54. Silvester bei den Hopps'

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Müde hockten Nick und ich uns auf zwei freie Plätze im fahrendem Zug. Ich könnte direkt wieder einschlafen. Es war gerade einmal 8:00 Uhr, was für mich in meiner Freizeit nicht üblich war, dass ich um diese Zeit schon irgendetwas mache. Aber die Zugfahrt nach Bunny Burrow dauerte 2 Stunden.

,,Hast du's dir schon überlegt?", hörte ich plötzlich Nick fragen, der mich aus meinem Halbschlaf holte.
,,Was überlegt?", hakte ich perplex nach und richtete meinen Kopf wieder auf.
,,Na, wie du es deinen Eltern erzählen wirst.", antwortete er.
Ich runzelte erschrocken die Stirn.
,,Äh, hehe...", lachte ich unbehaglich und kratzte mich am Hinterkopf.

Nick hob zweiflerisch eine Augenbraue. Sein Blick sagte mir: ,,Ist das dein verdammter Ernst?"

,,Hör zu, sie werden es noch erfahren.", versprach ich ihm. Wann sie es erfahren würden, verriet ich ihm jedoch nicht.
,,Aber, tu mir einen Gefallen. Dräng' mich nicht. Meine Eltern, also meine Entscheidung.", bat ich ihn.
,,Na gut. Aber, du wirst es ihnen sagen.", wiederholte er skeptisch.
,,Ja. Überlass' das mir, Nick. Ich werde es ihnen sagen.", erwiderte ich. ,,Irgendwann.", fügte ich in meinen Gedanken hinzu und grinste ihn breit an, damit er endlich mal lockerließ. Als er mich ebenfalls anlächelte, seufzte ich genervt, als er mich nicht mehr ansah und schloss verkrampft meine Augen.

Das kann ja heiter werden...

,,Nächster Halt: Bunny Burrow.", ertönte die monotone Stimme und ich werde erneut aus meinen Schlaf geholt. Aber diesmal war ich schon deutlich wacher und aufgeregt, da ich es irgendwie und irgendwann erzählen müsste. Aber am liebsten würde ich es solange wie möglich vertuschen.
,,Na komm.", sagte Nick und nahm meine Pfote.

Das fühlte sich so gut an. Dieses Gefühl werde ich wahrscheinlich für ein paar Tage nicht mehr spüren.
Ich beschloss ihn noch ein letztes Mal zu küssen und zog ihn sanft ein wenig zu mir herunter, damit ich an sein Gesicht rankam. Ich ignorierte die irritierten Blicke der anderen Tiere im Zug.

,,Wofür war das denn?", wollte er danach zufrieden grinsend wissen.
,,Nur so.", grinste ich.
,,Und ich soll gierig sein?", fragte er neckisch.
,,Bist du ja auch.", zog ich ihn kokett auf.
,,Hm, ja, ja.", lachte er triumphierend und kurz danach blieb der Zug auch schon wieder stehen.

Also stiegen wir durch die zweitgrößte Tür des Zuges aus.
Und hinten sahen wir sie schon: Meine Eltern.
,,Mom, Dad!", rief ich ihnen zu und winkte, um sie auf mich aufmerksam zu machen. Im nächsten Moment bemerkten sie mich und liefen auf uns zu.

Als ich merkte, dass Nick und ich immer noch Pfote in Pfote da standen, löste ich meine ruckartig von seiner.
Ich konnte förmlich spüren, wie er genervt seine Augen verdrehte.

,,Judy!", sagte meine Mutter enthusiastisch, bevor sie mich herzlich umarmte. ,,Hey, Mom.", begrüßte ich sie erfreut. Im nächsten Moment kam noch mein Vater hinzu. ,,Hey, Dad.", ergänzte ich sogleich.

,,Wie geht es euch? Alles gut bei euch?", löcherte meine Mutter hektisch und schaute dabei mich und Nick an.
,,Ja, alles super. Also im ZPD läuft alles wie am Schnürchen.", erwiderte ich und lächelte unschuldig.
,,Nick, schön, dass du wieder hier bist.", wand sich nun mein Vater zu Nick und drückte ihm die Pfote.
,,Ich freue mich ebenfalls, euch beide zu sehen.
,,Und ihr seid sicher, dass zwischen euch nicht mehr ist?", hakte mein Vater penetrant noch einmal nach.
,,Och, Stu.", sagte Mom genervt zu ihm.
,,Wieso, Bonnie? Es ist eine wichtige Frage.", winkte er ab und schaute nochmals zu Nick.
,,Tja, das kann euch leider nur eure Tochter beantworten.", antwortete Nick entschlossen, woraufhin ich von jedem abwartend angeschaut werde.
Perplex sperrte ich meine Augen auf und suchte nach der passenden Ausrede.
,,Was zwischen uns ist?", ich schaute auf den Boden neben Nicks und meinen Füßen. ,,Ein Stein. Und jetzt los, ich hab Hunger.", antwortete ich stattdessen und drängte mich nach vorne.

Ich wurde zwar angeschaut, als wäre ich wahnsinnig, aber immerhin wurden dann keine aufdringlichen Fragen mehr gestellt.

,,Ha ha. Witzbold, Möhrchen.", kommentierte Nick argwöhnisch.
,,Wieso, es stimmte doch.", erläuterte ich dümmlich.
Er schlug sich töricht die Pfote gegen die Stirn.

,,Judy!", hörte ich einige meiner Geschwister rufen, als wir an unserem Haus ankamen. Im nächsten Moment kamen ungefähr 15 Häschen aus meiner Geschwisterschaft auf mich zu gehoppelt und überrumpelten mich ein wenig.
,,Hallo, Judy! Endlich sehen wir dich!"
,,Ja, wir haben dich so lange nicht mehr gesehen." ,,Ich hab dich vermisst." ,,Ich auch!" ,,Judy, du bist meine Lieblingsschwester!", riefen sie voller Enthusiasmus.
,,Charlie, das sagst du zu jedem unserer Geschwister.", winkte ich lachend ab.
,,Ich weiß, weil ich euch alle so lieb habe.", grinste sie.

Doch einige guckten starr zu Nick.
,,Judy, ist das dein Freund?", wollte einer meiner kleineren Brüder abwartend von mir wissen.
Genauso erwartungsvoll starrte Nick mal wieder mit einem herausforderndem Grinsen im Gesicht an.
,,Ja! Er ist ein Freund von mir. Mein bester Freund.", antwortete ich stattdessen und grinste unschuldig.
Und er verdrehte ein weiteres Mal die Augen.
Daraufhin lachten alle meiner Geschwister laut los. Wie ein verlorener Welpe schaut ich umher, da ich das Gelächter nicht verstand. ,,Was gibt's denn da so zu lachen?", fragte ich schließlich verständnislos nach.
,,Jeder schlauer Hase weiß doch, dass Weibchen und Männlein keine besten Freunde sein können. Du kannst uns nicht vormachen, Judy!", erklärte mein kleiner Bruder, Max.

Das war überraschend. Okay, wie viel habe ich verpasst. Seit wann sind sie so schlau? Und wer hat ihnen das beigebracht?

,,Haha, so eine große Fantasie. Wer hat euch das denn beigebracht? Jedenfalls, schlägt euch das sofort aus dem Kopf, okay?", versuchte ich ihnen verkrampft klarzumachen und zog Nick sogleich am Handgelenk hinter mir her.
,,Merkst du was? Selbst deine kleinen Geschwister schnallen es.", erwiderte er genervt.
,,Ja, ja. Du hast Recht, ich weiß. Reib' mir das nicht unter die Nase.", winkte ich augenverdrehend ab.
,,Oh doch, ich werde es dir so lange unter die Nase reiben, bis du es deinen Eltern sagst, da kannst du dich drauf verlassen.", sagte er provokativ.
Wir liefen hastig die Treppen meines alten Hauses, zu meinem alten Zimmer hoch und schliffen unser Gepäck hinter uns her.
,,Du hast wohl vergessen, was du mir versprochen hast. Du sagtest, du würdest mich nicht drängen.", erinnerte ich ihn mit runzelnder Stirn.

,,Das sagte ich nicht."

,,Aber ich hab das gesagt.", ich schmiss meine Tasche auf mein Bett.

,,Okay, Judy. Was soll das?", fragte er säuerlich. ,,Warum sagst du es nicht einfach? Wie sollen sie groß reagieren? Dich umbringen?"
,,Man, Nick, wir sind gerade erst da und du schiebst jetzt schon so einen Stress!", warf ich ihm wütend vor und setzte mich auf mein Bett.
,,Ach so, jetzt bin ich also derjenige, der den Stress schiebt. Ich denke, du verwechselst hier etwas!", korrigierte er mich erbost.
,,Wieso? Ich sagte, dräng' mich nicht und was machst du? Danke. Du bist mir eine große Hilfe.", ich hob provokativ eine Augenbraue.
,,Jetzt tu' nicht auf die Scheinheilige. Ich sag' dir etwas, je früher du es sagst, desto besser. Je mehr du es herauszögerst, desto schlimmer machst du es! Lügen haben kurze Beine.", diskutierte er verärgert.
,,Wie gesagt, Nick. Wir sind gerade erst da und wir haben noch Zeit.", wiederholte ich mürrisch.
,,Ja, morgen ist Silvester, wir bleiben hier für vier Tage, mal sehen, wie lange du durchhältst.", herausforderte er mich provozierend.

Gut, Herausforderung angenommen.

Als Antwort verschränkte ich meine Arme ineinander und starrte ihn kalt an.

,,Judy, Nick? Kommt ihr runter?", hörten wir plötzlich meine Mutter rufen, die unser Schweigen unterbrach.

,,Challenge acctepted.", dachte ich mir, bevor ich aufstand und loslief.

Zoomania: More than a friendship, less than a relationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt