55. Silvester - Die letzte Chance im Jahr

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,,So, Judy. Es ist Silvester, also die letzte Chance im Jahr.", drängte mich Nick schon wieder und blickte mich herausfordernd an.

Gerade saßen wir alleine gegenüber voneinander, unten, im Esszimmer vor dem Tisch und warteten, bis meine Eltern das Frühstück auftischten.

Ich vergrub verzweifelt mein Gesicht in meinen Pfoten und stöhnte genervt auf. ,,Och man, Nick...", nuschelte ich überfordert.
,,Hey, Möhrchen.", er nahm meine Pfote und sah mir beruhigend tief in die Augen. ,,Sag' es ihnen einfach. Es nicht schwer, wirklich."

,,Ja, du hast gut Reden. Bei dir hört es sich wesentlich leichter an, als es eigentlich ist.", seufzte ich.

,,Es ist ja auch ganz einfach. So: Mom, Dad, ich muss euch etwas erzählen. Nick und ich sind ein Paar. Fertig.", erläuterte er sanftmütig.

,,Pschhh!", machte ich hysterisch und sah hektisch in die Küche, um zu gucken, ob irgendjemand kam.
,,Du kannst es nicht ewig verheimlichen.", sagte er und setzte seine Stirn in Falten.
,,Ja, ich weiß."
,,Du machst es dir doch einfach selbst nur so schwer, Judy.", entgegnete er seufzend.
,,Ich weiß...", quengelte ich. ,,Man, Nick, warum muss alles bloß nur so kompliziert sein?"
,,Du machst es dir doch selbst so kompliziert.", wiederholte er und grinste schief.
,,Du bist mir eine große Hilfe, mein Lieber. Du musst mir das jetzt nicht auch noch unter die Nase reiben.", sagte ich bittend und lächelte dabei gequält.
Er lachte. ,,Du weißt, dass ich das tun muss.", lehnte er ab und grinste mich schadenfreudig an.
,,Ja, ja, das weiß ich. Du bist so ein Quälgeist, Nick. Weißt du das?", neckte ich ihn grinsend.
,,Natürlich weiß ich das. Aber nur, weil du dich so gut quälen lässt.", zog er mich freudig auf und beugte sich etwas zu mir vor.
,,Das stimmt nicht, das stimmt überhaupt nicht.", winkte ich breit grinsend ab und näherte mich ebenfalls seinem Gesicht.
,,Doch, das stimmt. Soll ich dir es beweisen?", fragte er kokett und ließ den Abstand zwischen unseren Nasenspitzen immer geringer werden.

Aber, als wir bemerkten, dass meine Eltern schon wieder zurück kamen, entfernten wir uns blitzschnell wieder voneinander und sahen perplex umher. Das schien jedenfalls meine Mutter bemerkt zu haben und fragte: ,,Alles klar bei euch?"

Ich lachte dümmlich. ,,Äh, ja. Sogar klarer als klar!", bestätigte ich töricht und lachte schief.
Nick schüttelte mit zugekniffenen Augen den Kopf vor Fremdscham.
,,Okay... Gut.", sagte sie und stellte verwirrt das Essen ab.

,,Och, Judy...", murmelte Nick entsetzt.

,,Es ist ja schon wieder ein Jahr vergangen, das ging so schnell, nicht wahr?", sagte meine Mutter verträumt und setzte sich sowie mein Vater auf einen Stuhl neben uns.
,,Ja, das ging echt schnell.", bestätigte Nick. ,,Und was in diesem Jahr alles passiert ist.", nun sah er mich vorwurfsvoll an.

,,Ja, denn ich habe es geschafft, Polizistin zu werden, Nick auch.", erwiderte ich grimmig und blickte ihn drohend an.

Ich nahm mir ein Brot und schmierte etwas Karottenfrischkäse darauf.

,,Oh, Möhrchen, du übersiehst da etwas.", erklärte er entgeistert.

Meine Eltern gafften uns bloß so an, als hätten wir sie nicht mehr alle.

,,Oh ja, was Nick damit meint, ist diese wunderbare Freundschaft .", betonte ich.

,,Kalt.", sagte Nick stutzig.

,,Ich meine diese beste Freundschaft.", korrigierte ich mich auffällig.

,,Hm, wärmer.", er hob lächelnd eine Augenbraue.

Ich trat ihn säuerlich auf den Fuß, damit es meine Eltern nicht sehen konnten und sagte ihm mit meinem Blick, dass es besser für ihn wäre, wenn er jetzt still sein würde.

Er zog einen schmerzerfüllten Gesichtsausdruck und unterdrückte, jetzt laut zu loszuschreien.
Verstört schwiegen uns meine Eltern an.

,,Oh, Nick, alles in Ordnung?", wollte meine Mutter besorgt wissen.
,,Ja, ihm geht's gut, ihm ist nur so warm, dass es ihm die Sprache verschlägt.", antwortete ich und musste mich innerlich ohrfeigen.

Ich musste auf jeden Fall an meinen Ausreden feilen.

,,Ernsthaft? Hier drinnen sind es 27 Grad.", gab sie uns irritiert zu wissen.
,,Nein, alles in Ordnung. Ich hab vermutlich nur so Hunger.", winkte Nick dümmlich ab.

,,Dann, schlag' zu.", bot ihn mein Vater an, woraufhin Nick seiner Anweisung befolgte und sich etwas Brot nahm und das mit Blaubeermarmelade beschmierte.

,,So, dann erzählt doch mal, was für spannende Abenteuer ihr bei Verbrecherjagd erlebt habt.", entgegnete Dad enthusiastisch.

Ich sperrte entsetzt die Augen auf, hielt inne und legte mein Brot wieder auf den Teller.

,,Also, wisst ihr, es ist so unglaublich viel passiert, das glaubt ihr gar nicht."
,,Gut, dann erzähl doch etwas.", drängte mich mein Vater.

Ich blinzelte hilfesuchend zu Nick.

,,Nun, einmal, da sind wir beide durch ein Fenster eines brennenden Hauses gesprungen.", sagte er daraufhin, als wäre es das Normalste der Welt.
Ich starrte ihn stutzig an, woraufhin er mich verständnislos anschaute.

,,Ach du meine Güte! Das ist ja total gefährlich!", wendete meine Mutter besorgt ein.
,,Ja, euch hätte etwas passieren können!", kommentierte nun mein Vater.

,,Na, super. Toll gemacht, Nick. Jetzt machen die zwei sich Sorgen.", verständigte ich ihn mit einem bloßen Blick.
Er zuckte unschuldig die Schultern.

Gut, dass wir uns sogar mit Blicken verständigen konnten.

,,Nein, nein. Wir sind professionell.", winkte er selbstsicher ab.

Also erzählten wir meinen neugierigen Eltern, alles was noch passiert ist, wobei wir, beziehungsweise ich, einen großen Bogen über das machen musste, was speziell bei Nick und mir vorgefallen ist. Meinem Freund hat das überhaupt nicht gefallen. Ich weiß, was mir später blüht: Nick wird mir Vorwürfe machen und mich wahrscheinlichen als einen Angsthasen bezeichnen. Aber ich schaffte es nicht, über meinen eigenen Schatten zu springen. Jedesmal, wenn ich kurz davor bin, und es nur noch ein klitzekleines Bisschen fehlt, bis sie es endlich erfahren, redet mein Mund selbst und sagt irgendeinen absurden Mist. Ich weiß nicht, irgendwas in mir will es einfach nicht zulassen. Es ist diese blöde Ungewissheit. Wie würden sie reagieren? Würden sie es akzeptieren? Würde mein Vater handgreiflich werden? Was würden sie sagen? Vermutlich werden sie irgendetwas sagen, von wegen, blabla, was, wenn ihr eine Familie gründen wollt? Klappt das? Sie werden uns aufklären und da bin ich schon einmal durch und das mochte ich mir auf gar keinen Fall noch einmal antun. Ja, das möchte ich definitiv jedem erspart lassen. Höchstwahrscheinlich gehe ich gerade nur vom Schlimmsten aus, aber man kann ja nie wissen.

Ich hab vergessen das Kapitel hochzuladen 😱... Deshalb lade ich jetzt zwei Kapitel hoch 🙂

Zoomania: More than a friendship, less than a relationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt