36. Kennenlernen

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Knurrend zerkaute Sereth den Körper des Rehs, das er während dem Aufenthalt seines Reiters, bei den Elfen gefangen hatte. Für gewöhnlich genügte der Genuss eines so saftigen Stück Fleisches um ihn in gute Laune zu versetzen, doch im Augenblick konnte auch das seine Stimmung nicht heben. Es gefiel ihm nicht, dass sein Reiter sich, jetzt schon seit etwa einer Stunde, mit diesem Elfenmädchen unterhielt. Zu genau konnte er sich noch an die letzte Elfe erinnern, der Karis vertraut hatte. Das hatte zu einer der schmerzhaftesten Erfahrung im Leben seines Reiters geführt.
Die Seelenqualen, die er damals erlitten hatte, waren so groß gewesen, dass der weiße Drache es eine Woche lang nicht gewagt hatte, von seiner Seite zu weichen. Sereths Reiter war während dieser Zeit vollkommen apathisch gewesen. Das Leben um ihn herum hatte für ihn jedes Licht verloren. Er war allem nur noch passiv und desinteressiert begegnet. Nur durch die Liebe und Zuneigung, die der weiße Drache damals fast ununterbrochen mit seinem kleinen Schatten geteilt hatte, hatte er langsam wieder ins Leben zurückgefunden.
Durch diese Erfahrung hatte sich das Band der beiden Seelengefährten zwar deutlich gestärkt, aber ebenso hatte ihr Vertrauen den einzelnen Völkern gegenüber noch einen weiteren Schlag erlitten.
Was mit einer der Gründe gewesen war, dass die beiden erst so spät in den Krieg gegen Galbatorix eingegriffen hatten.
Missgelaunt verschluckte der weiße Riese die letzten Knochen des Rehs, während er weiter dem Gespräch lauschte, das sein Reiter mit der Elfe führte. Zwar vertraute er der Einschätzung seines Reiters, was die Vertrauenswürdigkeit von anderen anging, aber den Gefühlen nach zu urteilen, die er von seinem kleinen Schatten übermittelt bekommen hatte, war dieser im Moment nicht gerade unvoreingenommen, dem Elfenmädchen gegenüber eingestellt. Schon als er sie im Lager ihres Volkes das erste Mal erblickt hatte, hatte Sereth gespürt, wie das Blut seines Reiters zu kochen angefangen hatte. Er hatte dieses Gefühl sofort erkannt, hatte er doch etwas Ähnliches verspürt, als er Saphira zum ersten Mal erblickt hatte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der weiße Drache nur nichts dazu gesagt, weil eine geistige Unterhaltung, während er sich bei den Elfen aufhielt, ihn mit Sicherheit enttarnt hätte. Aber jetzt wollte der weiße Drache es wissen. Er würde sich diese Elfe, die das Blut seines Reiters derart in Wallung versetzte, einmal selbst ansehen. Und wenn sie seinen Reiter ebenso verletzen würde, wie das letzte Spitzohr, dann würde sie den Tag bereuen, an dem sie das Gesicht seines Reiters erblickt hatte. Schnaubend erhob er seinen schneeweißen Körper und begann mit den Flügeln zu schlagen. Bevor er abhob, teilte er den beiden Citharki, die in respektvollem Abstand auf der anderen Seite des Lagers lagen mit, dass sie da bleiben sollten, er würde bald zurückkehren. Dann schwang er sich in die Luft und flog zu dem Ort, an dem er die Anwesenheit seines Reiters spürte.
Bevor er den Ausläufer des Isenstars überquerte, leitete er noch einmal Energie von dem Kristall, aus dem mittleren Ring auf seiner Stirn, der im Gegensatz zu den vier anderen Ringen, die auf die umliegenden Hörner verteilt waren, nur zum Speichern von Kraft diente, in einen der anderen. Fast sofort sah er die Wirkung. Die Luft um seine Hörner begann zu flirren, wie ein Hitzeflimmern in der Wüste. Während das merkwürdige Schimmern sich von seinen Hörnern aus ringförmig auszubreitete, begannen seine Konturen zu verschwimmen, bis sein Körper komplett verschwunden war.
Gelassen beobachtete Sereth das Schauspiel.
Schon oft hatte er sich auf diese Weise tarnen müssen, wenn sein Reiter nicht anwesend war, deshalb war er an diese Erfahrung schon gewohnt. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er in dem Augenblick in dem sein ganzer Körper sich in Luft aufgelöst hatte, kurz mit seinen Flügelschlägen aus dem Takt geraten war. Und schon im nächsten Moment vernahm er die Stimme seines Seelengefährten in seinem Kopf, die ihn schadenfroh ansprach. „Alles in Ordnung?" Die Ironie die in diesen drei Worten mitschwang verrieten dem weißen Drachen deutlich, dass sein Reiter genau wusste, das ihm nichts fehlte, daher schnappte er: „Ich dachte eigentlich, dass du zu beschäftigt mit deiner kleinen Elfe wärst, um mich überhaupt zu bemerken."
Für einen Moment herrschte verblüfftes Schweigen, als der Reiter die schnippische Erwiderung verdaute. „Bist du eifersüchtig?" „Natürlich nicht." Empört schnappte der weiße Drache nach Luft. Doch die Sorge, die Sereth dazu bewogen hatte zu seinem Reiter zu fliegen, schien durch die Empörung durchzusickern, denn der weiße Riese konnte spüren, wie sein Seelengefährte nachdenklich wurde. Der spielerische Ton war aus seiner Stimme verschwunden als er schließlich nach einigen Augenblicken antwortete. „Ich kann deine Sorgen verstehen, aber ich komme schon zurecht."
Sereth schnaubte. Während unter ihm die glitzernde Oberfläche des Isenstars dahin sauste, antwortete er: „Und du bist dir da sicher? Du weißt doch noch was bei das letzte Mal passiert ist." Der weiße Drache spürte, wie Schmerz seinen Reiter durchflutete. Kurz konnte er das Bild einer Elfe mit strahlend weißem Haar und silbernen Augen ausmachen, welches in Karis Geist auftauchte. Die Elfe aus seinen Erinnerungen hielt den Drachendolch, den Karis jetzt immer an der Hüfte trug, in der rechten Hand und von der Klinge tropfte dunkelrotes, fast schwarzes Blut. Pure Verachtung stand in ihren Augen, während sie ihre Lippen zu einem gehässigen Lächeln verzogen hatte.
„Daran musst du mich wirklich nicht erinnern." Ungehalten verdrängte Karis die alte Erinnerung. „Ich weiß noch ganz genau, was damals passiert ist." Der Drachenreiter atmete tief durch. Die Erwähnung der Elfe, für die er damals den Drachendolch angefertigt hatte, hatte bei ihm einige alte Wunden aufgerissen. Er musste sich einen Moment sammeln um das Gespräch fortzuführen. Als er die Augen, die er bei der Erinnerung unwillkürlich geschlossen hatte, wieder öffnete, stellte er fest, dass sein kurzer Aussetzer dem Elfenmädchen, das ihm gegenüber saß nicht entgangen war. „Habt ihr gerade mit eurem Skulblaka gesprochen, Schattenläufer?" Karis nickte. „Er ist ein wenig vorsichtig, was euer Volk betrifft. Darum ist er auf dem Weg hierher, um zu sehen ob alles in Ordnung ist."
Verwirrt blickte Brionna ihn an. „Wenn ihr mir die Frage gestattet, Schattenläufer, weshalb ist euer Seelengefährte misstrauisch, was unser Volk angeht? Haben die Elfen euch in der Vergangenheit ein Leid zugefügt?" Nachdenklich erwiderte der Drachenreiter den Blick des Elfenmädchens. Obwohl er sie mochte, war ihm sofort klar, dass er ihr noch nichts über seine Vergangenheit offenbaren wollte. Es war offensichtlich, dass er damit genau den Konflikt heraufbeschwören würde, den er versucht hatte zu vermeiden, als er sich entschieden hatte, die Elfen nicht offiziell zu besuchen. „Ich freue mich zu sehen, dass dein Verstand, trotz deines kochenden Blutes noch zu etwas Nütze ist." Die spöttische Stimme seines Seelengefährten, brannte in Karis Ohren.
Ohne darauf einzugehen, erwiderte an die Elfe gewandt: „Das kann ich euch leider nicht beantworten. Das betrifft einen Teil meiner Vergangenheit, über den ich zum Wohle der Völker Alagaesias, zumindest für den Augenblick den Mantel des Schweigens breiten würde." Enttäuscht sah die Elfe zu Boden. Der Drachenreiter konnte förmlich sehen, wie ihre Neugierde, mit den Regeln des Benehmens rang, die die Elfen in den letzten Jahrhunderten aufgestellt hatten. Doch am Ende siegte die Disziplin des schönen Volkes, über ihre Wissbegierde.
Mit immer noch gesenktem Kopf meinte sie: „Wie ihr wünscht, Schattenläufer."
Es tat Karis zwar leid, sie enttäuschen zu müssen, doch schon wenig später wurde sie aus ihrer melancholischen Stimmung gerissen, als ein lautes Rauschen die Luft um die beiden erschütterte.
Erschrocken hob die junge Elfe den Kopf und Karis konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er ihren bewundernden Blick sah, als nur wenige Flügelschläge über ihnen, der weiße Körper seines Seelengefährten praktisch aus dem Nichts auftauchte.
Sereth hatte sein Erscheinen anscheinend ausführlich gewählt und war so erschienen, dass hinter ihm eine Wolke am Himmel stand, wenn man ihn von unten erblickte. Das hatte zur Folge, dass seine weiße Gestalt ein wenig konturlos, vor dem Hintergrund wirkte, was sein Erscheinungsbild noch gewaltiger erschienen ließ. Amüsiert beobachtete Karis wie Brionna vor Staunen der Mund offen stand. Von der Disziplin des schönen Volkes war bei ihr nichts mehr zu bemerken. Grenzenloses Staunen und Bewunderung standen in ihrem Gesicht geschrieben, während der weiße Koloss einige Schritte entfernt von ihnen zur Landung ansetzte.
„Angeber.", tadelte er sanft, nachdem sein Seelengefährte sicher auf dem Boden aufgekommen war, doch Sereth ignorierte ihn. Stattdessen richtete er seine amethystfarbenen Augen auf das junge Elfenmädchen, das ihn immer noch überwältigt anstarrte. Mit angehaltenem Atem, versuchte die Elfe dem prüfenden Blick des Drachen standzuhalten und sowohl zu Karis als auch zur Überraschung seines Seelengefährten, gelang es ihr, den Blick einigermaßen ungerührt zu erwidern. Lediglich ein leichtes Zittern ihrer Hände, verriet wie aufgeregt sie war.
Nach einigen Augenblicken schließlich, schnaubte Sereth zufrieden und sein bohrender Blick wurde weicher. Freundlich schnaubte er Brionna einen Schwall kalte Luft entgegen, worauf sie erleichtert die angehaltene Luft ausstieß. Erst danach wandte sich Sereth seinem Reiter zu, der das ganze schmunzelnd beobachtet hatte. „Das ist also die Elfe, die dir den Kopf verdreht hat?" Verlegen fuhr sich Karis durch die nebelgrauen Haare. Glücklicherweise fingen seine Ohren nicht an zu glühen, wenn ihm etwas peinlich war, denn wäre der Elfe, die ihm in einiger Entfernung gegenüber saß, sicher aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. So jedoch konnte er ohne das Brionna etwas bemerkte, im Geist erwidern: „Hör auf damit." Seinen Drachen konnte er damit jedoch nicht täuschen. Sereth spürte das Brennen im Blut und die Verlegenheit die ihn durchströmte so genau, als würde er selbst diese Erfahrungen durchleben. Er schnaubte amüsiert.
Doch noch ehe er seinen Reiter weiter aufziehen konnte, meldete sich die Elfe, die ihr fassungsloses Staunen überwunden zu haben schien, zu Wort. „Darf ich frage warum ihr und euer edler Skulblaka in Gil ead seid, Schattenläufer? Ich dachte ihr würdet zum jetzigen Zeitpunkt die Varden unterstützen?" Einen Moment lang, sahen sich die beiden Seelengefährten nachdenklich an, ehe sie zeitgleich den Kopf drehten und ihre Blicke auf die junge Elfe richteten. „Wir sind hier, weil wir den von Galbatorix versklavten Reiter und seinen Drachen befreien wollen.", antworteten sie, der eine mit seiner Stimme, der andere mit seinem Geist.
Stille breitete sich über das provisorische Lager aus, als die Elfe, Drache und Reiter für einen Moment überrascht anstarrte. „Aber ich dachte es ist unmöglich, sich aus Schwüren die in der alten Sprache geleistet wurden zu befreien, vor allem, wenn der dem man sie geschworen hat, auch noch seinen wahren Namen kennt." „Das stimmt nicht ganz.", korrigierte Karis die schwarzsilberhaarige Elfe.
„Der wahre Name einer Person kann sich ändern, wenn man eine tiefgreifende Erfahrung durchmacht. Unser Ziel ist es Murtagh und Dorn gefangen zunehmen und ihnen zu helfen ihre wahren Namen zu ändern." Der Blick der Elfe wurde nachdenklich, als sie zwischen Karis und Sereth hin und her sah. „Wenn das euer Ziel ist, weshalb habt ihr das dann nicht schon bei den Varden gemacht? Bloedhgarm-Elda hat bei seinem letzten Bericht an Königin Islanzadi geschrieben, dass es euch, bei dem letzten Kampf, den ihr und der Schattentöter gegen den versklavten Reiter, seinen roten Drachen und zwei Chimären geführt habt, durchaus möglich gewesen wäre die beiden gefangen zunehmen."
„Aus verschiedenen Gründen. Zum Beispiel, Galbatorix Attentäter und Spione, von denen immer noch etliche unentdeckt unter den Varden herumlaufen und die Murtagh und Dorn lieber tot als frei sehen würden. Aber der Hauptgrund waren die Zwerge. Sie sind immer noch sehr zornig auf die beiden, wegen der Rolle, die sie beim Tod ihres letzten Königs gespielt haben. Hätte ich die beiden in der näheren Umgebung der Zwerge gefangengenommen, hätten die Zwerge lautstark ihren Tod gefordert. Eine Forderung, die zwar nachvollziehbar ist, der ich aber nicht nachgegeben hätte." „Hättet ihr die Zwerge nicht darauf hinweisen können, dass Murtagh und Dorn gegen ihren Willen gehandelt haben, als sie den König der Zwerge getötet haben?"
„Das würde nichts bringen.", erwiderte Karis. „Das Wissen um wahre Namen und Schwüre in der alten Sprache, ist im Volk der Zwerge bei weitem nicht so verbreitet, wie in deinem Volk. Sie würden das wahrscheinlich nur für Ausflüchte halten. Und Selbst wenn es mir gelingen sollte, die Anführer der anderen Völker von der Unschuld der beiden zu überzeugen und ihnen Asyl zu gewähren, könnte das Zwietracht zwischen den Völkern sähen und zu einer Abspaltung der Zwerge führen. Und das können wir jetzt wo es gegen Galbatorix geht, überhaupt nicht brauchen. Darum sah mein und Sereths Plan vor, dass wir die beiden hier gefangen nehmen, wo wir weit genug von den Zwergen entfernt sind, dass sie nicht so schnell von den beiden erfahren, ich aber alle Hilfe habe, die nötig ist um die beiden gefangen zu halten, bis sich ihre wahren Namen geändert haben."
„Das ist ein schlauer Plan."
Bewundernd blickte die Elfe Karis aus ihren meerblauen Augen an. „Aber ich verstehe immer noch nicht, warum ihr nicht in das Lager der Elfen gekommen seid, um diesen mit Königin Islanzadi zu besprechen. Sie hätte euch bei der Durchführung mit Sicherheit geholfen." Seufzend wandte Karis den Blick von dem Gesicht der jungen Elfe ab. Schließlich war es Sereth, der der Elfe antwortete. Zu ihrer Überraschung hörte sie seine Stimme jedoch nicht in ihrem Kopf, sondern sie klang direkt in ihre Ohren, genauso wie wenn sein Reiter sprechen würde. „Unser Auftauchen in der Armee der Elfen, würde eine Menge Fragen aufwerfen. Fragen denen wir uns nach der Schlacht um Gil ead stellen werden. Die aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden sollten."
Brionna war immer noch zu vor den Kopf geschlagen davon, dass sie die Stimme des Drachen hören konnte, daher fügte Sereth dem ihre Verwirrung aufgefallen war zu: „Du kannst meine Stimme wegen einem der Ringe an meinen Hörnern hören. Das ist ein Zauber den mein Reiter erdacht hat, dass ich bei einem Gespräch, nicht jedem meine Gedanken öffnen muss." Verstehend nickte die junge Elfe, aber bevor sie etwas erwidern konnte, ergriff der Reiter des weißen Drachen wieder das Wort. „Jetzt wo du über unsere Pläne Bescheid weißt, müssen wir dich allerdings um einen Gefallen bitten. Wärst du bereit, deiner Königin vorerst nichts von uns zu erzählen? Ich weiß wir haben über unsere Gründe dafür bisher geschwiegen, aber nach der Schlacht wären wir bereit, nicht nur dir sondern allen Mitgliedern deines Volkes diese zu offenbaren."
Der Schattenläufer und sein Drachen konnte förmlich sehen, wie es hinter der Stirn der jungen Elfe arbeitete. Sie schien unsicher zu sein, ob sie ihnen bereits soweit vertrauen konnte, um ein Geheimnis vor der Herrscherin ihres Volkes verbergen. Eine Gefühlsregung, die Karis durchaus nachvollziehen konnte.
Sie kannte ihn und Sereth praktisch überhaupt nicht und dennoch baten sie, sie um so einen großen Gefallen. Schließlich nach einigen Minuten Bedenkzeit, straffte sich die Haltung der jungen Elfe wieder und sie blickte Karis ins Gesicht. Eiserne Entschlossenheit stand in ihren Augen geschrieben, die in starkem Kontrast zu der Lebensfreude und Verspieltheit stand, die Karis die übrige Zeit in ihren Zügen gelesen hatte. Einmal mehr ging ihm durch den Kopf wie vielschichtig das Volk der Elfen war. „Also gut, wenn ihr mir versprecht, dass dieses Geheimnis nicht zum Schaden des Elfenvolkes ist, bin ich bereit Schweigen zu bewahren." Die Ernsthaftigkeit ihrer Aussage wurde dadurch gemildert, dass Sereth ihr als Antwort auf ihre Aussage einen Schwall kalte Luft entgegenblies, worauf sie leise kichernd das Gesicht abwandte.
Dennoch erwiderte der weiße Drache ernst, in der alten Sprache: „Ich versichere dir das Geheimnis, das wir dich bitten zu bewahren ist nicht zum Schaden deines Volkes."
Zufrieden nickte das Elfenmädchen, als auch Karis diese Aussage noch einmal wiederholte. Eine Weile saß die kleine Gruppe noch in einträchtigem Schweigen beieinander, bevor sich Brionna verabschiedete.
Sie hatte noch Aufgaben im Heer der Elfen zu erfüllen. Nachdem sie sich verabschiedet hatte, wandte sich der weiße Drache an seinen Reiter. „Ich mag sie." Amüsiert kraulte Karis die Stirn seines Seelengefährten, welche dieser neben seinem Knie abgelegt hatte. „Warst du nicht derjenige, der mich davor gewarnt hat, mich wieder mit einer Elfe anzufreunden?" Ohne auf die neckische Bemerkung seines Reiters einzugehen, fuhr der weiße Drache fort: „Sie scheint mehr Charakter und Lebensfreude zu besitzen, wie die meisten Mitglieder ihres Volkes." Karis nickte. Das war ihm auch schon aufgefallen. „Dann hast du keine Einwände, wenn ich mich mit ihr anfreunde?" „Nein, habe ich nicht. Auch wenn ich nicht glaube, dass es dir nur um Freundschaft geht."
Das Letzte fügte er in einem Tonfall zu, die einem normalen Menschen, die Röte ins Gesicht getrieben hätte, bei Karis jedoch bewirkte, dass er sich verlegen durch die Haare fuhr, bevor er genervt erwiderte: „Ich weiß nicht was du meinst." Das grollende Lachen seines Drachen fuhr durch sein Bewusstsein. „Oh doch das weißt du, kleiner Schatten. Was dir allerdings nicht aufgefallen ist, ist dass sie dich manchmal, wenn sie überzeugt war, dass du es nicht bemerkst, dich genauso angesehen hat, wie du sie."
Einen Moment blickte Karis zu seinem weißen Seelengefährten auf, der sich inzwischen neben ihm erhoben hatte und sich jetzt abflugbereit machte, aber bevor er noch etwas dazu sagen konnte, packte Sereth ihn mit seiner Klaue. „Aber jetzt haben wir uns genug über dein Gefühlsleben unterhalten. Ich denke es ist an der Zeit, dass wir wieder in unser Lager zurückkehren. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass wir von Gil ead aus gesehen werden, aber das Risiko will ich nicht länger eingehen als nötig." Mit diesen Worten schwang sich der Drache in die Lüfte, während sein Reiter sicher in seiner Klaue lag und über die letzten Worte seines Seelengefährten grübelte.

Der Weiße SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt