18. ,,Konflikt im Paradies"

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Und jetzt musste ich stark sein. Zeig' ihnen nicht, dass du verletzlich bist, was? Welch eine Ironie des Schicksals.
Stolz und ohne mir anmerken zu lassen, dass ich die ganze Nacht geweint habe, spazierte ich in den Besprechungsaal hinein.

,,Hopps, sie sind zu spät!", ermahnte mich Chief Bogo streng. ,,Ja, ,'tschuldigung.", murmelte ich und setzte mich neben Nick, ohne ihn Beachtung zu schenken. Immerhin konnte ich Nick bei der Arbeit nicht aus dem Weg gehen.

Wo bleibt seine freche Bemerkung...? Von der Seite sah ich, wie er mich verkrampft anschaute. Ich erwiderte seinen Blick nicht. Was erwartet dieser Fuchs denn? Dass ich ihn vor Freude anspringe? Nicht nach dem mir Nick derart das Herz zerbrach.

Meine Augen brennten.
Stark bleiben, bloß nicht weinen!

Und falls ihr euch fragt, wohin ich gestern gefahren bin, ich bin zurück in meinen altes Kämmerchen gezogen.
Es ist zwar nicht der beste Ort, aber so konnte ich Nick am besten aus dem Weg gehen.

,,Hopps, Wilde!", rief Bogo.
,,Da heute sowieso nicht viel los ist, hab ich heute nur eine Aufgabe für euch: Papierkram. Wegtreten."

Genervt standen wir auf.

Diese Aufgabe, war die Schlimmste, die man uns geben kann. Nichts war nerviger, als Papierkram. Aber gut, so mussten Nick und ich nicht zusammenarbeiten.

,,Möhrchen.", sagte er und lief mir hinterher. ,,Möhrchen?!"
Ich ignorierte ihn aber und öffnete die Tür unseres Büros. Wir hatten ein eigenes Büro, nur für uns zwei.
,,Möhrchen!", rief er säuerlich und stellte sich direkt vor mich. Er ging in die Hocke, um mit mir auf Augenhöhe sein zu können.
,,Was?!", zischte ich wütend, woraufhin er zurückschreckte.
,,Was ist nur los mit dir, du benimmst dich so komisch?", fragte er entsetzt.
,,Und das fragst du auch noch, nach dem, was du mir gestern angetan hast?!", warf ich ihm aufgebracht vor.
,,Wie bitte? Gestern habe ich auf dich gewartet und du bist eiskalt nicht erschienen, also konnte ich dir auch nichts ,,angetan" haben!", erklärte er zornig.
,,Ach, bitte, jetzt tu bloß nicht so scheinheilig!", sagte ich entrüstet.
,,Was?! Was zur Hölle meinst du?! Ich habe keine Ahnung, von was du da gerade sprichst!" ,,Oh, Nick! Du bist so ein hinterlistiger Heuchler!", rief ich vor Wut rasend.
Jetzt tut er auch noch so, als wäre gar nichts passiert!
,,Judy... Was redest du da?! Wir wollten uns gestern treffen und als du nicht erschienen bist, wollte ich nachschauen, ob du vielleicht noch in deinem Apartment warst und da sah ich, dass du mit Koffern einfach weggefahren bist! Also entweder brauchst du Aufmerksamkeit und spielst dich gerade einfach nur auf, oder du bist einfach nur ein derart verletzliches Häschen, das bei jedem unnötigen Scheiß rumheult und mir dann die Schuld grundlos in die Schuhe schiebst!", schrie er schon fast.
,,Unnötig?!", hakte ich erbost nach. ,,Nicht dein Ernst!"
,,Wir streiten gerade und ich habe keine Ahnung wieso!", sagte er erbittert.
,,Du weißt ganz genau, was ich meine!", meinte ich giftig.
,,Nein, eben nicht!", antwortete er bloß.
Lügner.
,,Du bist sowas von... Heuchlerisch und scheinheilig...", ich kniff meine Augen zu und unterdrückte nebenbei krampfhaft meine Tränen. Aber sie brennten schon. Lange würde ich das nicht mehr aushalten.
,,Was?!", er atmete tief ein und versuchte seine kochende Wut zu unterdrücken.
,,W-Was hab ich denn gemacht?", wollte er unruhig wissen.
Und jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchzte lauthals los.
,,Möhrchen?!", fragte er mit zitternder Stimme und nahm meine Pfote.
,,Sag' es mir doch...", forderte er mich im Flüsterton auf.
Ich schaffte es nicht, zu antworten, da ich wie in Strömungen heulte.
Und ich kann es mir selbst nicht einmal erklären.
Nick hatte auch Tränen im Auge.

Wieso er?
Fragte er sich gerade ernsthaft, was er da gemacht hat?
Oder machte er einfach nur auf scheinheilig?

Er hatte es doch verbockt. Alles.

,,Möhrchen... Ich würde dich niemals verletzen wollen. Ich hatte auch nie die Absicht das zu tun. Wenn ich dich verletzen würde, würde ich mir das selbst nicht einmal verzeihen. Du bist doch... Mein Möhrchen...", erklärte er mir aufgebracht und schaute mir dabei tief in die Augen. Er wischte mir die Tränen vom Gesicht.
,,Hast du aber.", sagte ich bloß und nahm seine Pfote aus seinem Gesicht und wendete mich gleich von ihm ab.
Schluchzend setzte ich mich an meinem Tisch.

,,Judy... Ich weiß zwar nicht, was ich getan habe... Aber es tut mir Leid. Du weißt selbst, dass ich es nicht ertrage, dich weinen zu sehen...", gab er mir schniefend zu wissen.

,,Das ist nicht verzeihlich.", antwortete ich bloß kalt.

Ich kann quasi spüren, wie er mich verletzt ansieht.

Stark bleiben.

,,Ich versteh's einfach nicht...", waren seine letzten Worte, bevor wir begannen, uns an die Arbeit zu machen.

Den Papierkram zu erledigen, brauchte ein paar Stunden.
Und diese Stunden vergingen qualvoll langsam. Besonders, da Nick und ich uns nur anschwiegen und kein einziges Wort mehr miteinander wechselten. Kein einziger Kommentar von ihm. Ich vermisse es jetzt schon. Ich vermisse es so unglaublich, obwohl noch gestern alles in Ordnung war.

Es war seine Schuld. Einzig und allein seine Schuld. Und jetzt musste er für seinen Fehler büßen.
,,Wie konnte er nur?", wiederholte sich die Frage immer und immer wieder in meinem Kopf.
Ich verspürte Hass, Wut, Trauer, Enttäuschung und vor allem Liebe für ihn. Aber durch Liebe soll man doch das Leben durch eine rosa-rote Brille sehen? Bei mir nicht. Meine Welt war betrübt. Liebe stellt das Leben auf dem Kopf. Sie soll was Gutes verheißen. Doch bei mir war es das Gegenteil. Sie soll einen überglücklich machen, einen all die Sorgen verlassen lassen, aber mir war das irgendwie nicht vergönnt. Grausames Schicksal.
Egal wie sehr ich versuchte, ihn zu hassen, es ging nicht.

Plötzlich verließ Nick unser Büro. Er war anscheinend fertig.
Na, super, jetzt war ich alleine.
Ungehemmt begann ich wieder zu weinen. Zum Glück war ich auch schon fast fertig.
Schnell heftete ich das letzte Blatt ab, damit ich nun ungestört weiterweinen konnte. Der Wasserfall war nicht mehr zu stoppen, da ich ihn schon wie lange schon unterdrückt habe.
Mit meinem Kopf auf dem Tisch schluchzte ich vor mich hin und versank in Selbstmitleid.
Ich hatte keine Lust irgendwas zu machen. Wollte weder nach Hause fahren, noch aufstehen. Also verweilte ich hier auf dem selben Fleck für zwei ganze Stunden.
Zwei Stunden, in der ich nur verbittert Tränen vergoß.
Mit beiden Pfoten stützte ich meinen Kopf und sah verträumt aus dem Fenster.
,,Oh, Nick, wie gerne würde ich jetzt wollen, dass du mich tröstest und mir die Tränen vom Gesicht wischst... Und mich einfach nur wortlos in den Arm nimmst und mir erklärst, dass ich die einzige bin, die du liebst...", schwärmte ich in Gedanken versunken.

Erwartungsvoll schaute ich hinter mich, in der Hoffnung, dass er für mich da sei.
War er aber nicht.

,,So ist es aber nicht.", stellte ich traurig fest.
Das Leben ist leider kein Märchenfilm, in dem Prinz Charming plötzlich auf merkwürdige Art und Weise erscheint, wenn du ihn ganz dringend benötigst...

Das wird eine schwierige und nicht gerade schmerzfreie Zeit sein....

Zoomania: More than a friendship, less than a relationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt