9. Was wäre, wenn...?

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Nach dem Frühstück ging Nick immer noch ein wenig verlegen vom vorherigen Vorfall zurück in sein Apartment, um zu packen.
Das Gleiche tat ich auch, doch es vergingen Stunden. Stunden, in denen wir nichts gemacht haben. Seit diesem Vorfall hat sich irgendwie keiner mehr getraut etwas zu sagen, geschweige denn etwas zu machen.

Na ja, vielleicht ist es besser so, es ist ja nicht so gut, wenn man sich den ganzen Tag auf die Pelle rückt, denn irgendwann bräuchte man auch ein bisschen Abstand voneinander.
,,Warte mal, ist er etwa genervt von mir?", fragte ich mich selbst.
,,Was? Nein, Quatsch!", redete ich mir ein.
,,Oder?", grübelte ich.

Was war das denn überhaupt?

Was, wenn ich mein Handy nicht fallen gelassen hätte? Was hätte er gemacht?
Wollte er mich etwa küssen...?

,,Ich bin so eine Idiotin...", sagte ich mir selbst und schlug mein Handy gegen die Wand.

Was wäre, wenn?
Tja, was wäre wohl passiert, wenn?

Es ist komisch. Es ist leise. Zu leise.

Normalerweise bin ich daran gewöhnt, dass mir meine ehemaligen Nachbaren auf die Nerven gehen würden, doch nun? Nichts.

Ich war nun längst fertig mit Packen und ich hatte quasi noch den ganzen Tag vor mir. Ein Blick auf die Uhr verriet mir nämlich, dass es erst 14:19 Uhr ist.

Ich legte mich auf mein Sofa und sah aus dem Fenster. Zoomania ist eine große Stadt. Ja. Das ist sie.
Meine Güte, ist mir langweilig.

,,Möhrchen!", rief plötzlich eine mir bekannte Stimme, die mich aus meinem Halbschlaf weckte.

Sofort sprang ich auf um meinem Lieblingsfuchs die Tür zu öffnen.

,,Hab ich gestört?", wollte er wissen, nachdem ich die Tür öffnete.

,,Ach, nicht wirklich, ich hab nur gerade..."
,,Sei nicht albern, ich hab nicht gestört.", ertappte er mich.

,,Na gut.", grummelte ich, während ich ins Wohnzimmer lief.
,,Ich hab nichts gemacht.", gab ich zu und ließ mich grummelnd auf mein Sofa fallen.
,,Och, schmoll' doch nicht so. Ich habe dich nicht vergessen.", sagte er und ging mir hinterher.
,,Und nein, du nervst mich nicht.", fügte er grinsend hinzu.
Verwundert richteten sich meine Ohren auf.
,,W-wie?", hakte ich perplex nach.
Er gesellte sich gelassen neben mich.
,,Tja, Möhrchen. Die Apartments hier sind vielleicht schön, aber, dass wir hier dicke Wände haben, hab' ich nie gesagt.", er zwinkerte mir zu.
Mit hochrotem Gesicht wich ich seinem Blick aus und starrte auf den Fernseher.

,,Eine Idiotin bist du auch nicht.", versicherte er mir amüsiert.

Doch, so kam ich mir aber gerade vor.

,,Interessant, Möhrchen, ich wusste nicht, dass du auch fernsiehst, auch wenn der Fernseher gar nicht an ist.", zog er mich auf, nachdem ich ununterbrochen auf den ausgeschalteten Fernseher starrte.

Dieser Fuchs schaffte es immer mich irgendwie in Verlegenheit zu geraten.

,,Äh, hehe...", lachte ich gequält und versuchte, dass Nick meine unnatürliche Gesichtsfarbe nicht sieht.
,,Sieben.", sagte er plötzlich.

Fragend schaut ich ihn an. ,,Sieben, was?"

,,Heute, an diesem Tag bist du schon BIS JETZT zum siebten mal rot geworden.", erklärte er mir, als wäre es das Normalste der Welt.
,,Was?!", fragte ich schockiert. ,,Du merkst dir sowas?!"
,,Naja, sowas weiß man halt.", erläuterte er mir entspannt.
,,Äh?!"

Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Sollte ich lachen oder weinen? Und vor allem: SIEBEN MAL. SIEBEN!

,,Hast du sonst nichts zu tun, du kleiner verrückter Psychopath?", lachte ich.
,,Doch, aber wie oft du wegen mir schon errötet bist, ist nicht mehr normal. Ich habe wohl eine besondere Wirkung auf dich.", triumphierend grinste er mich an, woraufhin ich schon wieder errötete.

,,Acht.", zählte er lachend.

,,Nick!", murrte ich unbehaglich und griff zum nächstbesten Kissen, das ich Nick in sein schadenfreudig grinsendes Gesicht donnern konnte.

Zuerst guckte er mich schockiert an, doch dann sagte er: ,,Na gut, Möhrchen, ich denke nicht, dass du mit mir eine Kissenschlacht beginnen möchtest, denn wenn i...", ich ließ ihn nicht ausreden, denn ein weiteres Kissen an seinem Mund hinderte ihn, weiterzureden.
,,Du solltest den Mund nicht zu voll nehmen, Nick.", scherzte ich erheitert.
,,Ach so, sind wir heute etwa ganz lustig?", er schnappte sich ein Kissen, das neben ihm lag. ,,Du hast es so gewollt!", entgegnete er und sein Kissen landete in meinem Gesicht.

Lasset den Kissenkrieg beginnen.

So ging das dann eine ganze Weile weiter, bis wir nur noch nach Luft ringend am Boden lagen.

,,Ich muss zugeben, Möhrchen, du bist eine würdige Gegnerin.", lobte er mich.
,,Tja, du bist nicht der einzige, der mich unterschätzt hat.", erzählte ich ihm.
,,Dass ich dich unterschätz habe, hab' ich nie gesagt."

Und so lagen wir noch ein wenig herum, bis Nick aufstand und plötzlich fragte:
,,Aber wir wollen doch nicht den ganzen Tag auf dem faulem Fell schmoren. Gehen wir raus?", demonstrativ hielt er mir die Pfote hin.
Lächelnd nahm ich sie an.
,,Gerne."

,,Wohin gehen wir eigentlich?", hakte ich nach als wir mit dem Aufzug runter fuhren. ,,Lass dich doch überraschen.", war seine Antwort.

Also ließ ich mich diesmal von ihm führen.

Was uns störte, war, dass uns einige Passanten seltsam angeschaut haben.

,,Nick?!", rief plötzlich eine Stimme von einer Seitengasse.

Als wir nachschauen wollten, erkannten wir, dass es Finnick war.
,,Äh, hey Finnick!", erwiderte Nick ein wenig irritiert.
,,Nick... Was...", der kleine Wüstenfuchs sah zu mir. Sein Blick deutete auf unsere Pfoten. ,,Ist das nicht diese Politesse? Nick seit wann hast du eine Freundin?!"
Wir bemerkten, dass wir unsere Pfoten immer noch hielten. Schnell zogen wir sie verlegen voneinander weg.
Und ich wurde nun das neunte mal heute rot.
,,Okay, erstens: Es ist nicht diese Politesse, sondern Judy, eine Polizistin. Zweitens: Sie ist nicht meine Freundin.", erklärte er ihm ernst. ,,Noch nicht.", fügte er neckisch hinzu und grinste mich dabei breit an.

Ich musste mich korrigieren, das zehnte mal jetzt.

,,Aber, Nick, so kenne ich dich gar nicht.", beschwerte sich sein alter Freund.
,,Warum brennst du mit einer Polite...zistin herum? Komm schon, wo ist mein alter Kumpel hin? Was ist mit mit unseren 200€ am Tag?"

,,Finnick, werd' erwachsen und jammer' nicht so rum wie eine Heulsuse. Warum ich mit ihr ,,herumbrenne"? Weil ich jetzt auch Polizist bin.", antwortete er ihm gleichgültig.

,,Polizist?!", nun konnte der kleine Fuchs seinen Lachanfall nicht mehr verhindern.
,,Komm schon, Alter! Unsere 200€ am Tag waren doch mehr als verlockend, oder etwa nicht?", versuchte er ihn zu überzeugen. Vergeblich.
,,Finnick, ich weiß genau wieso du auf allen Vieren angekrochen kommst. Ohne mich läuft das Geschäft wohl nicht mehr so gut."
,,Was, neiiin!"
,,Ach sei, still. Jedenfalls sind meine betrügerischen Zeiten vorbei und vielleicht solltest du dir mal einen richtigen Job suchen?", schlug mein Partner ihm belustigt vor, in dem Wissen, dass das eh nie bei ihm passieren würde.
,,Ach, Nick, du bringst mich zum Heulen... Na schön, dann spiel doch schön Polizistin mit deinem Karnickel!", rief er verzweifelt.
Ich runzelte die Stirn.
,,Wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich muss einem nervigen Bengel aus dem Weg gehen.", erklärte er provokant und nahm mich wieder an der Pfote.
Verwirrt ließ ich mich wieder von ihm führen.
,,Muss ich das jetzt verstehen?", wollte ich zweifelnd wissen.
,,Nope, das musst du nicht.", sagte er bloß.

Zoomania: More than a friendship, less than a relationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt