13. Horrorfilm mit Konsequenzen

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Letztendlich schauten wir uns doch den Film an, den Nick ausgesucht hatte.
Ich war eigentlich nach wie vor nicht einverstanden, was die Filmauswahl anging.
,,Gibt es hier eigentlich auch eine richtige Handlung, oder wird hier nur Blut rumgespritzt?", murrte ich.
,,Hm, vielleicht solltest du besser aufpassen.", ärgerte er mich.
,,Tu ich doch!", schmollte ich.

,,Warum durftest du überhaupt den Film aussuchen?", wollte ich mürrisch wissen.
,,Ganz einfach: Mein Apartment, meine Entscheidung.", erklärte er streng, woraufhin ich nur vor mich hin grummelte.
,,Och, Möhrchen, das nächste mal darfst du dir den Film aussuchen.", erklärte er mir lächelnd.
,,Gut."

,,Nein! Bitte, John, tu es nicht!"

Vor Angst umklammerte ich Nicks Arm.

,,John, bitte! Ich bin's, Kim! Erinner' dich! Wir sind beste Freunde!"

Mein Griff wurde stärker.

,,Hey, John! Komm runter! Nein, tu's nicht! Nein!"
Das Einzige, das ich danach hörte, war ein schmerzerfüllter Schrei, irgendwelche ekelhaften Geräusche und außerdem mein Geschrei.
Ich sah nichts, da ich mich hinter Nick versteckte.
,,Möhrchen, das ist nicht echt, ja? Oder wirst du etwa zum Angsthasen?", scherzte er.
,,Das machst du doch für extra!", sagte ich empört.
,,Was soll ich für extra machen?
,,Du hast dir für extra einen Horrorfilm ausgesucht, damit ich mich erschrecke und du die Chance ergreifst, dass ich mich an dich klammere.", erläuterte ich ihm mit runzelnder Stirn.
,,Möhrchen, was redest du da, DU klammerst dich doch an mich.", antwortete er mir stattdessen.
Ich verschränkte grimmig meine Arme ineinander.
,,Aber ganz unrecht hast du eigentlich nicht.", gab er grinsend zu und zog mich dicht an ihn heran, nachdem er seinen Arm um mich legte.

Ich weiß nicht wieso, aber jetzt hatte ich nicht mehr so viel Angst den Film zu gucken.

Nach und nach merkte ich, wie meine Augenlider immer schwerer wurden und ich meine Augen schließlich nicht mehr aufhalten konnte. Auf Nicks Schoß schlief ich dann ein.


Vorsichtig lugte ich um einen Baum.
,,Hier ist er auch nicht, Möhrchen.", gab mir Nick im Flüsterton zu wissen.
,,Verdammt, wo ist er nur hingelaufen?"
Nick und ich waren nun wieder im Einsatz. Dieses Mal sollten wir einen zwielichtigen Hund fangen, der illegal dealte. Doch bevor wir ihn in die Finger bekommen konnten, verschwand er mit seiner Beute in einem Wald. Und nun suchten wir ihn hier ein wenig verzweifelt.
Plötzlich sprang mich jemand an.
,,Judy!", rief Nick erschrocken und eilte mir sogleich zur Hilfe. Aber bevor Nick dem Übeltäter eins über die Rübe hauen konnte, flüchtete er sogleich.
,,Nick, das ist er!", bemerkte ich.
Schnell half mir Nick hoch und wir verfolgten den Hund.
Wir sprangen über Felsen, Stöcke und andere hartnäckige Sachen, die uns im Weg lagen. Doch dieses Mal verfehlte Nick ein Hindernis und er stolperte.
,,Nick!", rief ich besorgt und ich vernachlässigte den Hund, um meinem Partner zu helfen.
,,Geht's?", wollte ich beklommen wissen.
,,Weg hier.", sagte er bloß. ,,Judy, renn dem Hund hinterher!", forderte er nun etwas panisch.
,,Was, nein! Ich lass dich nicht zurück!", ich blieb standhaft.
,,Nein, Judy, renn! Renn weg! Renn so weit weg von mir, wie du kannst! Judy!", verlangte er mehr als ernst, was mir Sorgen bereitete.
Vor allem, weil er mich nicht Möhrchen nannte, sondern Judy. Und wenn er mich Judy nennt, ist die Situation mehr als ernst.
,,Nick?!"
,,Judy, lass mich gefälligst zurück, bitte!!", schrie er schon.
Ich hatte keine Ahnung, was hier gerade vor sich geht.
Doch da bemerkte ich es: Nicks Körper war voll mit lila Matsch. Nick ist in ein Blumenbeet gefallen. Aber nicht irgendwelche Blumen, sondern die Könige der Nacht!
Ich erschrak mich, als ich bemerkte wie Nick sich langsam veränderte und qualvoll stöhnte.
,,Judy.", war sein letztes Wort, bevor nun das Gift Oberhand von ihm erlangte und er mich hungrig anstarrte.
Blitzschnell reagierte ich und rannte.
Ich rannte so schnell, wie ich es noch nie tat. Das würde jetzt von meinem Leben abhängen. Und dieses mal ist es kein Schauspiel, sondern die Realität. Und vielleicht hat nun auch mein letztes Stündlein geschlagen.
,,Nicht so pessimistisch!", sagte ich mir selbst.
Ruckartig griff ich an den Bund an meiner Hose, um zu checken, ob hier vielleicht irgendetwas Nützliches dabei ist. Meinen Fuchsabschrecker hatte ich schon lange beiseite gelegt. Schnell nahm ich mein Funkgerät zur Hand, das mich mit dem ZPD verbindet.
,,Offizer Judy Hopps! Bitte schicken Sie schleunigst Verstärkung in den Winterwald von Zoomania! Offizer Wilde ist Opfer von den Königen der Nacht geworden und ist nun durchgedreht! Hilfe schicken, so schnell es geht!", sprach ich in das Gerät in der Hoffnung, dass Clawhauser gerade nicht an seinem Handy mit der Gazelle-App rumspielte.

Nick war dicht hinter mir, was mich noch mehr beunruhigte, als ich es ohne hin schon war.
Für die längste Zeit hielt ich es aus, von ihm wegzurennen. Doch nun war meine Glückssträhne auch schon abgelaufen. Ich stolperte und war nicht schnell genug, um wieder aufzustehen und weiterzurennen. Nein, Nick war schneller und erließ keine Gnade.

,,Nick... Tu es nicht!", bat ich ihn verzweifelt.
Er fletschte bloß seine Zähne und näherte sich mir immer mehr.
Das darf nicht wahr sein. Das darf nicht das Ende sein.
,,Nick, bitte! Erinner dich! Wir sind beste Freunde!", schrie ich hoffnungslos und mir strömten die Tränen meine Wangen hinunter.
,,Nick...", flüsterte ich nur noch und kniff mir die Augen zu, in der Hoffnung, dass der Schmerz schnell vergehen würde.
Mein Leben zog an mir vorbei.
Von nun an verging alles nur noch in Zeitlupe.
Wir beide hatten die schönste Zeit miteinander. Unsere erste Begegnung, bei der ich nie gedacht hätte, dass er mir so unglaublich wichtig werden würde. Wir haben den Bellwether Fall zusammen gelöst. Er wurde mein Partner. Mein bester Freund. Mein Nachbar. Er bedeutete alles für mich. Wieso musste es jetzt vorbei sein? Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass ich ihm noch meine Gefühle offenbaren könnte. Ich sah in ihm lange keinen Freund mehr. Er war mir viel zu wichtig.
Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen.
Aber auch, wenn er mich so ansah, schlug mein Herz wie verrückt. Ich verlor für kurze Zeit die Kontrolle über mich. Konnte nie einen klaren Gedanken fassen.
Ich hätte es ihm noch so gerne gesagt. Und zwar meine wahren Gefühle.
,,Dass ich ihn liebe.", das war der letzte Gedanken den ich fassen konnte, bis es nun endgültig vorbei war und ich den qualvollsten Schmerz aller Zeit ertragen musste.
Wenigstens hatte ich meinen letzten Moment mit ihm, Nick...

Zoomania: More than a friendship, less than a relationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt