das bemerkt hatte, war es zu spät und er hätte mich fast getötet." Bebend vor Zorn hatte Ecros die letzten Worte ausgespien. Während der Schatten im Laufe seiner Erzählung immer wütender und lauter geworden war, waren seine beiden Zuhörer zunehmend ruhiger geworden. Jetzt ergriff Galbatorix wieder das Wort. Mit gefährlich ruhiger Stimme meinte er: „Du willst mir also sagen, dass du Schuld bist, an dem neuen Feind, der mir in Zukunft das Leben schwer machen wird?" Ehe der Schattenelf reagieren konnte begann der König einen Zauber in der alten Sprache zu rezitieren. Das Drachenmal an seiner rechten Hand glomm für einen kurzen Moment auf, woraufhin Ecros sich zusammenkrümmte. Er hatte ein Gefühl als würden sich glühende Drähte wie Schlangen durch seine Haut in seine Innereien winden und von dort aus langsam in Richtung seines Herzens kriechen. Trotz der Qualen schaffte es der Schattenelf jedoch sich auf den Beinen zu halten. All die Demut und die Unterwerfung, die noch vor kurzem auf seinem Gesicht zu sehen gewesen war, war verschwunden, als er dem König ins Gesicht spie: „ Ihr wärt töricht mich jetzt zu töten." Seine Augen blitzen bei dieser Herausforderung und auch sein Tonfall offenbarte eine tiefe Verachtung. „Und warum?", entgegnete Galbatorix gelangweilt. „Ganz einfach, mein König.", entgegnete der Schattenelf, wobei er das letzte Wort, trotz der Schmerzen die er litt, so ironisch wie möglich aussprach. „Ohne meine Hilfe werden eure Lakaien leichte Beute für meine ehemaligen Schüler werden. Ihr glaubt doch nicht, dass euer junger Reiter eine Chance gegen einen Krieger hat der in der Lage war es mit zwei von euren Abtrünnigen aufzunehmen." „Was meint ihr damit?", fragte Galbatorix, nun doch etwas beunruhigt. „Ganz einfach, Galbatorix. Er hat damals Kialandi und Formorra getötet, damit Brom mit dem Drachenei von Saphira Schimmerschuppe unbehelligt aus Gil ead entkommen konnte:" Bei diesen Worten schienen die Drähte die Ecros in seinem Körper fühlte noch einmal stark aufzuglühen. Doch der Schattenelf weigerte sich den Schmerz zu beachten und blickte dem Herrscher Alagaesias direkt in die Augen. „Wenn ihr mich jetzt tötet gehen euch damit alle Informationen die ich über Karis Schattenläufer und seinen Drachen Sereth Frostschwinge habe verloren. Außerdem verliert ihr damit die einzige Möglichkeit Diener zu bekommen die besser dazu in der Lage wären den Reiter des blauen Drachen zu fangen als euer Namenssklave." Einen Moment schien es als würde Galbatorix ihn trotz seines Angebotes töten wollen und Ecros bereitete sich bereits darauf vor, sich eine versteckte Klinge in sein Fleisch zu rammen, um sich aufzulösen und weit entfernt von Uru baen wieder zu materialisieren, als ihn plötzlich eine lindernde Kälte ihn durchströmte und die Schmerzen die der Zauber ihm bereitet hatte aus seinem Körper tilgte. Während der Schatten ein befreites Seufzen ausstieß, erhob sich der König von seinem Thron und trat mit bedächtigen Schritten auf den Schatten zu bis er wenige Schritte vor ihm stehen blieb. „Nun gut. Dann fang an mir einen Grund zu liefern dich nicht sofort zu vernichten."

Der Weiße SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt