50. Emotionales Wiedersehen mit den Wilde's

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Marathon :D

Der 24. war schon wieder wie im Flug vergangen. Ich habe Weihnachten bis her glaube ich noch nicht so ,,speziell" gefeiert. Und damit meine ich, dass ich noch nie ohne meine Familie gefeiert habe.

,,Du bist schon wach?", wollte Nick verschlafen wissen und rieb sich über die Augen.

Ja, Nick hatte mich heute Nacht mal wieder überredet in seinem Apartment zu bleiben, weil er sich sonst ja so einsam fühlt.

Genau.

,,Was heißt denn ,,schon"? Es ist schon 12 Uhr, du Schlafmütze.", konterte ich.

Plötzlich setzte er sich ruckartig auf.
,,Oh, verdammt.", fluchte er.

,,Wieso, was ist los?", erschrak ich mich und setzte mich ebenfalls auf.
,,Wir müssen aufstehen und uns fertigmachen.", forderte er hektisch, sprang aus dem Bett und zog sich einen Pulli an.
,,Fertigmachen für was?", fragte ich verwirrt.

Er grinste mich unbeholfen an.
,,Was hast du ausgefressen, Nick?", wollte ich misstrauisch wissen und stand auf.

,,Was? Gar nichts!", erklärte er mir entgeistert. ,,Weißt du noch? Du hast mir überlassen, was wir an Weihnachten machen."

Ich runzelte skeptisch die Stirn.
Ich bereute meine Aussage und stand daraufhin schwermütig auf.

,,Und was machen wir, wenn ich fragen dürfte?", hakte ich nach.
,,Zieh dich erstmal an.", antwortete er mir stattdessen.

,,Nick!"

,,Hey, du solltest dich doch überraschen lassen!", erinnerte er mich mit erhobener Augenbraue und ging aus dem Raum heraus und ließ somit die Frage offen stehen.
Ich seufzte genervt und kramte meine Sachen hervor.

Zwei Minuten später saß ich angezogen  am Tisch und schlürfte an der Kaffeetasse.

,,Ich mag Überraschungen ja eigentlich, aber nicht, wenn ich absolut keinen Plan habe, was ich tun werde.", sagte ich mit runzelnder Stirn.

,,Genau das, meine Liebe, ist ja auch der Sinn von Überraschungen.", erläuterte er mir belustigt.

,,Nicht ein klitzekleiner Hinweis?", seufzte ich bettelnd.

Er streichelte sich nachdenklich über's Kinn.

,,Na gut, ein klitzekleiner Hinweis.", grinste er mich lieb an. ,,Es hat etwas mit Familie zu tun."

Ich verschluckte mich an meinem Getränk.

,,Wir fahren zu deinen Eltern?!", fragte ich lauthals hustend.

,,Wow, Möhrchen. Dein Enthusiasmus ist kaum zu übersehen.", bemerkte er provokativ.

Ich blickte ihn fassungslos an.

,,Judy, meine Eltern haben ein Recht meine Freundin kennenzulernen. Deine Eltern durften mich kennenlernen und meine dürfen dich nicht kennenlernen? Ich habe keine Lust auf diese kindische Heimlichtuerei.", stellte er entsetzt klar.

Ich schwieg ihn beklommen an.

,,Komm schon, Möhrchen. Wovor hast du Angst?", wollte er besorgt wissen.

,,Vor nichts."

,,Lüg' nicht. Ich kenne dich doch.", versuchte er es aus mir herauszuquetschen. ,,Wenn es um meine Eltern geht, ich habe ihnen gesagt, dass du kein Fuchs bist."

,,Ja, hast du das?", hakte ich hoffnungsvoll nach.

,,Ja, das hab ich. Sie haben es gut aufgenommen. Du brauchst vor nichts Angst zu haben.", versicherte er mir und sah mir tief in die Augen, um mich zu beruhigen.

Tatsächlich, fiel mir dabei eine Last vom Herzen, aber nicht die ganze Last. Es sorgte mich, dass ich es bald meinen Eltern erzählen musste und ich hatte keine Ahnung wie sie reagieren würden. Vor allem mein Vater.

Nach zwei Stunden Fahrt kamen wir in auf der anderen Seite von Zoomania an. Hier war hauptsächlich nur Natur zu sehen und ein paar einzelne Häuser. Quasi abgelegen von ganz Zoomania.

,,Und hier hast du einmal gewohnt?", wollte ich verblüfft wissen, als ich aus dem Wagen stieg.
,,Ja, vor vielen, vielen Jahren...", gab er mir ein wenig betrauert zu wissen.
Ich beschloss ihn nicht weiter darauf anzusprechen und lief ihm hinterher zu einem großen Haus, bestehend aus Holz.

Ein wenig zögerlich klingelte er, als würde er sich vor irgendetwas fürchten.

Wenige Augenblicke später öffnete uns eine Füchsin mittleren Alters die Tür und zog Nick direkt in eine innige Umarmung.
,,Oh, Nick. Du bist wirklich gekommen.", merkte sie überglücklich an.
,,Natürlich, Mom.", bestätigte Nick. ,,Dachtest du etwa, ich würde nicht kommen?"

,,Ach, ich weiß nicht. Wir haben dich so lange nicht gesehen, ich dachte du hättest uns vergessen.", fügte sie bedrückt hinzu.
,,Ach was.", winkte Nick ab, als sie sich wieder von ihm löste.

Dann führte ihr Blick nach einem stillen Moment auch schon zu mir.

,,Und du bist Judy? Wie schön.", sagte sie erfreut und drückte mir herzlich die Pfote.

,,Kommt doch rein.", bat sie uns freundlich und sperrte die Eingangstür weiter auf.

Wow, ich hätte nicht gedacht, dass Nicks Mutter so herzlich ist. Naja, der Charakter von Nick und seiner Mutter unterscheiden sich ziemlich. So war jedenfalls mein erster Eindruck.

,,Folgt mir... Ach, was rede ich da, du kennst dich doch hier aus.", fiel es der Mutter ein.
Ich hätte jetzt einen amüsanten Kommentar von Nick erwartet, aber stattdessen lachte er kurz und schüchtern.

Komisch. So kannte ich ihn nicht.

,,Gerald, sieh nur, wer hier ist!", rief sie voller Enthusiasmus einem anderen Fuchs zu, der anscheinend sein Vater sein musste.
,,Nick, mein Sohn, endlich lässt du dich mal wieder blicken.", begrüßte er ihn glücklich, stand auf und umarmte ihn ebenfalls.

Meine Güte, anscheinend ist das ein Wiedersehen nach einer Ewigkeit. Ich musste zugeben, dass ich mich schon ein wenig Fehl am Platz gerade fühlte.

,,Du bist das Häschen, das ihn zur Vernunft gebracht hat?", fragte er nach und schüttelte mir gleich danach ebenso die Pfote. Ich lächelte höflich und antwortete: ,,Ja, ich denke mal, die bin ich."

Wir setzten uns auf ein Sofa, welches im Wohnzimmer stand.

Ich sah fragend zu Nick.

Was war hier eigentlich los? Wie lang hatten sie sich gegenseitig denn nicht mehr zu Gesicht bekommen?

,,Nick, wir haben gedacht, du hättest uns verdrängt. Wir hatten solche Sorgen."

Bekümmert schaute Nick auf seine Pfoten.
,,Tut mir Leid. Im Nachhinein ist man wirklich nicht stolz auf seine Vergangenheit.", entschuldigte sich Nick.
Als sein Vater meine ahnungslosen Blicke bemerkte, fing er an zu erzählen: ,,Als Nick gerade einmal zwölf Jahre alt war, wurde er wegen diesem James von allen Schulen verbandet und ab da wussten wir kaum etwas, was in seinem Leben los war. Schon immer verbrachte er Zeit mit seinem besten Freund Finnick und von Tag zu Tag brachte er haufenweise Geld nach Hause und wir wussten nicht woher. Er wollte uns ja nie irgendetwas erzählen. Was sollten wir vor allem auch machen? Er konnte nicht mehr in die Schule gehen und arbeiten durfte er eigentlich auch nicht mehr."

Nick schüttelte beschämt den Kopf.
,,Ich war ein dummer, kleiner Fuchs, ich weiß, aber ich habe mich geändert. Beziehungsweise Judy hat es.", gab er uns zu wissen und lächelte mich dabei dankbar an.
,,Nein, ich habe dich nicht geändert. Ich hab dich zu niemand anderen gemacht, als du selbst.", korrigierte er mich.
,,Mein Häschen, so weise.", lobte er mich.

Zoomania: More than a friendship, less than a relationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt