12. Verdammte Politik!!

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„Selbstverständlich sind wir euch überaus dankbar, dass ihr unserem Drachenreiter das Leben gerettet habt. Es ist wirklich eine Freude, dass jetzt so ein erfahrener und weiser Drachenreiter auf unsrer Seite steht." König Orrins falsche Schmeicheleien klangen immer noch in Karis Ohren, während er vor dem Kommandozelt der Varden neben seinem Drachen saß und darauf wartete, was die Besprechung der Anführer der Varden zu seinem Erscheinen entschließen würde. Der erste Eindruck den Karis von den versammelten Führungskräften der Varden bekommen hatte, war durchaus vielversprechend gewesen. Die Anführerin der Varden, Nasuada hatte ihn freundlich begrüßt und nachdem Eragon ihnen von seinen Erlebnissen berichtet hatte, hatte sie ihm für die Hilfe gedankt, die er Eragon geleistet hatte. Danach waren die beiden Reiter mit den versammelten Anführern zu Nasuadas Kommandozelt gegangen und Karis und Eragon hatten ihnen noch einmal genau geschildert, was sich auf dem Helgrind und während ihrer Reise zu den Varden zugetragen hatte. Auch die Erzählung über Karis Kampf mit den beiden Abtrünnigen ließ der Schattentöter nicht unerwähnt. Zwar waren die anwesenden Herrschaften von den Leistungen die Karis und Sereth vollbracht hatten angemessen beeindruckt und sie schienen auch einigermaßen angetan von der Vorstellung einer Allianz mit ihm, doch dem Schattenläufer entging weder das Misstrauen in den Augen der Elfe, die ihn die ganze Zeit argwöhnisch musterte, noch der offenkundige Machthunger, der jedes Mal von seinen Lippen tropfte, wenn der König von Surda den Mund öffnete um Karis für seine Verdienste für die freien Völker Alagaesias zu danken. Nachdem die beiden Reiter ihre Geschichte beendet hatten, war es für einen kurzen Moment still im Zelt geworden, während die anwesenden Führungskräfte erst mal über die Informationen die sie eben erhalten hatten nachdachten. Danach hatte Nasuada, Karis gebeten außerhalb des Zeltes bei seinem Drachen zu warten, damit sie sich mit ihren Beratern über sein Angebot eines Bündnisses beraten konnte. Da Karis den Sinn dieses Vorgehen nachvollziehen konnte, immerhin verlangte sein Vorschlag eine Menge Vertrauen und er sich außerdem mit seinem Seelengefährten über die neuen Entwicklungen unterhalten wollte, stimmte er Nasuadas Vorschlag zu. Und so saß er nun an seinen Drachen gelehnt, vor dem rotem Kommandozelt und versuchte die Menge der Gaffer zu ignorieren, die unbedingt einen Blick auf den fremden Drachen werfen wollten, wobei das Interesse, das Karis galt eher zweitrangig zu sein schien. „Was glaubst du? Werden sie dein Angebot annehmen?", durchbrach auf einmal Sereths dunkle Stimme Karis Gedankengänge. „Ich denke schon.", antwortete sein Reiter. „Eragon hat ihnen sicher von seinen Erlebnissen mit Ecros erzählt. Angesichts dieser neuen Gefahr wären sie töricht unsere Hilfe abzulehnen." „Das mag schon sein. Aber die Frage ist, was sie als Gegenleistung bezüglich ihres Verzichtens auf unsere Lebensgeschichte fordern werden.", gab Sereth zu bedenken. Das brachte Karis ins Grübeln. Sein Seelengefährte hatte Recht. Es war sehr wahrscheinlich, dass die Varden als Gegenleistung dafür, dass er einige seiner Geheimnisse behalten durfte einen Schwur fordern würden. Immerhin mussten sie sich sicher sein, dass er auf ihrer Seite stand. Aber was für einen? Der Gedanke eines Treueschwurs auf die Varden beunruhigte ihn. Er wusste zwar, dass die Anführerin Nasuada eine starke und aufrichtige Person war, aber den Vertretern des Ältestenrates denen er im Zelt kurz vorgestellt worden war, traute er nicht über den Weg. Jeder von ihnen hatte so ein Funkeln in den Augen, das entweder von Missgunst oder von Neid auf die Stellung eines anderen herrührte. Der Gedanke, dass er einen Treueschwur auf diese Neider ablegen sollte, war ihm ein Graus. Zudem durfte man auch nicht die anderen Parteien in der Allianz der freien Völker Alagaesias vergessen, die sich von der Kontrolle über einen Drachenreiter zusätzlichen Einfluss innerhalb des Bündnisses versprachen. Allen voran König Orrin. Karis war bereits aufgefallen, dass hinter jedem Kompliment, das der Herrscher Surdas an ihn gerichtet hatte, seit er zu den Varden gekommen war, reine Berechnung gesteckt hatte. Der Schattenläufer war sich sicher, dass der König auf der Versammlung unter irgendeinem Vorwand vorschlagen würde, dass Karis einen Eid auf ihn leisten sollte. Mit dem zusätzlichen Einfluss, den er daraus gewinnen würde, wäre es für den König ein Leichtes Nasuada wieder den Oberbefehl über die Streitkräfte zu entreißen. Und angesichts dessen was Karis bis jetzt von den beiden mitbekommen hatte, vertraute er Nasuada wesentlich mehr. Dennoch sollte es wirklich so weit kommen, würde er den Wunsch des Königs nicht einfach ablehnen können. Das käme einer Beleidigung gleich. Zudem würde er damit das ohnehin noch recht wacklige Vertrauen der Varden, das bis jetzt ohnehin nur aufgrund seiner Hilfe dem Schattentöter gegenüber zustande gekommen war, gefährden. Dann müsste Orrin, der eine solche Beleidigung sicher nicht ungesühnt lassen würde, lediglich noch die richtigen Gerüchte streuen und schon hätte Karis neben den Soldaten des Königs auch noch die Varden gegen sich. Karis überlegte einige Zeit hin und her, doch er fand einfach keinen Ausweg. Bis ihn plötzlich eine Stimme aus seinen Überlegungen riss. „Schatttenläufer!" Ein Soldat aus Nasuadas Leibgarde, den Nachtfalken, trat aus dem Zelt und kam schnell auf ihn zu. „Die Herrin Nasuada bittet euch zu ihnen ins Kommandozelt kommen. Sie sind zu einem Entschluss bezüglich eures Angebots gekommen." Mit einem mulmigen Gefühl im Magen blickte Karis zu dem Soldaten auf ehe er sich erhob und dem Mann, der bereits auf dem Rückweg ins Zelt war, folgte.


Der Weiße SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt