78. Immer noch keine Fortschritte

488 24 8
                                    

Der Satz ,,Zahlen kämpfen, Asse sterben & der Joker ist die Krönung" hat sich mittlerweile in mein Gedächtnis gebrannt und lässt mich unaufhörlich grübeln.

Ich könnte niemals zulassen, dass er irgendwen umbringen würde. Die einzige Frage ist: Wen?

Ich hockte gelangweilt im Büro von Judy und mir und erledigte den nervigen Papierkram, bis es mir plötzlich wie Schuppen vor die Augen fiel.

,,Meine Eltern!", schallte meine energische Stimme durch den Raum und unterbrach die zuvor so entspannte Stille.

Sofort sprang ich auf, nahm Judy von ihrem Stuhl hoch und rannte aus dem Büro.

,,Was zum Teufel tust du, Nick? Lass mich runter, wir müssen arbeiten!", quengelte sie entgeistert und befreite sich aus meinem Griff.

,,Spinnst du?", fragte sie und stellte sich wütend mir in den Weg.

,,Ja, kann sein.", war meine einzige Antwort, bis ich sie einfach hinter mir her zog und wir letztlich in unserem Auto ankamen, wo ich auch gleich den Motor startete und los fuhr.

Inzwischen bemängelte Judy mein Vorhaben auch nicht mehr. Na ja, also nicht allzu sehr.

,,Du weißt schon, dass Chief Bogo uns wegen Arbeitsverweigerung anbrüllen wird, oder?", motzte sie mich vorwurfsvoll an.

,,Das ist keine Arbeitsverweigerung. Dass wir Daryl auf die Schliche kommen, hat sehr viel mit dem ZPD zutun.", erklärte ich ihr.

Schließlich, als wir endlich nach über zwanzig Minuten Fahrt bei meinem Elternhaus angekommen waren, hämmerte ich wie verrückt gegen die Haustür.
,,Mom, Dad! Mom...!", rief ich währenddessen wie ein kleines panisches Kind.

Als sich dann irgendwann die Tür öffnete, hätte ich fast der Person, die vor mir stand ins Gesicht getrommelt.

Die Person die vor mir stand, war meine Mutter, die mich verdutzt musterte, als stünde gerade ein wahnsinniger Psychopath vor ihr.

,,Nick, um Gottes Willen! Bist du des Wahnsinns? Was ist los?!", wollte sie komplett verständnislos wissen.

Ich umarmte sie hektisch und erleichtert, dass es ihr gut ging.

,,Mom, dir geht's gut...", seufzte ich.

,,Ja? Warte mal... Ist wer gestorben?", fragte sie schockiert.

,,Was? Nein! Na ja... Zumindest noch nicht.", entgegnete ich beklommen.

,,Wo ist Dad?!", stellte ich schon direkt die nächste überbesorgte Frage und huschte an ihr vorbei, um nach ihm zu sehen.

Wie es auch normalerweise immer der Fall war, sah ich meinen Vater der vor dem Fernseher auf der Couch hockte.

Ich schnaufte erleichtert, woraufhin mein Vater seinen Kopf zu mir drehte und mich entgeistert ansah.

,,Nick, was machst du hier? Hättest du was gesagt, hätte ich wenigstens meinen Schlafanzug ausgezogen.", war sein einziger Kommentar.

12 Uhr und immer noch hockt er im Schlafanzug da.

Ich liebe den Humor von meinem Vater. Das ist auch der Grund, weshalb ich ihn übernommen habe.

Letztendlich wollten meine Eltern natürlich auch noch wissen, warum wir so plötzlich hergestürmt kamen, also erklärten Judy und ich ihnen was Sache war. Schließlich war uns auch irgendwie keine andere Wahl geblieben, obwohl ich ihnen das lieber gespart hätte, da dies völliges Neuland für die beiden war und sie verständlicherweise auch ziemlich überraschte und schockierte.

,,Und Susan? Ihr geht's doch gut, oder?", hakte ich nach langem Erzählen nach.

,,Ja, ich glaube schon. Sie müsste, wenn ich mich nicht komplett irre, gerade in der Uni sein.", antwortete mir meine Mutter.

,,Gut. Sie ist in der Uni...", sagte ich beruhigt und wir hielten alle nachdenklich inne.

Doch ich musste diese Stille sogleich wieder unterbrechen. ,,In der Uni?!", wiederholte ich entgeistert.

Judy verdrehte schon die Augen, als ob sie wüsste, dass sie gleich nochmal von mir woanders hingezerrt wird.

Und mit ihren Vermutungen lag sie auch nicht falsch und wenige Augenblicke später landeten wir auch schon in unserem Polizeiwagen, gefolgt von der Universität, in der sich meine Schwester befand.

Wie ein Irrer fiel ich mit der Tür in den Saal ein, wo uns erst einmal jeder verdutzt ansah, wobei ich mit hektischen Blicken meine Schwester suchte.

Jeder unterbrach seine Tätigkeit und starrte uns völlig entgeistert und beängstigt an, was höchstwahrscheinlich daran lag, dass wir unsere Polizeiuniform trugen.

,,Harry, was hast du angestellt?!", konnte ich jemanden belustigt flüstern hören.

,,Officer, ist alles in Ordnung?", wollte der Professor verstört wissen.

Genau in dem Moment wo er das sagte, lief ich, ohne seine Frage zu beantworten,  auf meine Schwester zu, als ich sie fand.

Ich erkannte das Trinkpäckchen, welches sie in der Hand hielt und dementsprechend auch vor hatte, es zu trinken und schlug es ihr instinktiv sofort aus der Hand.

,,Nick, was hast du...", schockiert schaute sie dem Trinkpäckchen zu, wie es auf dem Boden landete.
,,Was zur Hölle sollte das? Das wollte ich noch trinken. Erstens. Zweitens: Was machst du hier?", fragte sie wütend.

,,Sorry, das musste sein."

,,Hey, Susan.", begrüßte Judy sie unbehaglich.

,,Oh, hallo, Judy.", erwiderte sie schüchtern und verwirrt, woraufhin Judy das Trinkpäckchen musterte und gleich darauf eine Karte am Boden des Päckchens entdeckte.

Skeptisch zeigte sie sie hoch und hielt besorgt inne.

Ich fuhr mir angestrengt durch mein Fell und atmete hörbar.

Man hörte Getuschel von allen Seiten, aber die Blicke waren alle auf uns gerichtet.

,,Wie kriegt er das jedes verdammte Mal hin?", fragte ich in mich herein.

,,Du solltest mir dafür danken.", sagte ich ihr, als sie mich immer noch vorwurfsvoll und mit einem ahnungslosem Blick anschaute.

So mussten Judy und ich uns wieder auf den Weg zum ZPD machen.

Aber dieses Mal war es wieder nur eine Zahlkarte. Es kam noch kein einziges Mal der Ass oder der Joker vor. Da musste sich Daryl wohl sehr gezielt seine Opfer ausgesucht haben.
Das Schlimmste an der Sache war, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, wie ich gegen ihn ankommen soll, denn er ist nie da. Er ist irgendwie nie da, aber irgendwie ist er überall und dennoch unsichtbar. Man weiß nie, was er als Nächstes vor hat. Dieser Typ ist so verdammt raffiniert und die Rache in Person.

Chief Bogo schickte uns auf ein Gespräch in sein Büro, wo wir nochmal über Daryl reden wollten.

,,Das Schlimmste daran ist, dass er unberechenbar ist. Er ist uns allen einen Schritt voraus. Was er tut, wo er ist, das weiß niemand, er ist quasi wie unsichtbar. Ich kann doch nicht einfach tatenlos dabei zu sehen, wie er sich Schritt für Schritt vornimmt, mein Leben zu zerstören! Und das kriegt er auch hin!"

Zwischen uns herrschte kurzzeitig ein Schweigen, da Bogo über etwas nachdachte.

,,Kennen Sie noch irgendwen der intensiven Kontakt zu ihm damals hatte?", fragte er vorsichtig.

,,Na ja, die sind doch alle abgehauen...", murmelte ich.
,,Also könnte ich zu niemanden von ihnen Kontakt aufnehmen.", fügte ich hinzu und versuchte gründlich nachzudenken.

,,Niemand außer...", und so fiel mir sofort den Namen der Person ein, denn ich eigentlich für eine Weile zu verdängen versuchte.

Schockiert blickte mich Judy an.

,,Niemand außer James."

Zoomania: More than a friendship, less than a relationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt