41. Das Angebot

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Ein dumpfer Schmerz, pochte hinter Murtaghs Lidern und im ersten Moment wusste er gar nicht, wo er sich befand. Doch als er mit seiner rechten Hand an seinen Hinterkopf fassen wollte, spürte er einen strammen Widerstand um sein Handgelenk. Stöhnend schlug er die Augen auf. Er lag auf harter Erde. Seine Hände waren mit seltsamen, silbergrauen Handschellen gefesselt, die durch eine eiserne Kette miteinander verbunden waren. In unregelmäßigen Abständen befanden sich violette Kristalle auf der eisernen Kette, die in einem merkwürdigen Licht glühten.
Einen Moment war er von dem unheimlichen Glanz, wie hypnotisiert, bis ihn eiskalt eine Erkenntnis durchflutete. Er konnte die Stimme seines Drachen nicht hören. Die Ereignisse des vergangenen Tages, drängten mit erschreckender Klarheit an die Oberfläche. Der Luftkampf gegen den alten Reiter. Wie Galbatorix seinen Geist beiseitegeschoben hatte und die Kontrolle über seinen Körper übernommen hatte, um den alten Reiter tödlich zu verletzen. Das Erscheinen des weißen Drachens und seines Reiters. Aber was danach geschehen war, war wie in Nebel gehüllt. Immer wenn Murtagh versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, was danach geschehen war, schien es ihm als würde er versuchen sich in einem dunklen, aber ihm bekannten Raum zurechtzufinden. Er wusste wo alles war, aber er schaffte es nicht konkrete Bilder dazu abzurufen.
Trotz des pochenden Schmerzes, der in seinem Schädel dröhnte, versuchte er sich aufzusetzen. Für einen kurzen Moment, schien ihn das Schwindelgefühl zu übermannen, doch er biss die Zähne zusammen und schaffte es sich umzusehen. Schon das erste was er erblickte, vertrieb die Kälte, die sich bei dem Gedanken ein Gefangener zu sein, in ihm gebildet hatte. Er lag an einem Lagerfeuer. Die Flammen loderten in einer merkwürdigen schwarzen Farbe und wurden von einem weißen Rand um züngelt. Doch weder das magische Feuer, noch der Schattenläufer, der auf der anderen Seite des Lagerfeuers saß und ihn aufmerksam im Auge behielt, waren es, die die Aufmerksamkeit von Morzans Sohn fesselten. Es war der Anblick seines Drachen Dorn, der neben seinem weit größeren, weißen Artgenossen lag und der jetzt seinen Blick auf seinen Reiter richtete.
Während der Zeit in Uru baen hatte in den Augen von Murtaghs Seelengefährten immer eine gewisse Verzweiflung geglänzt. Ein stummer Aufschrei, der der Tatsache geschuldet war, dass sich Dorn als ein Werkzeug der Versklavung seines eigenen Volkes sah. Dieses starke Gefühl des Selbsthasses, das der junge Drache schon wenige Wochen nach dem er geschlüpft war, entwickelt hatte, hatte Murtagh ihm nie nehmen können. Selbst diesen Schmerz zu lindern, war ihm unmöglich gewesen. Doch jetzt war von dieser verzweifelten Aura überhaupt nichts mehr in den Augen seines Seelengefährten zu sehen. Stattdessen, strahlten eine Aufgewecktheit und eine Freude seinem Reiter entgegen, die für diesen völlig unbekannt war.
„Wie ich sehe, bist du aufgewacht." Die Stimme des Schattenläufers unterbrach den Blickwechsel der beiden Seelengefährten. Murtagh wandte den Blick von Dorn und richtete ihn auf Karis, der jetzt um das Lagerfeuer herumkam und sich neben ihm niederließ. Mit einer entschuldigenden Geste, deutete er auf die grauen Handschellen, die Dorns Reiter trug. „Das tut mir leid. Aber solange Galbatorix dich noch kontrollieren kann, ist es sicherer für alle Beteiligten, wenn du keine Magie wirken, oder jemanden angreifen kannst." „Was bedeutet, noch kontrollieren kann?", wollte der Reiter des roten Drachen wissen. Misstrauisch musterte er seinen Gegenüber. „Das soll heißen", antwortete Karis ruhig. „dass ich und Sereth vorhaben, dir zu helfen, dich aus Galbatorix Fängen zu befreien, indem wir dir helfen, deinen wahren Namen zu ändern."
Verblüffte Stille senkte sich über den kleinen Lagerplatz. Überrascht über diese Antwort studierte Murtagh den älteren Drachenreiter. Schon als Kind hatte er die Gabe besessen, seinen Gesprächspartner schnell einzuschätzen und sagen zu können, was dieser dachte. Ein Talent, das während seiner Jugend in Uru baen, überlebensnotwendig gewesen war. Dort hatten viele versucht sich mit Honigzungen bei ihm einzuschleimen um den König für sie milde zu stimmen, doch ebenso viele waren ihm mit falschem Lächeln begegnet, nur um ihm aus Hass auf seinen Vater bei der nächstbesten Gelegenheit ein Messer in den Rücken zu rammen.
Damals hatte er jedem von Galbatorix Speichelleckern an der Nase ansehen können, was sie dachten. Doch das Gesicht von Sereths Reiter gab nichts preis. Völlig gelassen erwiderte er Murtaghs misstrauischen Blick.
„Warum willst du das für mich und Dorn tun? Du bist ein Feind des Königs und ein Verbündeter der Varden. Woher soll ich wissen, dass du mich nicht nur töten willst?"
„Es ist die Wahrheit, Murtagh.", klang auf einmal die melodische Stimme des Drachen Dorn in Murtahgs Gedanken wieder. Die Stimme seines Seelengefährten, wehte wie ein sachter Wind durch den Geist des jungen Reiters. „Sie wollen uns helfen."
Die felsenfeste Überzeugung und die aufkeimende Hoffnung, die in den Worten des Roten mitgeschwungen waren, brachten Murtagh dazu seinen Blick von dem älteren Reiter abzuwenden und sich zu seinem Seelengefährten umzuwenden, der jetzt seinen Platz neben Sereth verließ und um das Lagerfeuer herumkam, bis er direkt vor ihm stand. Sein rubinroter Blick ruhte fest auf seinem Reiter. „Ich weiß, dass es dir schwer fällt, anderen zu vertrauen, doch sie wollen uns wirklich helfen. Um hier her zukommen und zu versuchen uns zu befreien, riskieren die beiden eine offene Auseinandersetzung mit den Zwergen und außerdem ihre Allianz mit den Varden."
Verständnislos blickte Murtagh von seinem Seelengefährten, zu Karis und Sereth. „Was meint Dorn damit, dass ihr mit eurem Erschienen hier, eure Allianz mit den Varden gefährdet?" Mit einer nichtssagenden Geste, hob Karis die Schultern. „Damit meint er, dass ich den Varden weder gesagt habe, dass ich sie verlassen werde um dich und deinen Drachen aus den Fängen des Königs zu befreien, noch dass sie wissen, dass ihr im Moment meine Gefangenen seid." „Und weshalb hast du es ihnen nicht gesagt?", wollte Murtagh misstrauisch wissen. „Ganz einfach", entgegnete Karis, „Wenn sie jetzt von euch erfahren würden, würden die Zwerge sofort fordern, dass ich euch entweder töte, oder euch zu ihnen bringe, damit sie euch den Prozess machen können. Und ich habe weder vor, das eine zu tun, noch das andere zuzulassen."
„Wieso nicht?", wollte Dorns Reiter wissen, „Ich bin ein Sklave des Königs und der Sohn des ersten Abtrünnigen, durch meinen Tod wäre der Sieg der Varden deutlich einfacher." Auch sein roter Seelengefährte musterte Karis und Sereth neugierig. Nachdenklich wiegte der Schattenläufer den Kopf von einer Seite auf die andere. Einen Augenblick dachte Karis daran ihm lediglich die taktischen Gründe darzulegen, die dafür sprachen, dass er ihn und seinen roten Drachen befreien wollte, doch dann entschied er dem Sohn Morzans mit mehr Offenheit zu begegnen. Immerhin war es für sein Vorhaben, den beiden Seelengefährten zu helfen, sich aus Galbatorix Klauen zu befreien, erforderlich, dass die beiden ihm vertrauten. „Weil ich weiß, wie es sich anfühlt, der Sklave eines Wahnsinnigen zu sein. Wie es ist, Tag für Tag in der Gewissheit aufzuwachen, dass man selbst und das Wesen, welches einem am meisten auf der Welt bedeutet, einem Irren ausgeliefert sind, der einen nur als Werkzeuge für seine eigenen Ziele betrachtet. Wie es sich anfühlt gleichermaßen malträtiert und ausgebildet zu werden, bis man zu etwas geformt wird, was den kranken Vorstellungen seines Meisters entspricht."
Bei den letzten Worten, brach Karis Stimme. Der rote Drache und sein Reiter hatten den Worten des Schattenläufers sprachlos gelauscht. Die Bitterkeit und der Zorn, der unterschwellig in seiner Stimme mitgeklungen hatte, waren für sie klar herauszuhören gewesen. Doch wagte, keiner der beiden jetzt eine Frage zu stellen. Kurz nachdem der ältere Reiter verstummt war, hatte sein Seelengefährte den Blickkontakt zu seinem Reiter gesucht. Entfernt nahmen Murtagh und Dorn den Dialog wahr, der kurz zwischen den beiden herrschte. Zwar versuchten sie nicht zu lauschen, doch durch die Ausbildung durch Galbatorix hatten sie sich angewöhnt, in jeder Umgebung wachsam zu sein und immer auf einen Angriff gefasst zu sein.
Diese Wachsamkeit sorgte dafür, dass schwach einige der Eindrücke die der weiße Drache seinem Reiter übermittelte, wahrnahmen. Die grenzenlose Zuneigung und das gegenseitige Verständnis, die die beiden Seelengefährten verbanden, ebenso wie ein wärmendes Gefühl, das von Sereth ausging und Karis zu erfüllen schien.
Von dem mentalen Zuspruch, seines Seelengefährten gestärkt, hob Karis wieder den Kopf und blickte dem jüngeren Reiter wieder in die Augen. „Um deine Frage zu beantworten Murtagh, Ich habe nicht die Absicht dich und deinen Drachen zu töten, weil ich und Sereth uns sehr gut in eure Lage hineinversetzen können. Darum haben wir vor euch zu helfen, euch aus Galbatorix Kontrolle zu befreien." Für einen kurzen Moment flackerte Hoffnung in den Augen des jüngeren Reiters. Murtagh konnte nicht anders. Derselbe Funke Hoffnung, der sich in ihm entzündet hatte, als ihm sein kleiner Bruder offenbart hatte, dass sich wahre Namen änderten, begann erneut in seiner Brust zu glühen. Und auch Dorn schlug bei dieser Nachricht aufgeregt mit dem Schwanz auf den Boden.
Doch trotz der Begeisterung, blieb ein Hauch Zweifel in dem jungen Reiter. „Selbst wenn ich dir glauben würde und ihr mir und Dorn wirklich helfen wollt, unsere wahren Namen zu ändern. Galbatorix Zauber binden uns. Vermutlich wird in dem Moment in dem unsere wahren Namen sich ändern, ein Zauber aktiviert, der uns zwingt nach Uru baen zurückzukehren, damit er uns unsere neuen Namen entreißen kann."
Verständnisvoll nickte Karis, Dorns Reiter zu.
Er verstand die Skepsis des jüngeren. Hätte ihm jemand, als er noch Ecros Opfer gewesen war angeboten, ihm bei der Flucht zu helfen, nur damit er wenige Augenblicke später wieder zum Sklaven werden würde, wäre er auch skeptisch gewesen. Zu schmerzhaft wäre es gewesen, für einen kurzen Moment den Geschmack der Freiheit zu kosten, nur um kurze Zeit später wieder in magische Ketten gelegt zu werden. „ Du hast Recht. Galbatorix mag wahnsinnig sein. Doch unvorsichtig ist er nicht. Er hat tatsächlich einen Zauber gewirkt, der ihn warnt, wenn sich dein wahrer Name ändern sollte und der dich sofort zur Rückkehr an seine Seite zwingt."
Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf Karis Lippen aus. „Zumindest wäre das der Fall, wenn ich diesen Zauber nicht entfernt hätte." Überrascht blickte Murtagh seinen Gegenüber an. „Aber Galbatorix hat diesen Zauber, doch sicher unter zu Hilfenahme der Eldunari gewirkt. Wie konntest du genug Energie aufbringen um einen so mächtigen Zauber zu brechen?" „Ganz einfach.", entgegnete Sereths Reiter achselzuckend: „Ich habe die Energie der Eldunari benutzt, die sich in Dorns getarnten Satteltaschen befunden haben."
Ruckartig wandte sich Murtagh zu seinem Seelengefährten um.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass dieser weder seinen Sattel, noch die erwähnten Satteltaschen bei sich trug. „Woher wusstest du, dass sich darin Eldunari befanden, ich hatte sie getarnt." Gelassen erwiderte Karis den argwöhnischen Blick des jüngeren Reiters. „Ganz einfach. Ich und Sereth besitzen die Fähigkeit, magische Energien zu erkennen. Der Tarnzauber, den du gewoben hast, erschien mir, wie ein leuchtendes rotes Netz. Es war für mich wie ein Leuchtfeuer, das mir gezeigt hat, dass du in diesen Taschen etwas Wertvolles versteckst. Und was außer den Seelenhorten, denen du deine Kraft verdankst könntest du darin verstecken."
Das musste Dorns Reiter erst einmal verdauen.
Er hatte angenommen, dass die Tarnzauber, die Sicherheit der Eldunari erhöhen würden, dass er sie durch seine Schutzmaßnahmen im Gegenteil einem erhöhten Risiko ausgesetzt hatte, überraschte ihn. Aber wer hätte auf der anderen Seite auch gedacht, dass er es mit einem Drachenreiter zu tun bekommen würde, der in der Lage war magische Energien zu sehen. „Und wie geht es jetzt weiter?", wollte Murtagh nach einer Weile wissen, „Du hast gesagt, dass du uns helfen willst, unsere wahren Namen zu ändern. Selbst wenn die Zauber die dieser Bastard von Herrscher über uns gelegt hat, nicht mehr aktiv sind, denke ich nicht, dass das so einfach sein wird."
„Du hast Recht." Ernst nickte Karis seinem Gefangenen zu. „Die Änderung des wahren Namens erfordert für gewöhnlich eine starke Änderung des eigenen Charakters, meist ausgelöst, durch ein Ereignis, dass den Blickwinkel der betroffenen Person auf die Welt komplett ändert, oder eine tiefgreifende Erfahrung. Die Überwindung eines Traumas wäre eine weitere Möglichkeit. Wenn etwas, das dich dein Leben lang belastet hat, sich auflöst, wäre das ebenfalls eine tiefgreifende Erfahrung, die in den meisten Fällen ebenfalls die Änderung deines wahren Namens zur Folge hätte." „Und wie gedenkst du etwas derartiges anzustellen?", fragte Murtagh, „Ein Ereignis, das meinen Blickwinkel auf die Welt verändert, ist schließlich nicht etwas, was alle Tage geschieht." Etwas hilflos hob Sereths Reiter die Schultern.
„Da hast du Recht. Außerdem müsste ich dich, um einen solchen Effekt willentlich hervorzurufen wesentlich besser kennen, als ich es tue." „Das klingt so, als ob die zweite Möglichkeit, die einzige Chance ist, die Dorn und ich haben." Angespannt wartete der von Galbatorix versklavte Reiter auf die Antwort seines Gegenübers. Wenn der Schattenläufer ihm zustimmen würde, dann stünden sie vor einem großen Problem. Zwar gab es in der Vergangenheit des jungen Reiters, durchaus ein Trauma, das es zu überwinden gab und Dorns Reiter zweifelte nicht daran, dass eine Bewältigung dieser Probleme, ein derart tiefgreifende Änderung seines Wesens hervorrufen würde, dass sich sein wahrer Namen ändern würde, doch das Problem bei der Sache war, dass es sich bei dem Kern dieses Erinnerungen, um seinen Vater handelte.
Nahezu alle Erinnerungen, die Murtagh an seinen Erzeuger hatte, waren schlecht. Doch um diese Traumata zu überwinden, müsste er sie aus einem anderen Blickwinkel betrachten, etwas, dass ihm aufgrund der kurzen Zeit, die er mit seinem Vater verbracht hatte, einfach nicht möglich war. Er kannte ihn schlicht nicht gut genug, um einen anderen Blickwinkel auf diese Ereignisse zu entwickeln. Hinzu kam noch, dass die einzige derzeit noch lebende Person, die seinen Vater wirklich gut genug gekannt hatte, um ihm genügend Informationen über den Trunksüchtigen, der ihn gezeugt hatte liefern konnte, der König selbst war und dieser würde nicht im Traum daran denken, ihm genügend Informationen zur Verfügung zu stellen, damit er sich von den Schatten seiner Vergangenheit lösen konnte.
Ein eiskaltes Gefühl der Resignation schwappte durch Murtaghs Geist und erstickte den kurzen Samen der Hoffnung, den Karis Worte in ihm gepflanzt hatten.
Sein Seelengefährte, der die Mutlosigkeit seines Reiters spürte, schmiegte sich sanft an seine Seite, so dass Murtagh sich an den warmen, roten Körper des Drachen anlehnen konnte, bevor er den Blick, den er während seine Gedanken immer trübsinniger geworden waren, gesenkt hatte, wieder auf den älteren Reiter richtete. Dieser hatte geduldig gewartet, während der Seelengefährte des roten Drachen nachgedacht hatte, doch jetzt ergriff er wieder das Wort.
„Wie ich sehe, erkennst du das Problem, dass sich bei diesen zwei Möglichkeiten bildet." Ein knappes Nicken war die einzige Antwort, die er erhielt, dennoch fuhr Karis fort, „ Die Wahrheit ist, für die erste Möglichkeit brauchen wir schlicht mehr Zeit. Denn wie du sagst, lebensverändernde Erfahrungen macht mannicht jeden Tag und für die zweite Möglichkeit kenne ich dich einfach nicht gut genug. Alles was ich von dir weiß, ist das Resultat meiner eigenen Beobachtung und die Dinge die mir Eragon und Saphira erzählt haben." Betroffen nickte Murtagh. Obwohl er es bereits gewusst hatte, war es doch bitter, die Tatsache, dass sein Verlangen nach Freiheit wohl nie gestillt werden würde, laut ausgesprochen zu hören. Beruhigend begann der rote Drache Dorn zu summen.
Er versuchte seinen Reiter zu besänftigen, doch auch ohne seine Gedanken zu berühren, war sowohl Sereth als auch seinem Seelengefährten klar, dass auch ihn diese Erkenntnis tief getroffen hatte.
Der weiße Drache warf Karis einen bedeutungsvollen Blick zu. „Es muss sein!", übermittelte er schließlich entschieden, „Wie du gesagt hast, stehen uns die notwendigen Mittel um die anderen beiden Möglichkeiten durchzuführen nicht zur Verfügung. Daher ist das die einzige Möglichkeit." Resigniert gab Karis seinem langjährigen Begleiter Recht. Zwar behagte es ihm gar nicht auf diese Methode zurückzugreifen, aber allem Anschein nach hatte er keine Wahl. „Es gäbe noch eine dritte Möglichkeit."
Überrascht hoben Murtagh und sein Seelengefährte ihre Köpfe. Inzwischen begann im Osten die Sonne aufzugehen. Das rötlich violette Licht, welches sie auf das Lager der beiden Reiter und Drachenwarf, bildete einen interessanten Kontrast zu den schwarzen Flammen des Lagerfeuers. Doch keiner der Anwesenden achtete darauf. „Was meinst du damit.", fragte Dorns Reiter aufgeregt. Die neuaufflammende Hoffnung in seiner Stimme, ließ Karis einen Schauer über den Rücken laufen, dennoch antwortete er. „Unter normalen Umständen würde ich diese Möglichkeit gar nicht in Erwägung ziehen, da sie sowohl für euch, als auch für die Völker Alagaesias sehr riskant ist, aber unter den derzeitigen Gegebenheiten, erscheint sie mir als die einzige Möglichkeit."
Der Tonfall des Schattenläufers versetzte dem Enthusiasmus des jüngeren Reiters einen leichten Dämpfer. Unruhig musterte er das Gesicht des älteren Reiters, das jetzt von bitterem Ernst erfüllt war. „Was genau meinst du damit?" „Ich meine damit, dass diese Möglichkeit sehr riskant ist und damit sie funktioniert ist es erforderlich, dass ihr mir vertraut, denn sie erfordert einen sehr umstrittenen Zweig der Magie." Kurz hielt Karis inne, um seinem Gegenüber die angemessene Bedeutung seiner Worte klar zu machen. „Die Geisterbeschwörung!"

Der Weiße SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt